Zeitzeugen > Nachkriegsjahre

Werner Brähler: Zahnmedizin in der Kriegsgefangenschaft

Dieser Eintrag wurde von Werner Brähler (*1925) im März 2010 verfasst.

Durch die ins vierte Jahr gehende Kriegsgefangenschaft mit ihrer unzureichenden Ernährung und Vitaminmangel, litten vor allen Dingen auch unsere Zähne. Es gab im Lager Kohtla-Järve [Estland] sogar einen Zahnarzt, ebenfalls ein Kriegsgefangener. Seine ‚Künste’ waren sehr begrenzt. Er konnte nur mit den primitivsten Mitteln helfen. Alle seine Arbeiten erfolgten manuell. Weder Narkosemittel, noch maschinelle Apparate, z.B. zum Bohren, waren vorhanden. Unser "Zahnarzt" verfügte weder über Amalgam- oder Quecksilberlegierungen zur Herstellung von Zahnplomben. So wurden defekte Zähne, die einer Plombe bedurften, mit normalem "Zement" verschlossen, der von einer Baustelle stammte. Durch den Speichel im Mund konnte der Zement nie richtig aushärten. Die "Zement-Plombe" war nach einigen Tagen wieder ausgespült. Zahn-Extraktionen waren dann die Folge. Wie im Mittelalter wurden uns dann die Zähne - ohne Betäubung - gezogen. Man kann sich vorstellen, welche Sympathien wir unseren "Verwahrern" entgegenbrachten.

Empfohlene Zitierweise:
Brähler, Werner: Zahnmedizin in der Kriegsgefangenschaft, in: LeMO-Zeitzeugen, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/zeitzeugen/werner-braehler-zahnmedizin-in-der-kriegsgefangenschaft.html
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