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04.01.
Die sowjetische Zeitschrift "Ogonjok" veröffentlicht einen Bericht über eine ökologische Katastrophe um den Aralsee in Kasachstan. Infolge verschiedener Bewässerungsprojekte in den Sowjetrepubliken Kasachstan und Usbekistan hat sich der Wasserspiegel des Aralsees innerhalb weniger Jahre um mehrere Meter gesenkt, so dass weite Landstriche ausgetrocknet und durch Versalzung unfruchtbar geworden sind.
Die ungarischen Behörden beginnen mit der Ausgabe von Reisepässen, mit denen ungarische Bürger ohne Ausreisevisum auch ins westliche Ausland reisen dürfen. Vor den Ausgabestellen bilden sich lange Warteschlangen.
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05.01.
In Düsseldorf beginnt der Prozess gegen Abbas Ali Hamadi. Ihm wird "Nötigung" der Bundesregierung wegen der Beteiligung an der Entführung von Alfred Schmidt und Rudolf Cordes im Januar 1987 im Libanon vorgeworfen. Am 19. April wird Hamadi zu 13 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.
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07.01.
DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker trifft in Paris ein. Es ist der erste Staatsbesuch eines DDR-Staatschefs in Frankreich.
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08.01.
Die Vereinigten Staaten heben das seit 1952 bestehende Einreiseverbot für Mitglieder kommunistischer Organisationen auf. Einreisewillige müssen nicht mehr Auskunft über eine etwaige Mitgliedschaft in einer kommunistischen Gruppierung geben.
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10.01.
Jürgen Sparwasser, einer der prominentesten Fußballspieler der DDR, setzt sich in die Bundesrepublik ab.
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12.01.
Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher trifft im Rahmen seines Polenbesuchs mit dem Vorsitzenden der verbotenen Gewerkschaft "Solidarnosc", Lech Walesa, zusammen. In dem Gespräch sichert Genscher der polnischen Opposition Unterstützung bei ihrem Eintreten für demokratische Reformen zu.
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14.01.
Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) lässt der Brennelemente-Firma Nukem bei Hanau/Hessen die Betriebsgenehmigung entziehen, nachdem schwerwiegende Unregelmäßigkeiten bei der Nuklearfabrik bekannt geworden sind.
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15.01.
In Moskau wird die erste unabhängige Organisation, die Internationale Stiftung für das Überleben und die Entwicklung der Menschheit, mit offizieller Billigung der Behörden gegründet.
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17.01.
Am Rande der traditionellen Demonstration zum Jahrestag der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht verhaftet der DDR-Staatssicherheitsdienst rund 120 Menschen. Davon werden 54 zur Ausreise in die Bundesrepublik genötigt.
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22.01.
In Paris findet zum 25. Jahrestag des deutsch-französischen Freundschaftsvertrages ein Festakt statt, an dem unter anderem Bundeskanzler Helmut Kohl und der französische Staatspräsident François Mitterrand (1916-1996) teilnehmen.
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24.01.
Das Theaterstück "Frauen vor Flusslandschaft" nach dem gleichnamigen Roman von Heinrich Böll wird in den Münchner Kammerspielen unter der Regie von Volker Schlöndorff uraufgeführt.
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02.02.
In einem internen Bericht des DDR-Staatssicherheitsdienstes wird die Zahl der rechtsradikalen Skinheads in der DDR mit rund 800 beziffert. Offiziell wurde die Existenz von Neo-Nazis in der DDR bisher geleugnet.
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03.02.
Der Untersuchungsausschuss des Landtags in Kiel zur Aufklärung der "Barschel-Affäre" legt seinen Abschlussbericht vor. Darin werden dem verstorbenen Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Uwe Barschel (1944-1987) (CDU), schwere Verfehlungen im Wahlkampf gegen den SPD-Kandidaten Björn Engholm und Machtmissbrauch vorgeworfen.
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04.02.
In einer Rede vor der in Genf tagenden UN-Abrüstungskonferenz fordert Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher ein weltweites Verbot chemischer Waffen.
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08.02.
Der sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow kündigt den Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan an. Die Sowjetunion hatte 1979 in Afghanistan militärisch interveniert.
