Der CDU-Politiker Bernhard Vogel gehört über 40 Jahre dem Bundesvorstand seiner Partei an und übt das Amt des Ministerpräsidenten als bislang einziger Nachkriegspolitiker in zwei Bundesländern aus. In Rheinland-Pfalz und in Thüringen genießt er hohe Popularität und kann zeitweise mit absoluten Mehrheiten regieren. Vogel engagiert sich für den innerdeutschen Dialog und ist langjähriger Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS).
- 1932
Bernhard Vogel wird am 19. Dezember als jüngerer Bruder von Hans-Jochen Vogel in Göttingen geboren.
- 1953
Abitur am Maximilians-Gymnasium in München.
- 1953-1960
Studium der Soziologie, Volkswirtschaft, Geschichte und Politischen Wissenschaft in Heidelberg und München.
Promotion zum Dr. phil. bei Dolf Sternberger in Heidelberg.
- 1956
Vogel engagiert sich in der katholischen sowie politischen Jugend- und Erwachsenenbildung. Er setzt sich intensiv mit der katholischen Soziallehre und Oswald von Nell-Breuning auseinander.
- 1960
Eintritt in die CDU.
- 1960-1967
Wissenschaftlicher Assistent und Lehrbeauftragter (ab 1961) am Institut für Politische Wissenschaften der Universität Heidelberg.
- 1963-1965
Mitglied des Heidelberger Stadtrates sowie ab 1964 Kreisvorsitzender der CDU.
- 1965-1967
Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Neustadt-Speyer/Pfalz.
- 1967-1975
Vorsitzender des Bezirksverbandes Pfalz (ab 1969 Rheinhessen-Pfalz) und Mitglied im Landesvorsitz der CDU.
- 1967-1976
Minister für Unterricht und Kultur in Rheinland-Pfalz, zunächst im Kabinett von Peter Altmeier, ab 1971 in der Landesregierung Helmut Kohl [Link].
- 1969-1976
Vorsitzender des Bundeskulturausschusses der CDU.
- 1970
Als Kultusminister in Rheinland-Pfalz setzt Vogel die Gründung der Universität Trier-Kaiserslautern durch und den Übergang von der Konfessionsschule zur christlichen Gemeinschaftsschule. Innerhalb der Union profiliert er sich als führender Bildungspolitiker.
- 1970-1976
Im jährlichen Wechsel übt Vogel das Amt des Vorsitzenden bzw. Stellvertretenden Vorsitzenden der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) aus.
- 1971-1988
Mitglied des rheinland-pfälzischen Landtags.
- 1972-1976
Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK).
- 1974
Vogel löst Helmut Kohl an der Spitze der rheinland-pfälzischen CDU ab, indem er sich gegen den von Kohl favorisierten Heiner Geißler durchsetzt.
- 1975-2006
Mitglied im Bundesvorstand der CDU.
- 1976
Vogel erhält das Große Bundesverdienstkreuz (1980: mit Stern und Schulterband).
Im Dezember 1976 wird Vogel Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz.
- 1976/77
Präsident des Bundesrates, ebenso 1987/88.
- 1976-1988
Vorsitzender der Rundfunkkommission der Ministerpräsidenten.
- 1977-1988
Vogel reist als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz elf Mal in die DDR, weil er nicht nur die westdeutschen Bundesländer, sondern auch Ostdeutschland kennen will.
- 1979-1982
Vogel übernimmt das Amt des Bevollmächtigten der Bundesrepublik Deutschland für kulturelle Angelegenheiten im Rahmen des Vertrages über die deutsch-französische Zusammenarbeit.
- 1979-1992
Vogel übt den Vorsitz im ZDF-Verwaltungsrat aus. Er gehört dem Gremium bis 2007 an.
- 1980-1993
Vorsitzender der Jerusalem Foundation. Zu den Zielen der Stiftung gehört es, die Koexistenz der verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Jerusalem zu stärken.
