Zeitzeugen > Nachkriegsjahre

Lenka Sowa: Arbeitslosigkeit 1949/50

Dieser Eintrag wurde von Lenka Sowa (*1920) im August 2002 in Hamburg verfasst.

Mein Mann war Maurer, obwohl Hamburg in Trümmern lag, gab es arbeitslose Bauhandwerker. Kurz vor Weihnachten wurde sowieso gekündigt, um das Weihnachtsgeld nicht zu zahlen. Das machte: zwei bis drei Karenstage - kein Lohn. Im Januar Ausfall durch "Schlechtwetter". Das machte: zwei Karenstage - kein Lohn. Ende Januar Grippe. Krankengeld, aber wieder zwei bis drei Karenztage - kein Lohn. In diesem Januar kamen eine Woche Karenztage zusammen.

Anfang Februar wurde unsere Tochter geboren. Andere Mütter konnten schon einen Kinderwagen kaufen oder Möbel auf Abzahlung. Anschaffungen waren bei uns nicht möglich. Alle Kindersachen und Wagen waren gebraucht. Das war nicht so schlimm, aber das Geld einzuteilen. Ich hatte einen Tageskalender, auf dem wurde eingetragen, wer zahlt heute wie viel. Davon wurde zuerst die Miete beiseitegelegt. Dann das Nötigste für das Kind.

Ich ging selten zum Einkaufen, um nicht in Versuchung zu kommen. Zum Glück hatte ich einen kleinen Garten und Feuerung und Kartoffeln schon im Herbst eingenommen. Mit dem eingekochten Obst und Gemüse konnten wir sparsam leben. Eine Änderung trat erst ein, als mein Mann den Beruf wechselte.

Empfohlene Zitierweise:
Sowa, Lenka: Arbeitslosigkeit 1949/50, in: LeMO-Zeitzeugen, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/zeitzeugen/lenka-sowa-arbeitslosigkeit-1949-50.html
Zuletzt besucht am: 16.07.2024

lo