- 1922
8. März: Heinrich Mauritius Kipphardt wird in Heidersdorf/Schlesien als einziger Sohn eines Zahnarztes geboren. Der Vater wird als Sozialdemokrat 1933 verhaftet und im Konzentrationslager Dürrgoy bei Breslau interniert, später bis 1937 im Konzentrationslager Buchenwald. Nach der Entlassung des Vaters zieht die Familie nach Krefeld.
- 1940
Nach dem Abitur in Krefeld absolviert Kipphardt den Arbeitsdienst.
- 1941/42
Kipphard beginnt ein Studium der Medizin in Bonn.
- 1942-1945
Während des Krieges heiratet Kipphardt Lore Hannen. Kipphardt wird zum Kriegsdienst im Zweiten Weltkrieg an der Ostfront eingezogen. Kurz vor Kriegsende 1945 desertiert er und versteckt sich im Siegerland.
- 1945-1947
Beendigung des Medizinstudiums in Düsseldorf. Kipphardt spezialisiert sich auf Neurologie und Psychiatrie. Nebenher besucht er Vorlesungen der Philosophie und der Theaterwissenschaften.
- 1947-1949
Arbeit als Assistenzarzt in Krefeld und zuletzt in der psychiatrischen Klinik Düsseldorf-Grafenberg.
- 1949
Kipphardt siedelt nach Ost-Berlin über. Seine Beweggründe liegen einerseits in der Auffassung, dass ein Schriftsteller auch aktiv an der Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse teilhaben sollte und andererseits in seiner Enttäuschung über die restaurativen Tendenzen in der Gesellschaft der Bundesrepublik. Veröffentlichung seiner ersten Gedichte unter dem Titel "Es ist noch nicht zu Ende".
- 1949/50
Assistenzarzt in der psychiatrischen Abteilung der Charité in Ost-Berlin.
- 1950
Promotion zum Dr. med in Düsseldorf.
- 1950-1959
Dramaturg am Deutschen Theater in Ost-Berlin unter dem Intendanten Wolfgang Langhoff (1901-1966).
- 1951
Veröffentlichung der ersten Erzählungen "Fremd stirbt ein junger Bruder" und "Späte Erkenntnis".
- 1952
Uraufführung von Kipphardts erstem Stück "Entscheidungen".
- 1953
Eintritt in die Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Uraufführung seines satirischen Lustspiels "Shakespeare dringend gesucht" am Deutschen Theater Ost-Berlin. Das Stück setzt sich mit der Kulturpolitik und der Situation an den Theatern in der DDR kritisch auseinander. Für dieses Stück und sein schriftstellerisches Schaffen erhält Kipphardt den Nationalpreis 3. Klasse der DDR.
- 1956
Premiere der Komödie "Der Aufstieg des Alois Piontek".
- 1958
Aufgrund der zunehmenden kulturpolitischen Repressionen, öffentlicher Angriffe gegen ihn und einer Vorladung vor die Kulturkommission beim Politbüro des Zentralkomitee der SED, kündigt Kipphardt seine Stellung beim Deutschen Theater.
- 1959
Nach einem Arbeitsaufenthalt als Dramaturg in Düsseldorf siedelt er mit seiner Familie in die Bundesrepublik über, wo er zunächst für sechs Monate am Schauspielhaus Düsseldorf als Dramaturg tätig ist.
- 1961
Uraufführung des Lustspiels "Die Stühle des Herrn Szmil". Kipphardt wird Dramaturg bei der Bertelsmann Fernseh-Produktion und siedelt nach München über.
- 1962
Uraufführung des Theaterstückes "Der Hund des Generals" nach der gleichnamigen Erzählung aus dem Jahre 1957 in München. Kipphardt wird für das Stück mit dem Schiller-Gedächtnispreis ausgezeichnet.
- 1963
Premiere seines ersten Fernsehspiels "Bartleby".