- 1984
Vogel bekommt das Großkreuz des Bundesverdienstordens verliehen.
Für seine Verdienste beim Start des Privatfernsehens in Deutschland erhält Vogel den Bambi, den Medien- und Fernsehpreis der Hubert-Burda-Media.
- 1984-1992
Präsident des Maximilian-Kolbe-Werkes, das ehemalige KZ- und Ghetto-Häftlinge in Polen und anderen Ländern Mittel- und Osteuropas sowie deren Angehörige unterstützt.
- 1985-2002
Vizepräsident der Europäischen Demokratischen Union (EDU).
- 1987
Die CDU verliert nach der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz mit deutlichen Verlusten erstmals seit 1971 ihre absolute Mehrheit und geht in eine Koalition mit der FDP. Vogel wird zwar im Juni als Ministerpräsident bestätigt, sieht sich aber starker innerparteilicher Kritik und mit Umweltminister Hans-Otto Wilhelm einem neuen Konkurrenten gegenüber. Wilhelm schlägt eine Trennung von Partei- und Regierungsführung vor und kann eine breite Unterstützung in der CDU gewinnen. Vogel kündigt an, sein Amt als Ministerpräsident aufzugeben, sollte er den Parteivorsitz verlieren.
- 1988
Vogel begnadigt als rheinland-pfälzischer Ministerpräsident Klaus Jünschke und Manfred Grashof nach 16 bzw. 17 Jahren Haft. Es sind die ersten Begnadigungen verurteilter RAF-Terroristen in der Bundesrepublik.
Nach der Wahl Hans-Otto Wilhelms zum Vorsitzenden der Landes-CDU tritt Vogel am 1. November als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz zurück.
- 1989-1993
Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS). Vogel lässt in der KAS ein deutschlandpolitisches Programm erarbeiten, das einen innerdeutschen Dialog ermöglichen soll.
- 1990
Vogel erhält den Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz.
- 1992
5. Februar: Vogel wird mit 50 von 51 Stimmen aus CDU und FDP zum Ministerpräsidenten von Thüringen gewählt. Vogel ist damit der erste deutsche Politiker seit 1945, der das Amt des Ministerpräsidenten in zwei Bundesländern ausübt.
- 1993-2000
Parteivorsitzender der thüringischen CDU.
- 1994
Vogel wird mit der Landtagswahl in Thüringen am 16. Oktober als Ministerpräsident bestätigt. Die CDU (42,6 %) geht in eine Große Koalition mit der SPD (29,6 %).
- 1994-2004
Mitglied des Landtags in Thüringen.
- 1999
Die thüringische CDU erreicht bei der Landtagswahl die absolute Mehrheit, während die Bundespartei bei der Wahl zum Deutschen Bundestag deutlich hinter der SPD zurückbleibt.
- 2000
Vogel gibt den CDU-Vorsitz in Thüringen an Dieter Althaus ab, den er als seinen politischen Nachfolger aufgebaut hat.
- 2001-2009
Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung (ehrenamtlich).
- 2003
Am 5. Juni tritt Vogel aus Altersgründen als thüringischer Ministerpräsident zurück.
- seit 2004
Ehrenvorsitzender der Thüringer CDU.
- 2005
Vogel erhält den Thüringer Verdienstorden.
- 2007
Das Buch „Deutschland aus der Vogelperspektive. Eine kleine Geschichte der Bundesrepublik“ der Brüder Bernhard und Hans-Jochen Vogel [Link auf die Biografie] erscheint.
- 2012-2013
„Gastprofessur für Politikmanagement der Stiftung Mercator“ an der NRW School of Governance der Universität Duisburg-Essen im Wintersemester 2012/13.
(mwa) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 12.02.2016
Text: CC BY NC SA 4.0
Empfohlene Zitierweise:
Walther, Maren: Biografie Bernhard Vogel, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/bernhard-vogel.html
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