Alexander Dubcek 1921 - 1992

Alexander Dubcek ist ein tschechoslowakischer Politiker. Als Generalsekretär der kommunistischen Partei (KPC) setzt er sich für einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ in der Tschechoslowakei ein. Er wird damit zur Symbolfigur des „Prager Frühlings“, der 1968 gewaltsam von Streitkräften des Warschauer Paktes beendet wird. 1989 ist Dubcek eine der Hauptfiguren in der „Samtenen Revolution“ und wird zum Vorsitzenden des föderalen tschechoslowakischen Parlamentes (1989–1991) gewählt.

  • 1921

    27. November: Alexander Dubcek wird in Uhrovec/Westslowakei als Sohn eines Tischlers und Kommunisten geboren.

  • 1925

    Übersiedlung mit der Familie nach Moskau. Der Vater folgt dem Aufruf der "Internationalen Arbeiterhilfe" und beteiligt sich am Aufbau der Sowjetunion.

  • um 1938

    Rückkehr in die Tschechoslowakei. Dubcek arbeitet zunächst als Maschinenschlosser in Trencin.

  • 1939

    Anschluss an die illegale Kommunistische Partei der Slowakei (KSS) und Teilnahme am Untergrundkampf gegen das Regime des Priesters Jozef Tiso (1887-1947).

  • seit 1941

    Facharbeiter in den Skoda-Werken in Dubnica nad Váhom.

  • 1944

    Zusammen mit der Partisaneneinheit "Jan Ziska" beteiligt sich Dubcek am slowakischen Nationalaufstand. Bei den Kämpfen kommt sein Bruder ums Leben.

  • 1945

    Arbeit als Schlosser in einer Hefefabrik in Trencin. Heirat mit Anna, die er seit seiner Kindheit kennt. Aus der Ehe gehen drei Söhne hervor.

  • 1949

    Ernennung zum Ersten Sekretär des Bezirksparteikomitees von Trencin.

  • 1951

    Mitglied des Zentralkomitees (ZK) der Kommunistischen Partei der Slowakei (KSS) und für drei Jahre Abgeordneter in der Nationalversammlung in Prag.

  • 1952-1955

    Dubcek wird 1952 Erster Sekretär der Nationalen Front, einem Zusammenschluss der kommunistischen Parteien der Tschechoslowakei.

    Seit Anfang der 1950er Jahre hat die Tschechoslowakische kommunistische Partei (KSC) die Vormachtstellung innerhalb des Zusammenschlusses übernommen und die politische Linie der Regie Moskaus unterstellt.

    1953 wird Dubcek Leiter des Parteidistriktes von Banská Bystrica.

  • 1955-1958

    Studium an der Parteihochschule des ZK der KPdSU in Moskau.

  • 1958

    ZK-Mitglied der slowakischen KP und kurz danach Kandidat des Politbüros der Partei, Parteichef von Bratislava sowie ZK-Mitglied der KSC in Prag.

  • 1960

    Dubcek wird einer der drei ZK-Sekretäre der KSC und Abgeordneter der Nationalversammlung sowie Parteichef in der Westslowakei.

  • 1963

    Erster Sekretär des ZK der slowakischen KP und Politbüro-Mitglied des ZK der KSC in Prag.

  • 1964

    Abgeordneter im Slowakischen Nationalrat.

  • 1967

    31. Oktober: Dubcek fordert auf einer ZK-Tagung der KSC den Rücktritt des amtierenden Parteichefs Antonín Novotny, dessen autoritäres und starres System immer mehr auf Ablehnung innerhalb der Bevölkerung stößt.

  • 1968

    5. Januar: Dubcek wird zum neuen ersten Sekretär des ZK der KSC gewählt.

    Im April wird eine neue Regierung unter Oldrich Cernik (1921-1994) gebildet. Es werden Reformprozesse eingeleitet, die das Parteiorgan "Rudé Pravo" mit den Worten "tschechoslowakischer Weg zum Sozialismus" zusammenfasst. Besonders die Gesellschaft soll liberalisiert werden, damit der Sozialismus ein "menschliches Antlitz" bekomme.

    Unter anderem wird die Zensur abgeschafft und den Bürgern die Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit garantiert.

