Jahreschronik 1967

JANUAR
  • 01.01.

    In West-Berlin wird die sogenannte Kommune 1 gegründet. Aus dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) entstanden, versteht sich die Kommune 1 als eine in das Alltagsleben umgesetzte Form der Außerparlamentarischen Opposition. Außerdem streben die Mitglieder der Kommune 1 mit ihrer gemeinsamen Lebensform eine "Revolutionierung des Alltags" an, in der die bürgerlichen Beziehungen zwischen den Geschlechtern und zu den Kindern aufgehoben werden sollen.

  • 02.01.

    Der Bayerische Rundfunk strahlt die erste Unterrichtseinheit des Telekollegs aus. Über Fernsehsendungen mit schriftlichem Begleitmaterial soll Absolventen der Volksschule die Möglichkeit gegeben werden, in ca. drei Jahren die Fachschul- oder Fachhochschulreife zu erlangen.

  • 25.01.

    Über 1.000 Demonstranten empfangen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger mit einem Pfeifkonzert in West-Berlin. Sie protestieren damit gegen die Erhöhung der Studiengebühren und das Demonstrationsverbot in der Berliner Innenstadt.

  • 27.01.

    Unter UN-Vermittlung unterzeichnen 63 Staaten, darunter die USA, die UdSSR und Großbritannien, den Vertrag über die friedliche Nutzung des Weltraums.

  • 31.01.

    Die Bundesrepublik vereinbart mit Rumänien die Aufnahme diplomatischer Beziehungen.

FEBRUAR
MÄRZ
  • 12.03.

    Die Flucht der Tochter Josef W. Stalins, Swetlana Allilujewa (geb. 1924), in die Schweiz sorgt weltweit für Aufsehen. Am 22. März reist Allilujewa weiter in die USA.

  • 13.03.

    Nach vierjähriger Ermittlungsarbeit erhebt die Aachener Staatsanwaltschaft Anklage gegen Angestellte der Firma Chemie Grünenthal GmbH, den Herstellern des Schlafmittels "Contergan", welches bei Einnahme durch Schwangere in etwa zu Missbildungen der Neugeborenen führen kann. Der Prozess endet erst am 18. Dezember 1970.

  • 14.03.

    Helmut Schmidt wird als Nachfolger des im Februar verstorbenen Fritz Erler (1913-1967) zum neuen Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion gewählt.

  • 21.03.

    Bundesdeutsche Premiere des Spielfilms "Mahlzeiten" von Edgar Reitz (geb. 1932). Der Film erhält auf der Biennale in Venedig einen Preis als bester Erstlingsfilm.

  • 26.03.

    In der Nähe von Cornwall läuft der Supertanker "Torrey Canyon" auf ein Riff und verursacht die erste große Ölkatastrophe vor einer europäischen Küste.

APRIL
  • 01.04.

    Die Deutsche Bundesbank hebt die seit 1936 geltende Zinsverordnung auf. Damit können die Banken und Sparkassen selbst entscheiden, welche Guthabenzinsen sie festlegen.

  • 03. - 04.04.

    Zwischen der DDR und der UdSSR wird ein längerfristiges Wirtschaftsabkommen geschlossen.

  • 04.04.

    Im früheren Salzbergwerk Asse im Landkreis Wolfenbüttel werden zum ersten Mal in der Bundesrepublik radioaktive Abfälle "entsorgt".

  • 12.04.

    Der Bundespräsident ernennt erstmals sieben Parlamentarische Staatssekretäre. Diese müssen Mitglieder des Deutschen Bundestages sein und sollen den Mitgliedern der Bundesregierung zur Unterstützung beigeordnet werden.

  • 15.04.

    In New York/USA demonstrieren unter der Führung des Bürgerrechtlers Martin Luther King (1929-1968) mehr als 125.000 Menschen gegen den Krieg in Vietnam.

  • 19.04.

    Altbundeskanzler Konrad Adenauer stirbt im Alter von 91 Jahren in Rhöndorf.