Eine von der österreichischen Regierung eingesetzte Historikerkommission übergibt in Wien ihren Abschlussbericht über das Verhalten des umstrittenen österreichischen Bundespräsidenten Kurt Waldheim (1918-2007) während des Zweiten Weltkriegs. Die Kommission spricht Waldheim vom Verdacht frei, direkt an Kriegsverbrechen beteiligt gewesen zu sein, stellt aber fest, dass er als Offizier der deutschen Wehrmacht auf dem Balkan "Mitwisser" von "Unrechtshandlungen" gewesen sei.
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11.02.
Der Regierende Bürgermeister von West-Berlin, Eberhard Diepgen, trifft den Staats- und Parteichef der DDR, Erich Honecker, zu Gesprächen in Ost-Berlin. Es werden Verbesserungen im innerdeutschen Reise- und Besuchsverkehr angekündigt.
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13.02.
Die Regierungschefs der zwölf EG-Staaten einigen sich auf eine Reform der Agrarpolitik. Unter anderem wird zur Eindämmung der Überproduktion eine staatlich unterstützte Höchstmenge für bestimmte Produkte festgelegt. Flächenstilllegungen sollen durch Prämien unterstützt werden.
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13. - 28.02.
Die XV. Olympischen Winterspiele finden in Calgary/Kanada statt.
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15. - 19.02.
Die Konferenz der Umweltminister der sieben Ostsee-Anrainerstaaten in Helsinki verabschiedet die "Deklaration über den Schutz der Meeresumwelt".
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19.02.
In Vilnius (Wilna), der Hauptstadt der Sowjetrepublik Litauen, demonstrieren rund 100.000 Menschen für politische Reformen und die Unabhängigkeit ihres Landes von der Sowjetunion.
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23.02.
Rund 80.000 Menschen beteiligen sich an einer von der IG-Metall organisierten Menschenkette durch das Ruhrgebiet, mit der sie gegen die geplante Schließung des Krupp-Stahlwerks in Duisburg-Rheinhausen protestieren.
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24.02.
In Bonn findet eine Ruhrgebietskonferenz mit Vertretern des Bundes, der Landesregierung und des Landtags von Nordrhein-Westfalen sowie Vorsitzenden von Gewerkschafts- und Wirtschaftsverbänden statt. Es wird ein Milliardenprogramm für den Strukturwandel im von der Stahl- und Kohlekrise betroffenen Ruhrgebiet beschlossen.
In Tallinn (Reval), der Hauptstadt der Sowjetrepublik Estland, demonstrieren trotz Verbots rund 3.000 Menschen für eine Loslösung des Landes von der UdSSR.
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25.02.
Die Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in der DDR beginnt mit dem Abzug von Mittelstreckenraketen.
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01.03.
Einwohner von West-Berlin können künftig bei Tagesreisen nach Ost-Berlin dort einmal übernachten.
In Nordrhein-Westfalen wird ein Modellversuch mit der Ersatzdroge Methadon als Entzugshilfe für Heroinabhängige gestartet.
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03.03.
Erstmals nach zehn Jahren kommt es zu einem Spitzentreffen von Vertretern der Regierung und der Evangelischen Kirche in der DDR.
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09.03.
Der frühere Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger stirbt in Tübingen im Alter von 83 Jahren.
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10.03.
Bundesaußenminister Genscher eröffnet in der ungarischen Hauptstadt Budapest ein deutsches Kulturzentrum. Es ist die zweite derartige Einrichtung in einem Ostblockland.
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20.03.
In Simferopol auf der Halbinsel Krim demonstrieren rund 2.000 Krimtataren unbehelligt von der Polizei für die Rückkehr ihrer Volksgruppe auf die Krim. Sie waren 1944 auf Befehl Stalins aus ihrer angestammten Heimat deportiert worden.
Heinz Galinski wird in Frankfurt/Main zum neuen Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland gewählt.
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23.03.
Der sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow setzt sich auf einem Kongress von Kolchosbauern in Moskau für mehr Privatinitiative in der Landwirtschaft ein. Er regt unter anderem eine begrenzte Gewinnbeteiligung der Bauern an.
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24.03.
In Washington beginnt der aufsehenerregende Prozess gegen den früheren Vorsitzenden des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Admiral John M. Poindexter, und seinen Mitarbeiter Oberst Oliver North wegen der sogenannten Iran-Contra-Affäre. In dem Prozess geht es um illegale Waffenlieferungen an den Iran und die rechtswidrige Finanzierung der antisandinistischen Rebellen in Nicaragua.
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25.03.