- 1964
Veröffentlichung der Erzählung "Die Ganovenfresse". Premiere des Fernseh-Dokumentarspiels "In der Sache J. Robert Oppenheimer". Das Stück wird auch als Bühnenfassung in West- und Ost-Deutschland ein Erfolg. Grundlage ist das Protokoll der Vernehmung des "Vaters der Atombombe", Robert Oppenheimer, durch den Sicherheitsausschuss der US- Atomenergiekommission. Der Schwerpunkt liegt auf der Frage nach der Verantwortung des Wissenschaftlers für das Vernichtungspotential der Atombombe. Auszeichnung mit dem Gerhart-Haupmann-Preis, dem Fernsehpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste Frankfurt/Main, dem Preis der Kritiker beim Internationalen Fernseh-Festival in Prag, dem Adolf-Grimme-Preis des deutschen Volkshochschulverbandes und dem Hauptpreis der Jury der Fachpresse. Premiere des Fernsehspiels "Die Geschichte von Joel Brand". Brand hatte 1944 in Budapest mit Adolf Eichmann über den Tausch von einer Millionen Juden gegen 10.000 Lastwagen verhandelt.
- 1967
Uraufführung der Komödie "Die Nacht, in der der Chef geschlachtet wurde". Das Stück thematisiert das "Leben des Durchschnittsmenschen in unserem Lande".
- 1969-1971
Dramaturg an den Münchner Kammerspielen. Nachdem es um die Programmheftgestaltung zu Wolf Biermanns Stück "Der Dra Dra" zu öffentlichen Auseinandersetzungen kommt, wird sein Vertrag nicht weiter verlängert.
- 1970
Uraufführung der "Sedansfeier", einer Theatermontage zeitgenössischer Texte zum deutsch-französischen Krieg 1870/71.
- 1971
Heirat mit Pia Pavel. 1972 zieht Kipphardt mit seiner Familie nach Angelsbruck in Oberbayern.
- 1975
Premiere des Fernsehfilms "Leben des schizophrenen Dichters Alexander März". Kipphardt schildert darin den Krankheitsverlauf eines Mannes, der sich unter dem Druck der Umwelt in Wahnvorstellungen flüchtet, in eine Heilanstalt eingewiesen wird und dort schließlich Selbstmord begeht. Auszeichnung mit dem Film- und Fernsehpreis des Verbandes der Ärzte Deutschlands.
- 1976
Veröffentlichung seines Romans "März", der dasselbe Thema wie der Film über Alexander März behandelt und als Situationsbericht der Psychiatrie viel Beachtung und Anerkennung erlangt.
- 1977
Veröffentlichung der Erzählung "Der Deserteur", einer Neufassung von "In der Sache J. Robert Oppenheimer" und eines ersten Lyrikbandes "Angelsbrucker Notizen".
Verleihung eines Arbeitsstipendiums "Auswärtige Künstler zu Gast in Hamburg".
Auszeichnung mit dem Literaturpreis der Freien und Hansestadt Bremen, Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung.
- 1979
Verfilmung von "Die Nacht, in der der Chef geschlachtet wurde" und "Die Stühle des Herrn Szmil".
- 1981
Teilnahme an der "Berliner Begegnung zur Friedensförderung".
- 1982
18. November: Heinar Kipphardt stirbt in Angelsbruck/Oberbayern im Alter von 60 Jahren an Herzversagen.
- 1983
Postume Uraufführung des Theaterstückes "Bruder Eichmann". Darin beschreibt Kipphardt den Weg eines jungen Mannes vom Vertreter einer Ölfirma zum SS-Reichssicherheitshauptmann Adolf Eichmann. Das Stück stellt die Frage: "Wäre ich unter ähnlichen Umständen wie Eichmann aufgewachsen, wäre ich Eichmann geworden?".
(iz) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 22.01.2016
Text: CC BY NC SA 4.0
Empfohlene Zitierweise:
Zündorf, Irmgard: Biografie Heinar Kipphardt, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/heinar-kipphardt.html
Zuletzt besucht am 18.12.2024