Diese Fotografie von Roger Melis aus dem Jahr 1977 zeigt die Schriftstellerin Sarah Kirsch (*1935) auf einem Holzkistenstapel. Wenig später reist Sarah Kirsch aus der DDR aus.
Sarah Kirsch studiert zunächst Biologie, später am Institut für Literatur in Leipzig (1963-65). Als freie Schriftstellerin lebt sie in Halle mit ihrem Mann, dem Dramatiker Rainer Kirsch, und schreibt neben melancholischer Lyrik auch gesellschaftskritische Arbeiten, die dennoch in der DDR veröffentlicht werden. In der Folge ihres Mitprotestes gegen die Zwangsausbürgerung Biermanns 1976 sieht sie sich starken Repressalien ausgesetzt, ehe sie 1977 in die BRD ausreisen darf. Dort ist sie weiterhin sowohl als Lyrikerin, als auch als politisch engagierte Schriftstellerin aktiv. Kirsch erhält zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Seit 1988 arbeitet sie auch als Malerin.
Fotograf Roger Melis (1940-2009) arbeitet nach einer Fotografenlehre zunächst als wissenschaftlicher Fotograf an der Berliner Charité. Im Rahmen eines nicht realisierten Buchprojektes über das geteilte Deutschland entstehen 1962 erste Porträts von Schriftstellern in Ost und West. 1966 fotografiert er erste Reportagen für die Zeitschrift "Merian", 1968 erste Modeaufnahmen für die Zeitschrift "Sibylle". Ab 1968 arbeitet er als freiberuflicher Fotograf und erstellt Porträts und Reportagen für NBI, Wochenpost, Die Zeit, FAZ, Süddeutsche Zeitung, Geo, für Ausstellungen und verschiedene Verlage. Von 1978 bis 1990 hat er einen Lehrauftrag an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, von 1993 bis 2006 ist er Lehrer für Fotografie beim Lette-Verein Berlin.
Wie nur wenige andere Fotografen hat Roger Melis das "Antlitz" der neueren deutschen Literatur über Jahrzehnte hinweg mitgeprägt. Auf seltene Art machen seine Künstlerporträts in ihrer Klarheit, Komposition und Wahrhaftigkeit das Innere der Menschen sichtbar.
- Ort und Zeit:
- DDR, 1977
- Objektart:
- Fotografie
- Bildnachweis:
- Stiftung Haus der Geschichte; EB-Nr. 1994/01/0374
- Urheber:
- Melis, Roger (Fotograf)