Dieser Eintrag stammt von Bernd Zürn. Der Beitrag entstand anlässlich der Erinnerung an den Bau des Tränenpalastes vor 50 Jahren. Im Juli 2012 lud die Stiftung Haus der Geschichte Zeitzeugen ein, um ihre persönliche Geschichte im Zusammenhang mit der Grenzübergangstelle zwischen Ost- und West-Berlin zu hören und zu sammeln.

"Ich verbinde mit dem Haus hier […] viele unangenehme Erinnerungen. Ich habe oft geheult hier. Wir waren oft zu Tagesbesuchen hier bei Bekannten. Und am Abend hieß es dann Abschied nehmen. Das war immer sehr, sehr traurig. […] Die Bekannten blieben zurück. Wir durften, wir durften dann in den Westen und es geht mir heute noch nach. […] Es war teilweise sehr entwürdigend hier, sehr schikanös die Behandlung. Man wusste nie was, was kommt. Sehr oft danach von sehr jungen Leuten in Uniform, die also ihre Macht deutlich zum Ausdruck brachten. […] Und wenn, wenn sie Papiere abgegeben haben, dann waren sie, wie, wie nackt standen sie da rum. Ohne Papiere hier in der DDR. Es war ein sehr schlimmer Zustand. Es war sehr viel dunkler. Wenn ich heute hier schaue ist es recht hell und freundlich. Es war dunkel und, und wenn sie durch die Kontrollen hier durch waren, dann kamen sie durch lange Gänge durch. Ich empfand es als Tunnel. Heute weiß ich, das war gar kein Tunnel, sondern es war nur ein bisschen abgedunkelt. Also sie kamen sich vor wirklich wie im Labyrinth und, und hilflos und einer fremden Macht ausgeliefert. Das war schlimm."

Empfohlene Zitierweise:
Zürn, Bernd: "Unangenehme Erinnerungen", in: LeMO-Zeitzeugen, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/zeitzeugen/bernd-zuern-unangenehme-erinnerungen.html
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