Ende der 1970er Jahre schließen sich Bürgerinitiativen der Umweltschutzbewegung regional zu Parteien zusammen. Unter verschiedenen Namen beteiligen sie sich nicht ohne Erfolg an Kommunal- und Landtagswahlen. Bei den Wahlen zur Bremer Bürgerschaft im Oktober 1979 gelingt der "Bremer Grünen Liste" auf Anhieb der Einzug ins Landesparlament. 1980 schließen sich die grünen Landesparteien dann mit anderen Gruppen aus der Frauen- und der alternativen Bewegung zur Bundespartei "Die Grünen" zusammen. Sie fordern eine ökologische, soziale, basisdemokratische und gewaltfreie Politik.

Nach Erfolgen bei Landtagswahlen 1981 und 1982 gelingt den Grünen bei den Bundestagswahlen 1983 auch der Sprung in den Bundestag. In den ersten Jahren erregen ihr ungewohntes Auftreten und ihr Arbeitsstil Aufsehen: Abgeordnete in Turnschuhen und Rollkragenpulli stehen am Rednerpult, das Dienstfahrrad wird eingeführt, und die Fraktion tagt häufig im Grünen. Als erster Partei gehören der Fraktionsspitze zeitweise ausschließlich Frauen an. Die Grünen erproben neue Formen innerparteilicher Demokratie: Ein Rotationsverfahren innerhalb der Legislaturperiode soll verhindern, dass die Abgeordneten die Verbindung zur Parteibasis verlieren. Es erweist sich jedoch als wenig praktikabel und wird 1986 aufgegeben.

Die Partei der Grünen ist in der Frage der Koalitionsbereitschaft mit anderen Parteien gespalten. 1985 bilden die Grünen in Hessen eine Regierungskoalition mit der SPD. Die sogenannten Fundamentalisten um Petra Kelly lehnen dies ab, sie wollen keine Beteiligung an politischer Macht, die mit Kompromissen verbunden wäre. Realpolitiker wie Joschka Fischer und Otto Schily hingegen wollen im Rahmen der parlamentarischen Demokratie "grüne" Vorstellungen verwirklichen. Bevorzugter Bündnispartner ist dabei die SPD. Zunehmend setzt sich der Kurs der "Realos" in der neuen Partei durch. Im Mai 1993 schließen sich Die Grünen mit der DDR-Bürgerrechtsbewegung Bündnis 90 zur neuen Partei Bündnis 90/Die Grünen zusammen. Nach den Bundestagswahlen 1998 bilden sie zusammen mit der SPD die erste rot-grüne Regierungskoalition auf Bundesebene.

(ag) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 26.02.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Grau, Andreas: Die Grünen, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-krisenmanagement/bundesrepublik-im-umbruch/die-gruenen.html
Zuletzt besucht am: 24.11.2024

lo