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Gerda und Robert Wilde: Kriegsende und Nachkriegsjahre in Barnstorf

Dieser Beitrag wurde von Katharina Reupke im Jahr 2000 eingereicht. Sie interviewte die Zeitzeugen Gerda und Robert Wilde.

Ich befragte Gerda (76) und Robert (83) Wilde. Sie berichteten:

Bombenangriff auf Barnstorf

"Am 14. Januar 1945 kam es zu einen Bombenangriff auf Barnstorf. Obwohl es kein militärisches Objekt in unserem Dorf gab, wurde es bombardiert. Es gab drei Tote und unzählige Bombentrichter.

Im April 1945 kamen die Amerikaner mit Panzern aus südwestlicher Richtung und wollten auf das Dorf schießen. Da ist Frau Brandes mit einem großen weißen Bettlaken auf den Dachboden gegangen und hat damit aus der Luke gewunken. Das war das Zeichen, dass wir uns ergeben. Die Amerikaner besetzten die großen Häuser und benutzten sie als Unterkunft. Polen und Ukrainer hatten andere Ortschaften besetzt und richteten großen Schaden an der Bevölkerung an. An unserem Dorfeingang war die amerikanische Polizei und kontrollierte jeden, der rein und raus fuhr. Dadurch war in unserem Dorf Ruhe und Frieden.

Aufgrund des Abkommens von Jalta wurde die Grenze zwischen Ost und West festgelegt. Alle westlichen Streitkräfte, die die Elbe in östlicher Richtung überschritten hatten, mussten zurück. Aus diesem Grund ist der größte Teil deutscher Soldaten, die in Gefangenschaft waren, mit den Streitkräften in die westliche Zone zurück gekommen, um nicht in russische Gefangenschaft zu geraten und noch weiter in den Osten deportiert zu werden. Das Gebiet westlich der Elbe wurde in drei Zonen aufgeteilt, im Norden, bei uns, waren die Engländer, im Westen die Franzosen und in Bayern die Amerikaner.

Wohnungsnot

Da die Soldaten alle aus der Gefangenschaft zurück kamen und alle nach und nach entlassen wurden, waren die Ortschaften überbelegt. In unserem Dorf waren 3500 Soldaten. Sie lebten in Scheunen und auf Dachböden. Die Wohnungsnot war so groß, dass sich manchmal vier Personen ein Zimmer teilen mussten.

In unserer Garage wurde eine Funkstation aufgebaut. Zwei Leute waren immer vor der Garage, und die anderen waren im Haus. Sie setzten sich an einen Küchentisch und diskutierten. Meine Mutter musste für sie Tee kochen. Sie musste das Wasser vorkosten, weil man meinte, es könnte vergiftet sein. Ein Soldat lief ständig mit einem Gewehr in der Hand herum.

Care-Pakete

In den Jahren 1946/47 schickten die Amerikaner Care-Pakete, mit denen sie vielen Menschen sehr geholfen haben. 1947/48 begann langsam der Aufbau der Wirtschaft, im Sommer 1948 kam es schließlich zur Währungsreform."

Empfohlene Zitierweise:
Wilde, Gerda und Robert: Kriegsende und Nachkriegsjahre in Barnstorf, in: LeMO-Zeitzeugen, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/zeitzeugen/gerda-und-robert-wilde-kriegsende-und-nachkriegsjahre-in-barnstorf.html
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