Auf einer Bundesversammlung in Ludwigsburg beschließen die Grünen die Gründung einer parteinahen Stiftung. Unter dem Dach des Stiftungsverbandes Regenbogen werden unter anderem die Heinrich-Böll-Stiftung und die feministische FrauenAnstiftung zusammengefasst.
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26.03.
Andauernder heftiger Regen und die Schneeschmelze führen in der Bundesrepublik zu einer Hochwasserkatastrophe.
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31.03.
West-Berlin und die DDR vereinbaren den bisher umfangreichsten Gebietsaustausch. Von der Vereinbarung ist unter anderem das sogenannte Lenné-Dreieck betroffen, ein rund 4 ha großes Grundstück in Berlin-Mitte, das auf der westlichen Seite der Mauer liegt, obwohl es bislang zu Ost-Berlin gehörte.
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06.04.
Nach rund sechsmonatiger Dauer endet in Dresden die 10. Kunstausstellung der DDR. Rund 1,1 Millionen Zuschauer verschafften sich einen Überblick über den gegenwärtigen Stand der Bildenden Kunst in der DDR. Westliche Kritiker bewerten die Exponate als nicht mehr allein durch die Doktrin des "sozialistischen Realismus" beeinflusst.
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08.04.
Die USA verlegen 800 Marinesoldaten nach Panama, wo sie die US-amerikanische Militärpräsenz in der Kanalzone verstärken sollen. In den vergangenen Monaten haben sich die Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und Panama verschärft.
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12.04.
In den USA wird eine gentechnisch manipulierte Maus patentiert. Die Gentechnik greift damit erstmals verändernd in die Erbanlage eines höheren Lebewesens ein.
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14.04.
Nach fast sechsjährigen Verhandlungen unterzeichnen die Außenminister der USA, der Sowjetunion, Pakistans und Afghanistans in Genf das Abkommen zur Lösung des Afghanistan-Konflikts. Es sieht den vollständigen Abzug der sowjetischen Soldaten und die Rückkehr der rund fünf Millionen Geflüchteten in ihre Heimat vor.
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18.04.
Auf das jüdische Gemeindezentrum in Frankfurt/Main wird ein Sprengstoffanschlag verübt, der großen Sachschaden verursacht. Vertreter der jüdischen Gemeinde kritisieren die Frankfurter Behörden wegen des ihrer Meinung nach unzureichenden Polizeischutzes für jüdische Einrichtungen in der Stadt.
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26.04.
Die Belegschaft des Stahlwerks Nowa Huta bei Krakau/Polen tritt in den Ausstand. Die Arbeiter des größten polnischen Stahlwerks fordern unter anderem eine Lohnerhöhung und die Wiedereinstellung von Kollegen, die wegen Mitarbeit in der verbotenen Gewerkschaft "Solidarnosc" entlassen wurden.
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01.05.
Der Hochgeschwindigkeitszug der Deutschen Bundesbahn, der "InterCity Express" (ICE), stellt auf der Strecke Fulda-Würzburg mit einer Spitzengeschwindigkeit von 406,9 km/h einen Weltrekord für Schienenfahrzeuge auf.
Im Anschluss an ein Straßenfest im Bezirk Kreuzberg kommt es in West-Berlin zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen der linksautonomen Szene und der Polizei, in deren Verlauf über 100 Personen, darunter 53 Polizeibeamte, zum Teil schwer verletzt werden.
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02.05.
In Frankfurt/Main wird die Ökobank, ein genossenschaftlich organisiertes Kreditinstitut, das vor allem die finanzielle Förderung von umweltorientierten Projekten betreiben will, eröffnet.
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03.05.
Mit einem 1:0-Sieg über Eintracht Frankfurt sichert sich der SV Werder Bremen bereits drei Spieltage vor Abschluss der Fußball-Bundesligasaison die deutsche Meisterschaft.
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05.05.
Der SED-Politiker Günter Schabowski unterzeichnet im Rahmen eines offiziellen Besuchs in der chinesischen Hauptstadt einen Partnerschaftsvertrag zwischen Peking und Ost-Berlin.
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08.05.
François Mitterrand (1916-1996) wird für eine zweite Amtszeit von sieben Jahren zum französischen Staatspräsidenten gewählt.
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11.05.
