Jahreschronik 1946

JANUAR
  • 05.01.

    Eröffnung einer Ausstellung in Leipzig mit Werken der während des NS-Regimes verfemten Graphikerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz.

  • 10.01.

    Die erste Vollversammlung der Vereinten Nationen (UNO) wird in London eröffnet.

  • 12.01.

    Der Alliierte Kontrollrat einigt sich auf eine gemeinsame Entnazifizierungsdirektive, dennoch wird die Entnazifizierung in den Besatzungszonen mit unterschiedlicher Strenge durchgeführt.

  • 14.01.

    Im Pariser Abkommen einigen sich Vertreter von 18 Staaten über die Reparationsleistungen Deutschlands an die Siegermächte.

  • 18.01.

    Gründung des Westdeutschen Fußballverbandes in Essen.

  • 20.01.

    Erste freie deutsche Wahlen seit 1933 in der amerikanischen Besatzungszone (Gemeindewahlen). Wiederaufnahme der Lehrtätigkeit an Berliner Universitäten.

  • 23.01.

    Eröffnung der Leistungsschau "Berlin baut auf" im früheren Zeughaus in Berlin.

  • 26.01.

    Der Reeducation-Film "Todesmühlen" wird erstmals öffentlich in bayerischen Kinos gezeigt. Einige Wochen später ist der Film auch in den anderen Gebieten der amerikanischen Besatzungszone und in West-Berlin zu sehen. Der Film zeigt Aufnahmen aus verschiedenen Konzentrations- und Vernichtungslagern, die von alliierten Kameraleuten kurz nach der Befreiung der Lager angefertigt wurden.

  • 28.01.

    Erste Konferenz bildender Künstler in Ost-Berlin.

  • 31.01.

    In Düsseldorf wird die Staatliche Kunstakademie unter Leitung von Werner Heuser (1880-1964) wiedereröffnet.

FEBRUAR
  • 01.02.

    In Stuttgart erscheint die erste Ausgabe der von Erich Kästner herausgegebenen Jugendzeitschrift "Der Pinguin".

  • 09. - 11.02.

    Erster Bundeskongress des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) in Berlin.

  • 14.02.

    Der Alliierte Kontrollrat genehmigt die Wiederaufnahme des Postverkehrs zwischen Deutschland und dem Ausland.

  • 15.02.

    Gründung des Zonenbeirats der britischen Besatzungszone aus Vertretern von Parteien, Gewerkschaften und Verwaltung. Der Zonenbeirat berät die Militärregierung "auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens".

  • 19.02.

    In der SBZ kommt die erste deutsche Wochenschau seit Kriegsende, "Der Augenzeuge", in die Kinos.

  • 21.02.

    In Hamburg erscheint die erste Ausgabe der politischen Wochenzeitung "Die Zeit".

  • 26.02. - 01.03.

    Konrad Adenauer wird zum Vorsitzenden der Christlich Demokratischen Union (CDU) der britischen Besatzungszone gewählt.

MÄRZ
  • 05.03.

    Das "Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus" in der amerikanischen Besatzungszone überträgt die Entnazifizierung deutschen Spruchkammern.

  • 07.03.

    Gründung der Freien Deutschen Jugend (FDJ) in Berlin unter Vorsitz Erich Honeckers. Die FDJ war zuvor als "überparteiliche, demokratische und einheitliche" Jugendorganisation von der SMAD zugelassen worden.

  • 26.03.

    Der Industrieplan des Alliierten Kontrollrates beschränkt die Kapazität der gesamtdeutschen Rohstoff- und Fertigungsindustrie - den Bausektor ausgenommen - auf etwa die Hälfte der Vorkriegsproduktion.

APRIL
  • 01.04.

    Die deutschen Gerichte nehmen ihre Arbeit wieder auf. Die Erstausgabe der illustrierten Zeitschrift "Jüdische Rundschau" erscheint in Marburg an der Lahn.

  • 10.04.

    Der Alliierte Kontrollrat erlaubt die Bildung von Betriebsräten in ganz Deutschland. Erste Aufführung im deutschen Sprachraum des Theaterstückes "Der gute Mensch von Sezuan" von Bertolt Brecht in Wien.

  • 16.04.

    Der 1000. Personenkraftwagen seit Kriegsende läuft im Wolfsburger Volkswagenwerk vom Band.

  • 18.04.

