- 1930
27. März: Daniel Isaac Feinstein (später Spoerri) wird in Galati/Rumänien als Sohn des zum Protestantismus konvertierten Juden Isaac Feinstein geboren.
Sein Vater kommt 1941 in einem nationalsozialistischen Vernichtungslager ums Leben.
Die Familie flieht in die Schweiz, die Heimat der Mutter.
- 1953/54
Spoerri nimmt eine Stelle als Baletttänzer an der Berner Oper an. Anschließend versucht er sich in Bern auch als Regisseur kürzerer Experimentalfilme.
- seit 1959
Spoerri zieht nach Paris und trifft dort die Künstler Jean Tinguely (1925-1992), Arman (geb. 1928), Francis Dufrene und Yves Klein (1928-1962). Sein Interesse für die bildende Kunst wird durch die Zusammenarbeit mit Tinguely geweckt. Anschließend entwickelt Spoerri eine eigenständige Objektkunst.
Seit den 1960er Jahren macht sich Spoerri mit den sogenannten Fallenbildern einen Namen. Wie in einer "Falle" soll ein Stück Alltagswirklichkeit eingefangen werden.
Er fixiert und konserviert zufällig vorgefundene Anordnungen von Gegenständen des Alltags als Kunstwerke. Später umschreibt er diese Objekte als "Topographien des Zufalls".
- 1960
27. Oktober: Zusammen mit den Künstlern Jean Tinguely, Arman, Francis Dufrene, Raymond Hains, Yves Klein, Pierre Restany, Villeglé und Martial Raysse begründet Spoerri die "Neuen Realisten" in Paris. Sie wollen sich absetzen einerseits von "der in Paris dominierenden informellen Malerei mit ihrem Subjektivismus" und andererseits von "der in Amerika aufkommenden Popart".
Austellung seines Fallenbildes "Das Frühstück des Kichka I" im Museum of Modern Art, New York.
- 1961
Spoerri entwickelt die sogenannten Ent-Täuschungsbilder: zweidimensionale, in realistischer Manier gemalte Bilder, die durch das Aufkleben oder Anmontieren von Objekten eine dritte Dimension erhalten. In Mailand wird sein Ent-Täschungsbild "Die Dusche" ausgestellt.
- 1961-1964
Im Kunstmuseum Düsseldorf wird das Fallenbild "Der Stuhl von Marcelle" ausgestellt.
- 1966
Spoerri zieht sich für ein Jahr auf die kleine griechische Insel Symi zurück. Während dieses Aufenthalts entstehen die 25 Objekte der sogenannten Zimtzauber-Episode. Es handelt sich dabei um abgelegte Gebrauchsgegenstände, die in der Komposition mythisch überhöht werden und Fetischcharakter gewinnen.
- 1966/67
Im Museum Morsbroich in Leverkusen werden die Zimtzauber-Konserven "Magische Objekte mit einer Nuß" ausgestellt.
- 1968
Veröffentlichung der Schrift "Anekdoten zu einer Topographie des Zufalls".
- 1968-1972
Spoerri betreibt in der Altstadt von Düsseldorf das "Restaurant Spoerri" und die "Eat-Art-Gallery". Die Eat-Art besteht aus Resten von beendeten oder abgebrochenen Mahlzeiten, die im Sinne der "Fallenbilder" zu Momentaufnahmen eingefroren und anschließend mit Leim und Konservierungsstoffen fixiert werden.
- 1971
Ausstellung der Montage "Die Gefahr der Vervielfältigkeit" im Fondazione MudiMa, Mailand.
- 1978-1982
Hochschullehrer für Kunst in Köln.
- 1979
Spoerri initiiert das "Musée Sentimental" in Köln, das als Vorbild für einen neuen Ausstellungstypus Schule macht. Dort wird der Versuch unternommen, die Geschichte einer Stadt mit Hilfe von Relikten aus dem Alltagsleben zu erzählen.
- 1980
Veröffentlichung einer mythologischen Untersuchung über "Heilrituale an bretonischen Quellen".
- 1983-1989
Professor an der Akademie der bildenden Künste München.
- 1985
In der Galerie Andy Illien in Zürich wird das Ent-Täuschungsbild "Hautkrankheiten" ausgestellt.
- 1985-1989
Veröffentlichung von Kochbüchern unter dem Titel "100 Kochrezepte".
- 1987/88
Ausstellung des Ent-Täuschungsbildes "Das Ballett der deutschen Schäferhunde" in der Galerie Beaubourg, Paris.
- 1990
März: Eröffnung einer Wanderausstellung mit circa 120 Arbeiten aus Spoerris bisherigen Werk im Centre Pompidou in Paris.
- 1995
Das Deutsche Brotmuseum in Ulm stellt 22 Tische von Spoerri mit dem Titel "Sevilla-Tische: eaten by" aus.
- 1998
Der Kunstverein Kassel zeigt eine Installation Spoerris mit 26 großformatigen Arbeiten aus dem Zyklus "Karneval der Tiere".
(hl/iz) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 22.01.2016
Text: CC BY NC SA 4.0
Empfohlene Zitierweise:
Lébedel, Hélène/Zündorf, Irmgard: Biografie Daniel Spoerri, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/daniel-spoerri.html
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