Die Bundesregierung beschließt eine Reform der Deutschen Bundespost, wonach die Post in drei autonome Bereiche aufgegliedert wird: Den traditionellen Postdienst (Briefe und Pakete), die Postbank und die Telekom (Telefon- und Fernmeldebereich). Gleichzeitig gibt die Post ihr bisheriges Monopol bei der Telekommunikation auf.
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12.05.
Elitetruppen der indischen Armee stürmen den Goldenen Tempel in Amritsar/Indien, in dem sich Hunderte von extremistischen Sikhs verschanzt haben, und vertreiben die Besetzer nach dreitägigen blutigen Gefechten. Der Tempel, das Hauptheiligtum der Sikhs, wird schwer beschädigt.
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15.05.
Die Sowjetunion leitet den Rückzug ihrer Soldaten aus Afghanistan ein.
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17.05.
Der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, bestätigt Zeitungsberichte, nach denen sein Vorgänger Werner Nachmann (1925-1988) Wiedergutmachungsgelder der Bundesregierung in Höhe von 33 Millionen D-Mark veruntreut haben soll.
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19.05.
Der FDP-Vorsitzende und Bundeswirtschaftsminister Martin Bangemann kündigt seine Kandidatur für das Amt des Präsidenten der EG-Kommission an.
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23.05.
Auf einem Sonderparteitag der ungarischen KP beschließt das Zentralkomitee (ZK) tiefgreifende Veränderungen in der Führungsspitze. Die Parteispitze soll mit Reformpolitikern besetzt und die Aufgabentrennung von Staat und Partei verstärkt werden.
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25.05.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) entscheidet sich trotz heftiger Proteste, die Rechte zur Übertragung von Bundesligaspielen im Fernsehen für die nächsten drei Jahre erstmals an einen privaten Anbieter, den Medienkonzern Bertelsmann, Teilhaber des Privatsenders "RTL plus", zu verkaufen. Nach Verhandlungen mit dem DFB und Bertelsmann können sich ARD und ZDF Teilübertragungsrechte sichern.
In West-Berlin wird ein internationaler Schriftstellerkongress unter dem Motto "Ein Traum von Europa" eröffnet. Die Autoren stellen Konzepte zur gegenseitigen Annäherung der europäischen Nationen vor.
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26.05.
Bundesinnenminister Friedrich Zimmermann (1925-2012) (CSU) legt den Verfassungsschutzbericht vor. Darin wird unter anderem festgestellt, dass rechtsextreme Organisationen in der Bundesrepublik einen erheblichen Mitgliederzuwachs haben.
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27.05.
In München wird erstmals ein "Internationales Festival für neues Musiktheater" veranstaltet, die "Münchner Biennale". Jungen Komponisten wird vier Wochen lang ein breites Forum für ihre Opernarbeiten geboten, die von der Stadt München in Auftrag gegeben wurden.
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29.05. - 02.06.
In Moskau findet das vierte Gipfeltreffen zwischen Ronald Reagan und Michail Gorbatschow statt. Höhepunkt der Konferenz ist der Austausch der Ratifizierungsurkunden zum INF-Vertrag (Intermediate Nuclear Forces) am 1. Juni. Er verpflichtet die Vertragsparteien zum vollständigen Abbau aller atomaren Mittelstreckenraketen.
In einem Gespräch mit dem Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, erklärt Erich Honecker die grundsätzliche Bereitschaft der DDR, Entschädigungen für die am jüdischen Volk begangenen Verbrechen zu leisten.
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10.06.
Der Bundestag debattiert über die Belastung der Nord- und Ostsee infolge der Einleitung von Schadstoffen aus Industrie, Landwirtschaft und Privathaushalten.
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11.06.
Im Londoner Wembley-Stadion wird zu Ehren des seit über 20 Jahren inhaftierten südafrikanischen Schwarzenführers Nelson Mandela (1918-2013) ein Rock-Konzert veranstaltet, an dem zahlreiche Stars teilnehmen.
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12.06.
Die Musical-Show "Starlight-Express" des britischen Komponisten und Produzenten Andrew Lloyd Webber feiert in Bochum Premiere. Die Besucherzahlen des Stücks brechen alle Rekorde.
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13.06.
In Stuttgart kündigt der Daimler-Benz-Konzern die Zahlung von insgesamt 20 Millionen D-Mark als Entschädigung für Personen an, die während des NS-Regimes als Zwangsarbeiter in den Daimler-Benz-Werken arbeiten mussten.
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17.06.