    Beschluß der Auflösung des Völkerbundes. Übertragung der Aufgaben an die Vereinten Nationen (UNO). Eröffnung des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag.

  • 21. - 22.04.

    Vereinigungsparteitag der KPD und SPD der sowjetischen Besatzungszone zur Gründung der SED in Berlin.

MAI
  • 01.05.

    Erstmals seit 1933 finden wieder Maikundgebungen der Gewerkschaften statt.

  • 05.05.

    Die Berliner Philharmoniker treten ihre erste Konzertreise seit Kriegsende an.

  • 08.05.

    Eröffnung der ersten deutschen Nachkriegsmesse in Leipzig.

  • 09. - 11.05.

    Auf dem ersten Parteitag der SPD der drei westlichen Besatzungszonen wird Kurt Schumacher zum Vorsitzenden gewählt.

  • 13.05.

    Befehl der alliierten Militärregierung, nationalsozialistische Denkmäler zu zerstören beziehungsweise Museen aufzulösen und Bücher mit nationalsozialistischem Gedankengut aus öffentlichen Bibliotheken sowie Buchhandlungen abzuliefern.

  • 15.05.

    Eröffnung einer Kunstausstellung in Hamburg mit während des Nationalsozialismus verbotenen Werken von Emil Nolde, Karl Schmidt-Rottluff, Käthe Kollwitz und Max Beckmann.

  • 16.05.

    Die Erstausgabe der Wirtschaftszeitung "Handelsblatt" erscheint in Düsseldorf.

  • 17.05.

    Gründung der staatlichen Deutschen Film AG (DEFA) in Potsdam-Babelsberg.

  • 19.05.

    Eröffnung der "1. Deutschen Kunstausstellung der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone" im Berliner Zeughaus.

  • 25.05.

    Einstellung der Reparationslieferungen aus der amerikanischen Besatzungszone an die Sowjetunion.

JUNI
  • 01.06.

    In Konstanz am Bodensee beginnen internationale Kulturwochen, Höhepunkt der Veranstaltung wird die deutsche Erstaufführung des Schauspiels "Mutter Courage und ihre Kinder" von Bertolt Brecht.

  • 06.06.

    Die US-amerikanische Militärregierung unterzeichnet einen Vertrag mit der US- Hilfsorganisation "Cooperative for American Remittances to Europe" (CARE) zur Unterstützung der deutschen Zivilbevölkerung. Uraufführung des Schauspiels "Der Flüchtling" von Georg Kaiser. Der Dichter Gerhart Hauptmann stirbt in Agnetendorf in Schlesien/Polen.

  • 15.06.

    Beginn einer Wanderausstellung des Deutschen Hygienemuseums in Dresden unter dem Motto "Kampf den Geschlechtskrankheiten".

  • 18.06.

    Proklamation der Republik Italien in Rom.

  • 24.06.

    Beginn der ersten Austragung der internationalen Tennismeisterschaften in Wimbledon nach sieben Jahren.

  • 27.06.

    Eröffnung des zehntägigen internationalen Musikfestes in Donaueschingen.

  • 30.06.

    Wahlen zu den verfassunggebenden Landesversammlungen in der amerikanischen Besatzungszone. Einführung des Interzonenpasses, mit dem Deutsche über die Besatzungsgrenzen hinaus reisen dürfen. Die USA zünden über dem Bikini-Atoll einen Nuklearsprengsatz und starten damit ihr Atomtestprogramm. Volksentscheid im Land Sachsen über die entschädigungslose Enteignung der gewerblichen Betriebe von angeblichen ehemaligen aktiven Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern: Bei einer Beteiligung von 93,7 % Stimmen 77,6 % für die Konfiskation.

JULI
  • 11.07.

    In Hamburg beginnen die Arbeiten für die Hochhausanlagen am Grindelberg, der ersten deutschen Hochhaussiedlung.

  • 22.07.

    Die ersten deutschen Soldaten kehren aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zurück.

  • 29.07.

    Der internationale Fußballverband (FIFA) schließt Deutschland und Japan aus.

AUGUST
  • 01.08.

    Wiedereröffnung der Deutschen Akademie der Wissenschaften in Ost-Berlin.

  • 02.08.

    Erste Aufführung der Salzburger Festspiele nach Kriegsende.

  • 03.08.

    Eröffnung der ersten Exportschau der bayerischen Wirtschaft seit Kriegsende in München.

