Nam June Paik 1932 - 2006

  • 1932

    20. Juli: Nam June Paik wird als Sohn eines Textil- und Stahlfabrikanten in Seoul/Korea geboren.

  • 1950

    Ausbruch des Koreakrieges: die Familie flieht über Hongkong nach Tokio.

  • 1952-1956

    Paik studiert westliche Ästhetik, Musik- und Kunstwissenschaft an der Universität Tokio.

    Thema seiner Abschlussarbeit ist der deutsche Komponist Arnold Schönberg.

  • 1956-1958

    Er studiert Musikgeschichte an der Universität München und Komposition bei Wolfgang Fortner (1907-1987) an der Freiburger Musikhochschule.

  • 1958-1963

    Zusammen mit Karlheinz Stockhausen (1928-2007) arbeitet Paik im WDR-Studio für Elektronische Musik.

    Schlüsselerlebnis für seine künstlerische Entwicklung wird die Begegnung mit dem amerikanischen Komponisten John Cage (1912-1992) in Darmstadt 1958.

  • 1959

    Anhand der "Hommage à John Cage" entwickelt Paik erstmals das Konzept seiner Aktionsmusik: Hier haben zufällige Töne und Geräusche den gleichen Stellenwert wie die klassischen Klänge eines Instruments oder Augenblicke der Stille.

    Das Zertrümmern von Instrumenten soll das Publikum bewusst schockieren und zu weitergehenden Entwicklungen anregen.

  • 1962

    Teilnahme an "Fluxus. Internationale Festspiele neuester Musik" in Wiesbaden.

    Von nun an bezieht Paik das Fernsehen in seine Kunst mit ein. Er verfolgt dabei das Ziel, Grundlagen der elektronischen Musik über das visuelle Medium Fernsehen sichtbar zu machen.

  • 1963

    Erste Einzelausstellung in der Wuppertaler Galerie Parnass: "Exposition of music - electronic television". Ausgestellt werden präparierte Klaviere, Klangobjekte und zwölf manipulierte Fernseher. Diese Bildschirme bieten dem Betrachter Möglichkeiten, selbst auf das Kunstwerk schöpferisch einzuwirken. Das Fernsehen wird nun Paiks bevorzugtes Medium, an dem er die Veränderlichkeit am Kunstwerk zeigt.

    Dies ist typisch für die internationale Fluxus-Bewegung von Wolf Vostell und George Macunias.

  • 1963/64

    Paik unternimmt eine Japanreise.

    Mit dem Elektroingenieur Shuya Abe experimentiert er an der Kombination von Farbfernsehen und Elektromagnetismus. Es sind erste Versuche, statt mit Pinsel und Farbe mit technischen Mitteln zu malen.

    Ebenfalls mit Abe baut er einen Roboter als Imitation des Menschen. Es ist der "Urgroßvater" seiner späteren "Family of Robot".

  • 1964-1967

    Paik geht nach New York und lernt die Cellistin Charlotte Moorman kennen.

    Sie arbeiten mehrere Jahre eng zusammen. Paik entwirft zahlreiche Objekte für sie ("TV-Büstenhalter", "TV-Cello").

    1967 tritt Moorman zur Aufführung seiner "Opera sextronique" halbnackt auf. Sie und Paik werden von der New Yorker Polizei festgenommen.

  • 1965

    Paik und Moorman beteiligen sich an dem Happening "24 Stunden" mit Joseph Beuys, Wolf Vostell u.a. in der Wuppertaler Galerie Parnass.

    Er erwirbt eines der ersten Modelle einer tragbaren Videokamera. Noch am gleichen Abend veröffentlicht er seine Aufnahmen: "Das Fernsehen hat uns ein Leben lang attackiert, jetzt schlagen wir zurück. Nun machen wir unser Fernsehen selbst."

    Paik wird zum Vater der Videokunst.

  • 1966

    Die Installation "TV-Cross" wird im Stockholmer Museum of Technology ausgestellt, bei der erstmals mehrere Fernseher zu einer Skulptur vereint werden.

  • 1969/70

    Paik und Abe entwickeln den Video-Synthesizer und bauen die Möglichkeiten einer elektronischen Malerei weiter aus.

  • ab 1970

    Werkserie der "closed circuits": berühmtestes Beispiel ist der Video-Buddha. Eine antike Buddha-Figur sitzt vor einem Fernseher und wird gleichzeitig von einer Kamera aufgenommen. Das Bild der Buddha-Statue erscheint darum gleichzeitig auf dem Bildschirm - der Kreislauf ist geschlossen. Anders als bei einem Spiegel zeigt der Fernseher ein seitenrichtiges Abbild.

  • 1977

    Heirat mit der Videokünstlerin Shigeko Kubota (geb.1937).

  • seit 1979

    Professur an der Kunstakademie Düsseldorf.

  • 1982

    Erste Retrospektive im Whitney Museum of American Art, New York. Hierfür entwirft Paik die erste architektonische Video-Installation: die V-yramid in Form einer Pyramide.

    Im Pariser Centre George Pompidou baut er eine Installation aus 384 Monitoren auf und zeigt sein Tricolor Video. Durch diese Ausstellungen wächst Nam June Paiks Bekanntheitsgrad weltweit.

  • 1984

    Als Auftakt des Orwell-Jahres organisiert Paik am 1. Januar die Satellitenübertragung "Good Morning, Mr. Orwell". Künstler und Musiker nehmen von Paris und New York aus an der Show teil: Joseph Beuys, Ben Vautier, Yves Montand, Laurie Anderson, Peter Gabriel, Charlotte Moorman u.a.

  • 1986

    Paik stellt seine "Family of Robot" in Cincinnati/USA vor, für die er modernste Videomonitore und Video Disc Player verwendet.

  • 1987

    Auf der documenta 8 in Kassel ehrt er mit dem Triptychon "Beuys - Voice" seinen Künstlerfreund. Joseph Beuys war im Jahr zuvor verstorben.

    Aufnahme als Mitglied in der deutschen Akademie der Künste in West-Berlin.

  • 1988

    Aus Anlass der Olympischen Spiele in Seoul verwirklicht er ein weiteres Großprojekt. "The more the better" ist ein Medienturm aus 1003 Monitoren.

    Fernsehstationen aus 12 Ländern liefern dazu das Filmmaterial.

    Seit 1988 lebt Paik in New York und Wiesbaden.

  • 1993

    Paik stellt Videoarbeiten im deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig aus, darunter "Sixtinische Kapelle" und "Liegender Buddha".

  • 1996

    Paik erleidet einen Schlaganfall und ist seitdem auf einen Rollstuhl angewiesen.

  • 1997

    Teilnahme an der großen Kunstausstellung "Die Epoche der Moderne - Kunst im 20. Jahrhundert" in Berlin.

  • 1998

    Im Juni wird Paik mit dem mit 700.000 D-Mark dotierten Kyoto-Preis ausgezeichnet, der ihm im November unter Anwesenheit der kaiserlichen Familie verliehen wird.

    Frühere Auszeichnungen sind u.a. der Kurt-Schwitters-Preis (1989), der Goslarer Kaiserring (1991) und die Picasso-Medaille der UNESCO (1992)

  • 2006

    29. Januar: Nam June Paik stirbt im Alter von 73 Jahren in Miami/USA.

 

(br/reh) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 07.03.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Radau, Birte/Haunhorst, Regina: Biografie Nam June Paik, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/nam-june-paik.html
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