Auf einem "Perspektiv-Kongress" der Grünen in Bad Godesberg richtet die Vorstandssprecherin Jutta Ditfurth, Vertreterin des radikal-ökologischen Flügels der Partei, scharfe Angriffe gegen die "Realos". Deren kompromissbereite Haltung führe zu einem Profilverlust der Grünen. Gemäßigte Delegierte warnen vor einer Spaltung der Partei.
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19.06.
Der Pop-Superstar Michael Jackson (1958-2009) gibt vor dem Reichstagsgebäude in West-Berlin ein Konzert. Im Ostteil der Stadt versammeln sich einige Jugendliche in der Nähe der Mauer, um akustisch an dem Spektakel teilzunehmen. Dabei kommt es zu Auseinandersetzungen mit der Volkspolizei.
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19. - 21.06.
Der 14. Weltwirtschaftsgipfel findet in Toronto/Canada statt.
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23.06.
Bei der Verabschiedung des Steuerreformgesetzes durch den Bundestag kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen um die Befreiung des Flugbenzins für Privatflieger von der Mineralölsteuer.
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25.06.
Vertreter der Europäischen Gemeinschaft und des Rates für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) unterzeichnen eine gemeinsame Erklärung zur Aufnahme offizieller Beziehungen.
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27. - 28.06.
Auf dem EG-Gipfeltreffen in Hannover beschließen die Staats- und Regierungschefs die Einsetzung einer Expertengruppe, die sich um konkrete Schritte in Richtung auf eine Wirtschafts- und Währungsunion bemühen soll.
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29.06.
Führende sowjetische Politiker und Wirtschaftsfachleute fordern auf einer von Parteichef Michail Gorbatschow geleiteten Pressekonferenz in Moskau tiefgreifende Reformen in Politik und Wirtschaft, ohne die der Demokratisierungsprozess in der UdSSR nicht vorangebracht werden könne. Ausländische Beobachter sind über die Radikalität einzelner Forderungen erstaunt.
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30.06.
Der traditionalistische Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) weiht in Econe/Schweiz trotz päpstlichen Verbots vier Bischöfe. Für den Papst bedeutet dies einen endgültigen Bruch mit der katholischen Kirche in Rom. Lefebvre wird exkommuniziert.
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01.07.
Der bisherige (bis 18. Mai) Bundesverteidigungsminister Manfred Wörner (1934-1994) übernimmt das Amt des Generalsekretärs der NATO. Sein Nachfolger im Bundesverteidigungsministerium ist der bisherige Berliner Senator für Bundesangelegenheiten Rupert Scholz.
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02.07.
Steffi Graf besiegt in Wimbledon/England die achtmalige Wimbledonsiegerin Martina Navratilova und gewinnt das Tennisturnier.
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03.07.
Am Rande des irakisch-iranischen Kriegsgebietes und zur Sicherung der Tankerroute stationiert, schießt die US-Fregatte "Vincennes" über der Straße von Hormus am Persischen Golf einen iranischen Airbus ab; alle 290 Insassen kommen dabei ums Leben. Die Besatzung der "Vincennes" gibt an, sie habe den Airbus für einen angreifenden F-14 Jagdbomber gehalten.
Die Allunionstagung der KPdSU, die erste Parteikonferenz dieser Art seit 47 Jahren, billigt Vorschläge zu einer grundlegenden Reform der politischen Institutionen.
Nach Angaben der Umweltschutzorganisation Greenpeace ist die Ostsee im Bereich der Danziger Bucht durch die jahrzehntelange Einleitung von Industriemüll ökologisch tot. Die polnische Regierung verhängt für das gesamte Gebiet ein Badeverbot.
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07.07.
Mit einer Serie von Explosionen auf der Ölbohrplattform Piper Alpha, die 167 Menschen das Leben kostet, ereignet sich das bisher schwerste Unglück auf einer Ölplattform in der Nordsee.
Das britische Auktionshaus Sotheby's veranstaltet in der sowjetischen Hauptstadt Moskau die erste internationale Versteigerung russischer Kunst.
In Prag endet die dreitägige 44. Jahrestagung des Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW). Die Regierungschefs diskutieren über die vom sowjetischen Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow geforderten Reformen der sozialistischen Wirtschaftsgemeinschaft. Mit Ausnahme der DDR und Rumäniens begrüßen die Teilnehmer Gorbatschows Vorschlag, eine stärkere Zusammenarbeit mit der Europäischen Gemeinschaft (EG) anzustreben.