  • 29.04.

    Uraufführung des Rock-Musicals "Hair" in New York. Die Presse reagiert auf das Werk zunächst empört, von den Jugendlichen in aller Welt wird es hingegen innerhalb kürzester Zeit zu einem Kultstück erhoben. Das Werk zeigt das Leben einer Hippie-Gemeinschaft, die gegen das US- amerikanische Bürgertum, die Rassendiskriminierung und den Vietnamkrieg protestiert. 50 Brauereien in der Bundesrepublik propagieren in einer Werbeaktion unter dem Motto "Ex und Hopp" die Einwegflasche und wollen das Bierflaschenpfand abschaffen.

  • 30.04.

    In Düsseldorf wird der Neubau der Kunsthalle und des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen feierlich eröffnet.

MAI
  • 09.05.

    Die Verteidigungsminister von 14 NATO-Mitgliedsstaaten (ohne Frankreich) legen neue Leitlinien für das strategische Konzept des Bündnisses bis 1972 fest. Die wichtigste Neuerung liegt in der Aufgabe der bisher geltenden Politik der "massiven Vergeltung" zugunsten der "flexiblen Verteidigung" (flexible response).

  • 22. - 23.05.

    Auf dem Bundesparteitag der CDU wird Bundeskanzler Kiesinger zum Vorsitzenden und Ludwig Erhard zum Ehrenvorsitzenden gewählt.

  • 26.05.

    Der Deutsche Sportbund und die Deutsche Olympische Gesellschaft gründen die Stiftung Deutsche Sporthilfe, deren Ziel in der materiellen Unterstützung der Sportler liegt.

  • 27.05.

    An verschiedenen Orten Kölns veranstaltet der Künstler Wolf Vostell ein Happening unter dem Titel "Miss Vietnam".

  • 27.05. - 04.06.

    Besuch des persischen Schahs Mohammad Resa Pahlawi (1919-1980) und seiner Frau Farah Diba (geb. 1938) in der Bundesrepublik und in West-Berlin.

JUNI
  • 02.06.

    In West-Berlin kommt es zu Ausschreitungen bei einer Demonstration gegen den Besuch des Schahs von Persien. Auf den Befehl des Berliner Polizeipräsidenten "Knüppel frei, räumen" schlagen Polizisten wahllos auf Demonstranten und Schaulustige vor der Deutschen Oper ein. In dem Tumult wird der 26-jährige Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen. Eintracht Braunschweig wird Deutscher Fußballmeister.

  • 05.06.

    Beginn des dritten Israelisch-Arabischen Krieges seit Bestehen Israels. Im "Sechstage-Krieg" besetzen israelische Truppen unter anderem die Altstadt von Ostjerusalem, den Gazastreifen und die Golanhöhen.

  • 13.06.

    Die Bundesregierung erklärt sich bereit, im gesamtdeutschen Sportverkehr die Flagge der DDR zu dulden.

  • 23. - 25.06.

    Gipfeltreffen zwischen dem US-amerikanischen Präsidenten Lyndon B. Johnson (1908-1973) und dem sowjetischen Ministerpräsidenten Alexei N. Kossygin (1904-1980) in Glasboro/USA. Schwerpunkte der Gespräche liegen auf den Kriegen im Nahen Osten und in Vietnam.

JULI
AUGUST
  • 03.08.

    Zwischen der Bundesrepublik und der Tschechoslowakei wird die Errichtung von Handelsvertretungen vereinbart.

  • 20.08.

    Die Deutsche Lufthansa eröffnet nach über 20jähriger Pause den planmäßigen Linienflugverkehr in die osteuropäischen Hauptstädte Belgrad, Budapest und Bukarest.

  • 25.08.

    ARD und ZDF treten in das Farbfernseh-Zeitalter ein. Die Live-Fernsehshow "Der Goldene Schuss" ist die erste Farbsendung, die das ZDF ausstrahlt.

  • 28.08.

    In der DDR wird die 5-Tage-Arbeitswoche bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 43¾ Stunden eingeführt.

