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Peter Mai: Die achtziger Jahre

Dieser Beitrag wurde von Peter Mai verfasst.

Die frühen achtziger Jahre

Die beginnenden achtziger Jahre vermerken historisch gesehen keine Verdichtung von Ereignissen, wie etwa die Nachkriegs- oder Wendezeit, verkörpern für mich aber die Sturm- und Drangphase der Jugend. Einen unwiderstehlichen Reiz übte auf mich die Studentenclubszene aus.

Erlebnis im Studentenclub "Schmiede"

Im Februar 1980 wollte ich unbedingt den Fasching im Jenaer Studentenclub "Schmiede" besuchen, das Problem war nur: ich hatte noch keinen Studentenausweis. Dieses begehrte Dokument konnte erst nach der Immatrikulation erworben werden. So lange wollte ich nicht warten, also stellte ich mich in die Reihe. Man war das gewohnt und ich hoffte, dass etwas passiert. Das Programm hatte bereits begonnen und eine hübsche Studentin nach der anderen war hinter der imaginären Tür unerreichbar verschwunden. Die Möglichkeit eine von ihnen anzusprechen, um als Gast Zutritt zu erhalte, war mir noch unbekannt. Ich war in meiner Situation nicht alleine, aber viele meiner Leidensgefährten gaben auf.

Eintritt "erarbeiten"

Nach zirka zwei Stunden bot sich eine Gelegenheit. Die Tür öffnete sich und der muskulöse Ordnungsgruppenchef - später erfuhr ich seinen Spitznamen "Steska" - schaute schon etwas angeheitert in die kleine Runde der Hoffnungsvollen. Da ich nach der langen Zeit der Tür nahegekommen war, nutzte ich die Gelegenheit hindurchzuschlüpfen. Mir fehlte allerdings für mein Handeln die Begründung, denn ich hatte keinerlei Legitimationspapier. "Steska" musterte mich kurz und bot mir einen Wettkampf im Armdrücken an. Diese Chance musste ich nutzen, obwohl der Ausgang des Kampfes ungewiss erschien. Es gelang "Steska" nicht mich zu besiegen und er begann sich für mich zu interessieren.

Sein Kumpan Bernd versuchte sich gerade an einem ähnlich komplizierten Spiel, dessen Ziel darin bestand, einen Straßenbesen in Rückenlage mit ausgestrecktem und flach auf dem Boden liegenden Arm nur durch Drehung des Handgelenkes aufzurichten. Mir gelang das sofort und ich hatte die Beiden überzeugt, dass ich ein würdiger Gast war.

"Kopfschnippen"

Diese Nacht wurde lang, denn als Gast eines Clubmitgliedes hatte man nach erfolgter tatkräftiger Mitwirkung bei der Reinigung des Etablissements die Möglichkeit bei dem internen Studentenspiel "Kopfschnippen" mitzuwirken. Nach erfolgreich abgelegter Prüfung hatte ich immer einen guten Grund in die "Schmiede" zu gehen. Zumal meine neuen Freunde in der Clubhierarchie ganz weit oben standen, denn selbst mit dem Studentenausweis war die Anzahl der Zutrittsberechtigten begrenzt. Für mich war das nun kein Problem mehr.

Empfohlene Zitierweise:
Mai, Peter: Die achtziger Jahre, in: LeMO-Zeitzeugen, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/zeitzeugen/peter-mai-die-achtziger-jahre.html
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