    Dubcek wird zur weltweit berühmten Symbolfigur des sogenannten Prager Frühlings.

    Auszeichnung mit dem Tschechoslowakischen Friedenspreis und mit dem Dimitroff-Preis.

    August: Auf dem Gipfeltreffen in Bratislava/Slowakei versuchen die "sozialistischen Bruderländer" zum letzten Mal die tschechoslowakischen Genossen zur politischen Umkehr zu bewegen. Dubcek und seine Mitstreiter halten aber an ihren politischen und gesellschaftlichen Reformen fest.

    20./21. August: In der Nacht okkupieren die Truppen des Warschauer Paktes das Land und beenden gewaltsam den Prager Frühling. Dubcek verharrt im Prager ZK-Gebäude bis er verhaftet wird. Anschließend wird er nach Moskau verschleppt und unterzeichnet dort mit dem "Moskauer Protokoll" die Kapitulationsurkunde des Reformprozesses sowie die Einführung politischer Verhältnisse nach sowjetischem Vorbild.

    November: Dubcek wird zum Mitglied des Exekutivkomitees des ZK-Präsidiums der KSC ernannt.

    Dezember: Dubcek wird die Verantwortung für die Parteiorganisation in den Streitkräften übertragen.

  • 1969

    Januar: Wahl ins Präsidium der Bundesversammlung und zum Vorsitzenden des Verteidigungsrates.

    April: Dubcek wird sämtlicher bisheriger Ämter enthoben und auf den einflusslosen Posten des Bundesparlamentspräsidenten abgeschoben. Neuer KP-Chef wird Gustáv Husák.

    Oktober: Ernennung zum Botschafter in der Türkei.

  • 1970

    Im Januar wird Dubcek sein Platz im ZK der Partei, im April sein Mandat im Slowakischen Nationalrat und im Juni seine Parteimitgliedschaft entzogen.

  • 1970-1986

    Dubcek arbeitet bis zu seiner Pensionierung, abgeschirmt von der Öffentlichkeit durch den Sicherheitsdienst, als Aufseher eines Fuhrparks der Waldarbeiter in einem Forstbetrieb in Bratislava.

  • 1974

    Dubcek beschwert sich in einem Brief an den Parteichef Husák über die Verweigerung der Promotionsfeier für seinen Sohn. In dem Schreiben übt er zusätzlich starke Kritik an der politischen Situation.

  • 1988

    Auf Drängen der italienischen Kommunisten darf Dubcek die Ehrendoktorwürde der Universität Bologna entgegennehmen.

  • 1989

    Juni: In einem Offenen Brief fordert Dubcek den KP-Chef Husák auf, sich von seiner politischen Haltung im August 1968 zu distanzieren.

    November: In der Tschechoslowakei kommt es, wie in anderen kommunistischen Ländern zur "sanften Revolution". Die alte Parteiführung tritt zurück. Dubcek wird Mitbegründer der Bewegung "Öffentlichkeit gegen Gewalt" (VPN).

    Dezember: Dubcek wird rehabilitiert und zum Präsidenten des Bundesparlamentes gewählt.

    Verleihung des Sacharow-Menschenrechtspreises.

  • 1990

    Januar: Erste Reise nach Moskau seit 1968.

    Dubcek protestiert gegen die "politische Hetzjagd" auf Mitglieder der kommunistischen Partei.

    Tod seiner Frau Anna.

  • 1990/1991

    Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universitäten Madrid (1990), Washington (1990), Bratislava (1991), Brüssel (1991) und Dublin (1991).

  • 1991

    Austritt aus der VPN wegen deren nationalistischen Bestrebungen.

  • 1992

    März: Beitritt in die Sozialdemokratische Partei der Slowakei (SDSS), deren Vorsitz er im Juni 1992 übernimmt.

    September: Dubcek erleidet in der Nähe der Stadt Humpolec mit seinem Dienstwagen einen schweren Unfall.

    7. November: Alexander Dubcek stirbt in Bratislava an den Folgen des Unfalls.

 

(iz/reh) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 20.04.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Haunhorst, Regina/Zündorf, Irmgard: Biografie Alexander Dubcek, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/alexander-dubcek.html
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