  • 23.08.

    Bildung der Länder Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein durch die britische Militärregierung.

  • 25.08.

    Ende der ersten Leichtathlethik-Europameisterschaften nach Kriegsende. Deutsche Teilnehmer sind nicht zugelassen.

  • 30.08.

    Bildung des Landes Rheinland-Pfalz aus dem Zusammenschluß der Pfalz, Teilen der Provinz Hessen-Nassau und dem linksrheinischen Teil Hessens durch die französische Besatzungsmacht.

SEPTEMBER
  • 02.09.

    Gründung des "Sozialistischen Deutschen Studentenbundes" (SDS) in Hamburg.

  • 05.09.

    In Berlin nimmt der "Rundfunk im amerikanischen Sektor" (RIAS) seinen Sendebetrieb auf.

  • 06.09.

    US-Außenminister James Francis Byrnes legt in seiner "Stuttgarter Rede" die Grundsätze der Besatzungspolitik der Vereinigten Staaten in Deutschland dar und leitet damit eine positive Wende in den deutsch-amerikanischen Beziehungen ein.

  • 25.09.

    Der Schauspieler Heinrich George stirbt im sowjetischen Internierungslager Sachsenhausen.

  • 30.09. - 01.10.

    Urteilsverkündung im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess. Zwölf der Angeklagten werden zu Tode verurteilt, sieben erhalten langjährige oder lebenslange Haftstrafen, drei werden freigesprochen.

OKTOBER
  • 01.10.

    Urteilsverkündung in den Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozessen. Unter Direktor Hermann Henselmann (1905-1995) wird in Weimar die Hochschule für Baukunst und Bildende Kunst wiedereröffnet.

  • 10.10.

    Gründung der Nachrichtenagentur ADN (Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst) in der sowjetischen Besatzungszone.

  • 15.10.

    Uraufführung des ersten deutschen Nachkriegsfilms "Die Mörder sind unter uns" von Wolfgang Staudte.

  • 20.10.

    Landtagswahlen in der SBZ. Letzte gemeinsame Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung in Groß-Berlin.

  • 26. - 31.10.

    Auf dem "Sächsischen Künstlerkongress" in Dresden wird die Lizenzerteilung für die von Karl Hofer (1878-1955) und Oskar Nerlinger (1893-1969) herausgegebene Zeitschrift "Bildende Kunst" beschlossen.

  • 29.10.

    Erste Nachkriegs-Volkszählung in den vier Besatzungszonen Deutschlands. Dabei werden 65,9 Millionen Einwohner erfaßt, darunter 36,6 Millionen Frauen und 29,3 Millionen Männer einschließlich 9,7 Millionen Vertriebene.

NOVEMBER
  • 01.11.

    Bildung des Landes Niedersachsen durch Zusammenschluß der Länder Hannover, Schaumburg-Lippe, Oldenburg und Braunschweig.

  • 09.11.

    Eröffnung des "Theaters der Jungen Welt", des ersten deutschen Theaters für Kinder und Jugendliche, in Leipzig.

  • 19.11.

    Erste Generalversammlung der "United Nations Educational, Scientific und Cultural Organisation" (UNESCO) in Paris eröffnet.

  • 28.11.

    Aufstellung der "Deutschen Grenzpolizei" auf Weisung der SMAD.

DEZEMBER
  • 10.12.

    Hermann Hesse erhält den Literaturnobelpreis. Rückwirkende Verleihung des Nobelpreises für Chemie 1944 an Otto Hahn.

  • 12.12.

    Uraufführung des Dramas "Des Teufels General" von Carl Zuckmayer in Zürich.

  • 13.12.

    In München wird der "Allgemeine Deutsche Automobil-Club e.V." (ADAC), der 1933 von den Nationalsozialisten aufgelöst worden war, wiedergegründet. Deutsche Erstaufführung der Oper "Matis der Maler" von Paul Hindemith.

  • 15.12.

    Die erste Ausgabe der Zeitschrift "Hör zu" erscheint in Hamburg. Eröffnung der Wanderausstellung "Nazikunst während des Krieges" in Frankfurt/Main.

  • 22.12.

    Wirtschaftlicher Anschluß des Saarlands an Frankreich.

(reh) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 10.09.2014
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Haunhorst, Regina: Jahreschronik 1946, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/jahreschronik/1946.html
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