Hanns Martin Schleyer 1915 - 1977

  • 1915

    1. Mai: Hanns Martin Schleyer wird als Sohn des Gerichtsassessors und späteren Landgerichtsdirektors Ernst Schleyer und dessen Ehefrau Helene, geb. Rheitinger, in Offenburg geboren.

  • 1927-1933

    Gymnasium Rastatt, Mitglied der Schülerverbindung Teutonia Rastatt.

  • 1931-1933

    Mitglied der Hitlerjugend.

  • 1933

    1. Juli: Eintritt in die SS.

    Aufnahme eines rechtswissenschaftltichen Studiums in Heidelberg.

    Schleyer wird Mitglied der Corps Suevia, einer schlagenden Verbindung, und engagiert sich im Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund.

  • 1935

    Das Corps Suevia weigert sich, jüdische "Alte Herren" aus seinen Reihen auszuschließen. Schleyer wirft der Verbindung daraufhin mangelnde nationalsozialistische Gesinnung vor und erklärt öffentlich seinen Austritt.

  • 1937

    Schleyer wird Leiter des Heidelberger Studentenwerks. 1. Mai: Eintritt in die NSDAP.

  • 1938

    Nach dem "Anschluss" Österreichs wird Schleyer "auf besonderen Wunsch" des Reichsstudentenführers Gustav Adolf Scheel mit der Leitung des Innsbrucker Studentenwerks beauftragt.

  • 1939

    Promotion zum Dr. jur. in Innsbruck nach österreichischem Recht.

    Heirat mit der Krankengymnastin Waltrude Ketterer (1916-2008). Aus der Ehe gehen vier Söhne hervor.

  • 1940

    Schleyer nimmt als Gebirgsjäger am "Westfeldzug" und an den Vorbereitungen zur "Operation Seelöwe", der geplanten Invasion in Großbritannien teil.

  • 1941

    Wegen einer Verletzung des Schultergelenks wird Schleyer als dienstuntauglich entlassen. Er geht als Leiter des Studentenwerks nach Prag.

  • 1943

    Schleyer tritt als Sachbearbeiter in den Zentralverband der Industrie für Böhmen und Mähren (ZVI) ein. Bald darauf wird er Leiter des Präsidialbüros und persönlicher Sekretär von Bernhard Adolf, dem Präsidenten des ZVI.

  • 1945

    5. Mai: Bei Ausbruch des Tschechischen Aufstands flieht Schleyer aus Prag. Nach Kriegsende begibt er sich nach Konstanz, wo er vom französischen Militär festgenommen wird.

  • 1945-1948

    Französische Kriegsgefangenschaft.

    Nach Entlassung aus der Internierungshaft wird Schleyer als "Mitläufer ohne Sühnemaßnahmen" eingestuft.

    Die Geldbuße von 300 Mark gilt durch die Internierungshaft als abgegolten.

  • 1949-1951

    Referent für Außenwirtschaft bei der Industrie- und Handelskammer Baden-Baden.

  • 1951

    Schleyer wird Sachbearbeiter bei der Daimler-Benz AG in Stuttgart.

  • 1953

    Leiter des Hauptsekretariats bei Daimler-Benz, Assistent des Vorstandsvorsitzenden Fritz Könecke.

  • 1956

    Leiter der Personalabteilung bei Daimler-Benz.

  • 1959

    Schleyer wird Vorstandsmitglied der Daimler-Benz AG und erhält die Zuständigkeit für das Personal- und Sozialwesen des Unternehmens. Als Personalchef hängt er der Philosophie eines fürsorglichen Kapitalismus an und pflegt einen väterlichen Führungsstil.

  • 1962-1968

    Vorsitzender des Verbandes der Metallindustrie Baden-Württemberg. Wegen seiner harten Haltung in den Arbeitskämpfen der 1960er Jahre gilt Schleyer als "Scharfmacher".

  • 1970

    Ehrensenator der Universität Innsbruck.

  • 1971

    Joachim Zahn wird zum Vorstandsvorsitzenden der Daimler-Benz AG ernannt - eine Position, die auch Schleyer angestrebt hat. Fortan widmet sich Schleyer verstärkt der Verbandsarbeit für die Unternehmer.

  • 1973

    Wahl Schleyers zum Präsidenten der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).

    Schleyer, der aufgrund seines Amtes nun verstärkt im Licht der Öffentlichkeit steht, wird durch eine Reportage im "Stern" als "Boss der Bosse" bekannt.

  • 1977

    1. Januar: Zusätzlich zu seiner Funktion als BDA-Chef übernimmt Schleyer das Amt des Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Damit gilt er als mächtigster deutscher Wirtschaftspräsident der Nachkriegszeit.

    5. September: Schleyer wird in Köln von Mitgliedern der Roten Armee Fraktion (RAF) entführt.

    Sein Fahrer und drei Sicherheitsbeamte werden erschossen.

    Die Entführer fordern die Freilassung von elf inhaftierten RAF-Terroristen, darunter Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan Carl Raspe (1944-1977).

    Schleyer wird zunächst in einem Hochhaus in Erftstadt bei Köln versteckt und später in die Niederlande gebracht. Pannen bei der Fahndung verhindern die Festnahme der Entführer und die Befreiung Schleyers.

    13. Oktober: Palästinensische Terroristen entführen die Lufthansa-Maschine "Landshut" in die somalische Hauptstadt Mogadischu, um die Forderungen der Schleyer-Entführer zu unterstützen.

    18. Oktober: Der Spezialeinheit GSG 9 des Bundesgrenzschutzes gelingt es, das entführte Flugzeug zu stürmen und die Geiseln zu befreien. Dabei werden drei der vier Terroristen getötet.

    Am selben Tag begehen die zu lebenslanger Haft verurteilten Terroristen Baader, Ensslin und Raspe im Gefängnis von Stuttgart-Stammheim Selbstmord.

    Schleyer wird von seinen Entführern im belgisch-französischen Grenzgebiet erschossen.

    19. Oktober: Der Leichnam Schleyers wird im elsässischen Mülhausen im Kofferraum eines Autos aufgefunden.

    25. Oktober: Staatsakt in der Stuttgarter St.-Eberhard-Kirche.

    Schleyer wird auf dem Friedhof Stuttgart-Sillenbuch beigesetzt.

 

(nc/reh) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 19.01.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Chmura, Nadine/Haunhorst, Regina: Biografie Hanns Martin Schleyer, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/hanns-martin-schleyer.html
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