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15.07.
In Köln wird die Bauhaus-Ausstellung eröffnet. Gezeigt werden bis zum 4. September Exponate aus den Bereichen Architektur, Kunst und Design.
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18.07.
Der Oberste Sowjet der UdSSR beschließt den Verbleib der Enklave Berg-Karabach bei der Sowjetrepublik Aserbeidschan mit der Auflage, die Umsetzung der Autonomierechte der armenischen Region verstärkt zu beachten. Als nach dem Beschluss die Nationalitätenkonflikte in Aserbeidschan und Armenien fortdauern, setzt die sowjetische Regierung am 24. November Militär ein.
Der Iran akzeptiert eine Resolution des UNO-Sicherheitsrates von 1987, die den Rückzug der eigenen Truppen in die international anerkannten Grenzen vorsieht.
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26.07.
In Potsdam treffen 40 Beobachter aus 20 KSZE-Staaten (Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) ein, um Truppenübungen von sowjetischen Streitkräften und der Nationalen Volksarmee (NVA) zu beobachten.
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01.08.
Die polnische Regierung genehmigt die Wiederaufnahme der Arbeit polnischer Schriftsteller im internationalen Autorenverband PEN. Der Sektion waren vor sieben Jahren im Rahmen des Kriegsrechts internationale Kontakte verboten worden.
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03.08.
Der Oberste Sowjet begnadigt den Sportflieger Mathias Rust und weist ihn aus der Sowjetunion aus. Rust war 1987 mit einer Cessna 172 auf dem Roten Platz in Moskau gelandet. Der Oberste Gerichtshof der UdSSR hatte ihn zu vier Jahren allgemeinem Arbeitslager verurteilt.
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08.08.
Der seit 1975 andauernde Bürgerkrieg in Angola wird in einem Waffenstillstandsvertrag zwischen Angola, Südafrika und Kuba für beendet erklärt.
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10.08.
Mit der Beschlagnahme von 29.000 Kälbern bei Großmästern in Nordrhein-Westfalen wird der bisher größte Hormonskandal bei der Fleischproduktion in der Bundesrepublik bekannt.
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15.08.
Die DDR nimmt diplomatische Beziehungen mit der Europäischen Gemeinschaft (EG) auf.
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16. - 18.08.
In Gladbeck überfallen zwei Gangster eine Bank, erbeuten 420.000 D-Mark und fliehen mit zwei Geiseln nach Bremen. Dort kapern sie einen voll besetzten Linienbus und erschießen auf einer Raststelle einen 15-jährigen Insassen. Bei der Verfolgungsjagd in Bremen stirbt ein Polizist. Am 18. September überrascht die Polizei die Verbrecher, die zu diesem Zeitpunkt noch zwei Geiseln in ihrem Gewahrsam haben, auf der Autobahn bei Siegburg und beendet die Geiselnahme in einer blutigen Schießerei, bei der eine 18-jährige Geisel ums Leben kommt. In der Folgezeit wird vor allem das Verhalten der Journalisten kritisiert, die das Geiseldrama als Medienspektakel nutzten: Unter anderem wurde ein Interview mit den Tätern im Fernsehen live ausgestrahlt.
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20.08.
Im seit acht Jahren andauernden Ersten Golfkrieg zwischen Irak und Iran tritt ein Waffenstillstand in Kraft. Der Iran stimmt wegen seiner militärischen Unterlegenheit, einer schweren Wirtschaftskrise und der zunehmenden politischen Isolierung zu. Der während des Krieges von Golf-Anrainerstaaten und westlichen Industriestaaten unterstützte Irak geht aus dem Konflikt gestärkt hervor.
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27.08.
Die chilenische Militärregierung unter General Augusto Pinochet Ugarte (1915-2006) erklärt den 1973 verhängten Ausnahmezustand für beendet.
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28.08.
Bei einer Flugschau auf dem amerikanischen Luftwaffenstützpunkt Ramstein in der Pfalz kommen durch den Absturz dreier Flugzeuge einer italienischen Kunstflugstaffel 70 Menschen ums Leben. Mehr als 300 Zuschauer werden verletzt. Das Unglück löst eine heftige politische Diskussion über die Durchführung derartiger Veranstaltungen aus.
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30.08. - 02.09.
