Theodor Oberländer 1905 - 1998

1. Mai: Theodor Oberländer wird in Meiningen als Sohn eines Regierungsbeamten geboren.

Oberländer wird Mitglied des völkischen Jugendbundes "Adler und Falken".

Abitur am Humanistischen Gymnasium Bernhardinum in Meiningen.

Oberländer studiert Agrarwissenschaften in München, Hamburg und Berlin.

9. November: Oberländer nimmt am Hitler-Ludendorff-Putsch in München teil.

Zeitfreiwilliger in einem Infanterieregiment der Reichswehr.

Oberländer arbeitet für die deutsch-russische Saatbau AG in der Sowjetunion.

Oberländer wird in Berlin zum Thema "Landwirtschaft in Litauen" zum Doktor der Agrarwissenschaften promoviert.

Oberländer studiert Nationalökonomie an der Universität Königsberg und wird 1930 zum Doktor der Wirtschafts- und Staatswissenschaften promoviert.

Studienaufenthalte in der Sowjetunion, China, Japan, Kanada und den Vereinigten Staaten, um Rationalisierungsmethoden im Ackerbau zu untersuchen.

Assistenz am Institut für ostdeutsche Wirtschaft der Universität Königsberg, ab März 1933 ist Oberländer dessen kommissarischer Leiter (nun "Institut für osteuropäische Wirtschaft").

Habilitation Oberländers an der Universität Königsberg; Eintritt in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP).

Professur für Landwirtschaftspolitik an der Technischen Hochschule Danzig.

Bundesführer des völkischen "Bund deutscher Osten" (BDO); zudem ist Oberländer Ostpreußischer Landesführer der "Vereinigung für das Deutschtum im Ausland" (VDA).

Oberländer wird außerordentlicher Professor für osteuropäische Wirtschaft an der Universität Königsberg.

Aufgrund einer Intrige von NSDAP-Gauleiter Erich Koch und Mitarbeitern der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) muss Oberländer seine Professur in Königsberg sowie seine Ämter im BDO und VDA aufgeben.

An der Universität Greifswald ist Oberländer Mitdirektor des Staatswissenschaftlichen Seminars.

Oberländer ist für den Nachrichtendienst der Reichswehr "Abwehr" tätig und Kommandeur von deutsch-ukrainischen und deutsch-kaukasischen Freiwilligenverbänden an der Ostfront.

Seine Denkschriften über die Ostpolitik führen auf Befehl von SS-Führer Heinrich Himmler zu Oberländers Ablösung als Kommandeur und schließlich zu seiner Entlassung aus der Wehrmacht.

Als ordentlicher Professor ist Oberländer an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Karls-Universität in Prag und wird 1941 deren Dekan.

Oberländer ist deutscher Verbindungsoffizier im Stab der russischen Truppen in der Wehrmacht.

Oberländer befindet sich in amerikanischer Kriegsgefangenschaft.

In seinem Entnazifizierungsverfahren wird Oberländer als "entlastet" eingestuft.

Oberländer arbeitet in der Landwirtschaft in Uelzen, später in der Rhön und bei der Firma "Samenzucht Terra" in Bayern; Eintritt in die FDP.

Zusammen mit Waldemar Kraft gründet Oberländer den Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) in Bayern.

Oberländer ist als BHE-Abgeordneter im Bayerischen Landtag und Staatssekretär für das Flüchtlingswesen im bayerischen Innenministerium.

Oberländer ist bayerischer Landesvorsitzende des GB (Gesamtdeutscher Block)/BHE und von 1954 bis 1955 Bundesvorsitzender.

1955 verlässt er die Partei.

Oberländer ist Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte im zweiten und dritten Kabinett unter Bundeskanzler Konrad Adenauer.

Mitglied des Deutschen Bundestages (bis 1955 als Abgeordneter der GB/BHE; 1955 fraktionslos, ab 1956 CDU-Abgeordneter).

Oberländer tritt in die CDU ein.

Vorsitz des CDU-Landesverbandes Oder-Neiße.

Oberländer wird mit dem Bundesverdienstkreuz mit Schulterband und Stern geehrt.

20.-29. April: In einem Schauprozess verurteilt das Oberste Gericht der DDR Oberländer in Abwesenheit wegen Kriegsverbrechen zu lebenslanger Haft. Die SED will mit diesem Beispiel die Bundesrepublik unglaubwürdig erscheinen lassen, indem sie aufzuzeigen versucht, dass der Nationalsozialismus dort ungebrochen weiterwirke. Die DDR-nahe Zeitschrift der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes "Die Tat. Antifaschistische Wochenzeitung", wirft Oberländer im September 1959 vor, 1941 an der Ermordung von Juden und Polen in Lwiw (Lemberg) beteiligt gewesen zu sein. Auch Journalisten wie Gerd Bucerius in "Die Zeit" oder Bernt Engelmann im "Spiegel" machen sich die Vorwürfe zu Eigen. Das Urteil der DDR-Justiz wird 1993 als rechtstaatswidrig aufgehoben. Anhand von mittlerweile zugänglichen Stasi-Unterlagen ist belegt, dass die Kampagne auch mit gefälschten Dokumenten betrieben wurde.

3. Mai: Oberländer tritt aufgrund des öffentlichen Drucks als Bundesminister zurück.

September: Die Staatsanwaltschaft Bonn stellt ihre Ermittlungen gegen Oberländer wegen fehlenden Tatverdachts ein.

Erneut Mitglied des Deutschen Bundestages für die CDU.

Oberländer berät den Rüstungskonzern Messerschmidt-Bölkow-Blohm.

Oberländer unterzeichnet mit anderen deutschen Hochschulprofessoren das Heidelberger Manifest, das einen Stopp der Einwanderung von Ausländern in die Bundesrepublik fordert.

Die Staatsanwaltschaft Köln prüft die Unterlagen der DDR-Verurteilung und leitet erneut ein Verfahren gegen Oberländer ein wegen einer möglichen Beteiligung an einem Massaker in Lwiw (Lemberg) während des Zweiten Weltkrieges.

4. Mai: Oberländer stirbt in Bonn. Wenige Tage später wäre das Kölner Verfahren wegen mangelnden Tatverdachts eingestellt worden.