SEPTEMBER
  • 08.09.

    Eröffnung des Europäischen Datenzentrums für Weltraumforschung (ESDAC) in Darmstadt.

  • 13.09. - 29.10.

    Die erste große Joseph Beuys-Retrospektive findet im Städtischen Museum Abteiberg, Mönchengladbach statt.

  • 14.09.

    Der Ministerrat der DDR beschließt eine Verordnung "über die Lenkung des Wohnraumes".

  • 15.09.

    Auf Initiative des Künstlers Karl Schmidt-Rottluff wird in West-Berlin das Brücke-Museum eröffnet, das Werke der 1905 gegründeten Künstlergemeinschaft präsentiert.

OKTOBER
  • 09.10.

    Der Guerrilla-Kämpfer Ernesto "Che" Guevara Serna stirbt bei einem Gefecht mit bolivianischen Regierungstruppen. Premiere der Tragödie "Soldaten" von Rolf Hochhuth an der Freien Volksbühne in Berlin.

  • 10. - 25.10.

    Zusammenschluss von 77 Entwicklungsländern zur "Gruppe 77", um die eigenen Belange besser gegenüber den Industrieländern koordinieren zu können. So werden vor allem gemeinsame Grundpositionen für Verhandlungen ausgearbeitet.

  • 14.10.

    In Hamburg wird die größte sowjetische Ausstellung in der Bundesrepublik mit dem Titel "50 Jahre Sowjetstaat" eröffnet.

  • 15.10.

    Aufgrund einer Einladung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) gastiert das Berliner Ensemble erstmals in West-Berlin mit dem Stück "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui" von Bertolt Brecht.

  • 20.10.

    Die erste Folge der neuen Serie "Aktenzeichen XY ungelöst..." wird im ZDF ausgestrahlt. In der Sendung werden unaufgeklärte Kriminalfälle präsentiert und die Zuschauer um Mithilfe gebeten.

  • 22.10.

    Heinrich Böll wird in Darmstadt mit dem Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ausgezeichnet.

  • 29.10.

    In Ost-Berlin findet die bisher größte gemeinsame Truppenparade von DDR- und sowjetischem Militär anlässlich des 50. Jahrestages der russischen Okoberrevolution statt.

NOVEMBER
  • 20.11.

    In Liechtenau bei Weilheim wird der Grundstein für die erste bundesdeutsche Satellitenempfangsstation gelegt.

  • 27.11.

    In West-Berlin geht die Polizei mit Reitern und Wasserwerfern gegen rund 1.000 Demonstranten vor, die sich vor dem Kriminalgericht in Moabit versammelt haben. In dem Prozess wird ein Mitglied der Kommune 1, Fritz Teufel (1943-2010), wegen Landfriedensbruchs angeklagt.

DEZEMBER
  • 01.12.

    Der Bundestag verabschiedet das Filmförderungsgesetz mit der umstrittenen "Sittenklausel". Danach sind die Filme, die gegen die Verfassung oder die Gesetze verstoßen oder das sittliche und religiöse Gefühl verletzen, von der Förderung ausgenommen.

  • 03.12.

    In Kapstadt wird zum ersten Mal einem Menschen ein fremdes menschliches Herz eingepflanzt. Obwohl der Eingriff gelingt, stirbt der Patient 18 Tage später an einer Lungenentzündung.

  • 07.12.

    Premiere des Theaterstückes "Die Zimmerschlacht" von Martin Walser. Das Stück, in dem ein Ehepaar ungeniert seine Aggressionen auslebt, wird Walsers erfolgreichstes Bühnenwerk.

  • 10.12.

    Bei der Verleihung der Nobelpreise wird wie im Vorjahr der Friedensnobelpreis nicht vergeben.

(iz/cwg/reh) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 12.09.2014
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Zündorf, Irmgard/Wagner, Claudia/Haunhorst, Regina: Jahreschronik 1967, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/jahreschronik/1967.html
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