• Farbige Zeichnung auf Transparentpapier. Motiv: fünf Männer hinter einem Tisch mit Mikrofonen. Über dem zweiten von links ein Pfeil mit dem Schriftzug: Pfeiffer.
Unten rechts handschriftlich mit Bleistift: Kiel / 23.10.87 / Erich Dittmann / Barschel / - Untersuchungsausschuss. Transparent auf weißen Karton geklebt. Zeichnung mit weißem Blatt abgedeckt. Darauf: Barschel Unterschungsausschuss / -Kiel-.

Gerichtszeichnung "Barschel-Untersuchungsausschuss"

Der Parlamentarische Untersuchungsausschuss des Kieler Landtages beschäftigt sich ab dem 07.10.1987 mit der sogenannten Barschel-Affäre. Reiner Pfeiffer, ehemaliger Medienreferent in der Kieler Staatskanzlei, hat in dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" schwere Vorwürfe gegen den schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel (CDU) erhoben. Pfeiffer habe im Auftrag Barschels eine anonyme Anzeige wegen Steuerhinterziehung gegen den Gegenkandidaten Björn Engholm (SPD) erstattet. Außerdem habe er die Beschattung Engholms auf Veranlassung Barschels durchführen lassen. Barschel weist die Behauptungen Pfeiffers als falsch zurück. Auf Drängen seiner eigenen Parteifreunde kündigt Barschel seinen Rücktritt zum 02.10.1987 an und übernimmt die politische Verantwortung für die Pfeiffer-Affäre. Gleichzeitig bestreitet er weiter jegliche persönliche Schuld. Am 11.10.1987 wird Barschel im Genfer Hotel "Beau Rivage" von Journalisten in einer Badewanne tot aufgefunden. Am 23.10.1987 wird Pfeiffer erstmals vom Kieler Untersuchungsausschuss verhört.

Der Parlamentarische Untersuchungsausschuss des schleswig-holsteinischen Landtags prüft vom 2. Oktober 1987 bis zum 5. Februar 1988 Hintergründe und Vorgänge des Skandals. Reiner Pfeiffer sagt vor dem Gremium aus. Teile von Barschels Angaben erweisen sich als unwahr. Der Untersuchungsausschuss sieht ihn als treibende Kraft der Affäre. Er zieht aus dem Skandal den Schluss, die politische Macht im Land müsse stärker beschränkt und kontolliert werden. Dem trägt die neue Landesverfassung 1990 Rechnung.

Der Frankfurter Maler und Grafiker Erich Dittmann wird durch seine Gerichtszeichnungen zu geschichtsträchtigen Prozessen der Bundesrepublik Deutschland überregional bekannt. Insbesondere durch die Zeichnungen zu den RAF-Prozessen und zu populären Spionage- und Korruptionsprozessen erreicht Dittmann Reputation. Da das bundesdeutsche Recht keine Film- und Fotoaufnahmen in Gerichtsprozessen erlaubt, sind seine Zeichnungen die einzigen Bilddokumente vieler bedeutender Verfahren. (zab)

Ort und Zeit:
Bundesrepublik Deutschland, 23.10.1987
Objektart:
Kunst
Bildnachweis:
Stiftung Haus der Geschichte; EB-Nr. 1996/04/1222
Urheber:
Dittmann, Erich

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