Auf ihrem Parteitag in Münster nimmt die SPD mit einer überraschenden Mehrheit von 87 Prozent die zuvor heftig umstrittene Frauenquote an. Bis 1994 sollen etappenweise 40 Prozent aller Mandate und Ämter an Frauen vergeben werden.
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01.09.
Nach der Abrüstungsvereinbarung der USA mit der Sowjetunion werden die ersten der in der Bundesrepublik stationierten Pershing II-Raketen abgezogen.
In West-Berlin werden die 38. Berliner Festwochen eröffnet. An der unter dem Motto "Berlin - Kulturstadt Europas 1988" stehenden Veranstaltungsreihe nehmen erstmals auch Künstler aus der DDR teil.
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08.09.
In Memmingen/Allgäu beginnt der Prozess gegen einen Arzt, dem illegale Abtreibungen zur Last gelegt werden. Das bis Mai 1989 dauernde Verfahren löst in der Öffentlichkeit heftige Diskussionen aus.
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13.09.
Der Hoechst-Manager Rudolf Cordes, der im Januar 1987 im Libanon entführt worden ist, wird nach 605tägiger Geiselhaft in Beirut freigelassen.
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17.09. - 02.10.
Die Olympischen Sommerspiele finden in Seoul statt. Ein Skandal überschattet die Veranstaltung: Der kanadische Sprinter Ben Johnson muss seine Goldmedaille wegen nachweislichen Dopings zurückgeben.
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20.09.
Die Rote Armee Fraktion (RAF) verübt auf den Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Hans Tietmeyer, einen Terroranschlag. Obwohl der ungepanzerte Wagen mit einer Schrotflinte beschossen wird, können Tietmeyer und sein Fahrer unverletzt entkommen.
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25.09.
In Essen wird das Aalto-Theater, nach einem Entwurf des finnischen Architekten Alvar Aalto (1898-1976), mit einer Aufführung von Richard Wagners Oper "Die Meistersinger von Nürnberg", eröffnet.
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27. - 29.09.
Der Staats- und Parteichef der DDR, Erich Honecker, erklärt nach Gesprächen mit dem sowjetischen Parteichef Michail Gorbatschow in Moskau die "Unterstützung für den Kurs der Erneuerung der sowjetischen Gesellschaft".
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01.10.
Der Generalsekretär der KPdSU, Michail Gorbatschow, wird zum Vorsitzenden des Obersten Sowjet und damit zum sowjetischen Staatsoberhaupt gewählt. Als Staats- und Parteichef kann Gorbatschow seine innenpolitische Machtposition ausbauen und durch Umbesetzungen in der Parteispitze die personelle Basis seiner Reformpolitik festigen.
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03.10.
Der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß stirbt an einem Herz-Kreislauf-Versagen. Der bisherige Finanzminister Max Streibl (1932-1998) wird neuer bayerischer Ministerpräsident, Theo Waigel übernimmt den Parteivorsitz.
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04.10.
Die 40. Internationale Buchmesse mit dem Themenschwerpunkt Italien eröffnet in Frankfurt/Main. Den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhält in diesem Jahr der Schriftsteller Siegfried Lenz.
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08.10.
Die FDP wählt den früheren Bundeswirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff (1926-2009) auf ihrem Parteitag in Wiesbaden zum neuen Bundesvorsitzenden. Die bei der Abstimmung unterlegene Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Irmgard Adam-Schwaetzer, wird seine Stellvertreterin.
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16. - 18.10.
Der Vorsitzende des Jüdischen Weltkongresses, Edgar Bronfman (1929-2013), besucht die DDR. Er gibt bekannt, dass sich die DDR zu einer "symbolischen Entschädigungszahlung" für die noch lebenden Opfer des NS-Regimes bereiterklärt hat.
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28. - 29.10.
Die Außenminister der Warschauer-Pakt-Staaten schlagen auf einer Tagung in Budapest weitere Abrüstungsmaßnahmen vor.
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01.11.
Bundeskanzler Helmut Kohl und der französische Staatspräsident François Mitterrand (1916-1996) werden für ihre Verdienste um die europäische Einigung mit dem Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen ausgezeichnet.
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08.11.
Der Kandidat der Republikaner, Georg Bush, wird zum 41. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt. Die Amtseinführung erfolgt am 20. Januar 1989.
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09. - 10.11.
Kanzleramtsminister Wolfgang Schäuble trifft sich zu Gesprächen über deutsch-deutsche Beziehungen mit Erich Honecker und dem Außenminister der DDR, Oskar Fischer, in Ost-Berlin.
