Dieser Beitrag wurde von Rochus Zentgraf im August 2004 in Gotha verfasst.
Es war im Jahre 1983, die SPD/FDP-Bundesregierung war gerade gestürzt worden und am 6. März 1982 gab es eine Bundestagswahl, die einer CDU/CSU/FDP-Regierung zum Sieg verhalf. Der NATO-Doppelbeschluss, der auf Initiative des vorherigen Bundeskanzlers, Helmut Schmidt, zustande kam, wurde 1983 vom Bundestag abgesegnet. Helmut Schmidt behauptet heute noch, dass dies auf seine Initiative zurückzuführen sei, ich glaube das längst nicht mehr. Mit Sicherheit hatten die Westalliierten Druck auf die deutsche Bundesregierung ausgeübt.
Nun ja, als die Verabschiedung dieses NATO-Doppelbeschlusses durch die Bundesregierung bekannt wurde, und die Sowjetunion daraufhin die Abrüstungsverhandlungen mit den USA abbrach, gab es auch in der DDR ein großes Debakel. Alle Werktätigen in den Betrieben mussten plötzlich ihre Arbeit abbrechen, um zu einer Kundgebung zu marschieren, die diesen NATO-Doppelbeschluss ablehnte. Sicher war das von den Sowjets von langer Hand vorbereitet worden und es gab diese Demos in allen Ostblockstaaten.
Bei uns in Gotha fand diese Demo am Naturkundemuseum statt, der Redner, dessen Name mir nicht mehr geläufig ist, war der damalige SED-Bezirksvorsitzende von Erfurt. Später stellte sich heraus, dass er ein großer Verbrecher war und nach der Wende auch vor Gericht gestellt wurde. Mir ist von dem Tag noch in Erinnerung, dass ich auf Grund eines Wirbelsäulenleidens nicht lange stehen konnte, und deshalb mehr in der Hocke der Rede lauschte. Aber heute denke ich, dass ich es auch Helmut Schmidt zu verdanken habe, auf diese völlig sinnlose Demo gehen zu müssen.
Empfohlene Zitierweise:
Zentgraf, Rochus: NATO-Doppelbeschluss, in: LeMO-Zeitzeugen, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/zeitzeugen/rochus-zentgraf-nato-doppelbeschluss.html
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