Clement R. Attlee 1883 - 1967

Clement R. Attlee ist ein britischer Politiker der Labour-Party und von 1945 bis 1951 Premierminister Großbritanniens. Der Jurist und Historiker wird früh zum Sozialisten. Von 1935 bis 1955 ist Attlee Vorsitzender der Labour-Partei und kritisiert als Oppositionsführer die Appeasement-Politik von Premier Neville Chamberlain gegenüber Nazi-Deutschland. Seine Regierungszeit als Premierminister nach dem Krieg ist geprägt von einem sozialistischen Regierungsprogramm; so zum Beispiel der Verstaatlichung bestimmter Industriezweige und der Bildung eines modernen Sozialstaates.

  • 1883

    3. Januar: Clement Richard Attlee wird in Westcott/Putney bei London als Sohn eines Rechtsanwalts geboren.

  • 1901-1905

    Studium der Geschichte und der Rechtswissenschaften am University College in Oxford.

  • 1905

    Zulassung zum Rechtsanwalt. Attlee widmet sich im Londoner East End der Sozialarbeit. Das Elend, das er in den Londoner Slums sieht, bringt ihn dazu, überzeugter Sozialist zu werden.

  • 1907

    Eintritt in die "Independent Labour Party" (ILP) und in die "Fabian Society".

  • 1913/14

    Dozent an der London School of Economics.

  • 1914-1918

    Offizier im Ersten Weltkrieg.

  • 1919-1923

    Erneut Dozent an der London School of Economics.

  • 1919/20

    Bürgermeister des Arbeitervorortes Stepney.

  • 1922

    Unterhausabgeordneter für die Labour Party. Heirat mit Violet Helen. Aus der Ehe gehen drei Töchter und ein Sohn hervor.

  • 1922-1924

    Privatsekretär des Vorsitzenden der Labour Party Ramsay MacDonald.

  • 1924

    Unterstaatssekretär im Kriegsministerium in der ersten Labour-Regierung.

  • 1928/29

    Nach zwei Indienreisen engagiert sich Attlee für Indien und setzt sich u.a. für die Unabhängigkeit des Landes vom britischen Empire ein.

  • 1930/1931

    Während der zweiten Labour-Regierung wird Attlee Kanzler des Herzogtums Lancaster, was einem Minister ohne Geschäftsbereich entspricht.

  • 1931

    Attlee wird Generalpostmeister.

  • 1931-1935

    Stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Labour Party im Unterhaus.

  • 1935-1955

    Vorsitzender der Labour Party.

  • 1935-1940

    Als Oppositionsführer im Unterhaus greift Attlee mehrfach die sogenannte Appeasement-Politik der Regierung Neville Chamberlains an. Die Appeasement-Politik sollte die deutschen territorialen Ansprüche beschwichtigen und Adolf Hitler in ein System der gegenseitigen Sicherheit einbinden. Sie gipfelt im Münchner Abkommen von 1938, das die Tschechen zur Abtretung des von Deutschen besiedelten Sudetenlandes zwingt und maßgeblich zur außenpolitischen Konsolidierung des NS-Regimes beiträgt.

  • 1937

    Bei seinem Besuch im republikanischen Spanien trifft Attlee mit dem Ministerpräsidenten Juan Negrin zusammen und unternimmt eine Frontinspektion.

  • 1940-1945

    Attlee ist bis 1942 Lordsiegelbewahrer, 1942/43 Dominionminister, von 1942 bis 1945 stellvertretender Premierminister und von 1943 bis 1945 Lord-Präsident im Kabinett Winston Churchills.

  • 1945

    26. Juni: Gemeinsam mit dem britischen Außenminister Anthony Eden, ist Attlee Vetreter Großbritanniens auf der Konferenz von San Francisco, auf der die Charta der Vereinten Nationen verabschiedet wird.

    17. Juli - 2. August: Gemeinsam mit Premierminister Churchill nimmt Attlee an der Potsdamer Konferenz der drei Siegermächte des Zweiten Weltkrieges teil.

    27. Juli: Nach dem Wahlsieg der Labour Party wird Attlee britischer Premierminister.

    28. Juli: Attlee löst Churchill als britischer Verhandlungsführer der Potsdamer Konferenz ab und unterzeichnet abschließend das Potsdamer Abkommen, das die künftige Politik der Alliierten für das Deutsche Reich regelt.

    Innenpolitisch versucht Attlee ein sozialistisches Regierungsprogramm zu verwirklichen und setzt unter anderem die Verstaatlichung der Schlüsselindustrien (Kohle, Stahl, Eisenbahn, Bank of England, Gesundheitswesen/National Health Service) durch.

  • 1947

    15. August: Indien und Pakistan werden in die Unabhängigkeit entlassen.

  • 1948

    Sri Lanka (Ceylon) und Birma werden in die Unabhängigkeit entlassen.

    15. Mai: Einen Tag nach der Proklamation des Staates Israel endet das britische Palästinamandat.

  • 1950

    Juli: Teilnahme britischer Kontingente innerhalb der UN-Truppen im Koreakrieg.

  • 1951

    Nach der Wahlniederlage gegen die Konservative Partei tritt Attlee als Premierminister zurück und wird erneut Oppositionsführer im britischen Unterhaus.

    Verleihung des "Order of merit" durch den britischen König Georg VI.

  • 1954

    Veröffentlichung der Autobiographie "As it happened" (dt.: "Wie es geschah").

  • 1955

    Rücktritt als Oppositionsführer im britischen Unterhaus. Erhebung in den Adelsstand durch die britische Königin Elisabeth II. als "First Earl Attlee". Mitglied des britischen Oberhauses.

  • 1956

    Auszeichnung mit dem Hosenbandorden.

  • 1967

    8. Oktober: Earl Clement R. Attlee stirbt in London.

 

(db/iz/reh) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 08.04.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Blume, Dorlis/Haunhorst, Regina/Zündorf, Irmgard: Biografie Clement R. Attlee, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/clement-r-attlee.html
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