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11.11.
Bundestagspräsident Philipp Jenninger (CDU) tritt aufgrund der Kritik an seiner Rede bei der Gedenkstunde des Bundestags am 10. November zum 50. Jahrestag der Reichspogromnacht zurück. Die Rede hatte nach weitverbreitetem Urteil nicht das "nötige Maß an Betroffenheit" erkennen lassen und die zahlreichen Zitate aus der Zeit des Nationalsozialismus hatten zu Missverständnissen geführt. Die bisherige Familienministerin Rita Süssmuth wird am 25.11. zur neuen Bundestagspräsidentin gewählt.
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15.11.
Der Palästinensische Nationalrat proklamiert einen unabhängigen Staat Palästina auf dem Gebiet des Westjordanlandes und des Gazastreifens mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt.
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20. - 24.11.
Erstmals besucht eine offizielle Delegation des Europäischen Parlaments die Volkskammer der DDR.
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25.11.
Der Bundestag verabschiedet die umstrittene Gesundheitsreform, die den gesetzlichen Krankenversicherungen jährlich Einsparungen von 14 Milliarden D-Mark bringen soll.
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26.11.
Der Europäische Filmpreis, in Anlehnung an den US-amerikanischen "Oskar" "Felix" genannt, wird erstmals in Berlin vergeben. Als bester Film wird Krzysztof Kieslowskis (1941-1996) "Kurzer Film über das Töten" ausgezeichnet. Den Preis für die beste Regie erhält Wim Wenders für seinen Film "Der Himmel über Berlin".
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27.11.
Anlässlich eines dreitägigen Staatsbesuchs im Iran führt Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher in Teheran Gespräche über den Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen. Er wird von 80 Vertretern der deutschen Industrie begleitet.
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01.12.
Die Wahlsiegerin der pakistanischen Parlamentswahlen, Benazir Bhutto (1953-2007), wird zur neuen Ministerpräsidentin Pakistans ernannt und ist damit die erste Frau an der Spitze eines islamischen Landes.
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02.12.
Die Bundesdelegierten des Sonderparteitags der Grünen in Karlsruhe entziehen dem Parteivorstand wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten das Vertrauen.
DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker bekräftigt in Ost-Berlin auf einer Tagung des Zentralkomitees der SED die Ablehnung der sowjetischen Reformpolitik von Michail Gorbatschow.
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07.12.
Ein verheerendes Erdbeben in Armenien fordert etwa 60.000 Todesopfer. Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg nimmt die Sowjetunion umfangreiche Hilfe von etwa 40 Ländern an.
In einer Rede vor der UNO-Generalversammlung in New York kündigt der sowjetische Staats- und Parteichef Gorbatschow einseitige Abrüstungsschritte seines Landes an.
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08.12.
Bei dem Absturz eines amerikanischen Kampfflugzeuges in der Innenstadt von Remscheid werden fünf Menschen getötet und etwa 50 verletzt. Daraufhin fordern Politiker aller Parteien die Reduzierung von Tiefflügen im Luftraum der Bundesrepublik.
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10.12.
Den Friedenstruppen der Vereinten Nationen wird der Friedensnobelpreis verliehen. Mit dem Nobelpreis für Chemie werden die Deutschen Johann Deisenhofer, Robert Huber und Hartmut Michel für ihre Arbeiten über die Photosynthese ausgezeichnet.
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13.12.
Der Chef der Palästinensischen Befreiungsfront (PLO), Jassir Arafat (1929-2004), erkennt in einer Rede vor der UN-Generalversammlung in New York erstmals ausdrücklich die Existenz des Staates Israel an.
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18.12.
Zum ersten Mal in der 88-jährigen Geschichte des Davis-Cup gewinnt eine deutsche Mannschaft die höchste Team-Trophäe im Tennis.
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21.12.
Auf dem Flug von London nach New York stürzt über Lockerbie, im Südwesten Schottlands, ein "Jumbo"-Großraumflugzeug der amerikanischen Fluggesellschaft Pan Am ab, 281 Menschen kommen dabei ums Leben. Als Unglücksursache wird eine Bombenexplosion festgestellt.
(iz) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 12.09.2014
Text: CC BY NC SA 4.0
Empfohlene Zitierweise:
Zündorf, Irmgard: Jahreschronik 1988, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/jahreschronik/1988.html
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