Geteiltes Deutschland: Gründerjahre > Weg nach Westen

Anfänge der europäischen Integration

Der französische Außenminister Robert Schuman stellt am 9. Mai 1950 einen sensationellen Plan vor: Die gesamte deutsch-französische Kohle- und Stahlproduktion soll in einer Organisation unter internationaler Kontrolle zusammengelegt werden, die den anderen Ländern Europas zum Beitritt offensteht. Durch die Zusammenarbeit Deutschlands und Frankreichs in diesen Bereichen sollen künftige Kriege verhindert werden. Die Bundesrepublik, Frankreich, Italien und die Benelux-Länder schließen 1951 den Vertrag über die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl. Dies ist der Beginn des europäischen Einigungsprozesses.

Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl

Die westdeutsche Schwerindustrie wird seit April 1949 durch die Internationale Ruhrbehörde kontrolliert. Sie teilt die Kohle- und Stahlerzeugung des Ruhrgebietes unter Frankreich, Großbritannien, den USA und den Beneluxländern auf. Der sogenannte Schuman-Plan geht auf ein Projekt des Generalkommissars für den französischen Wirtschaftsplan, Jean Monnet, zurück. Er sieht die Auflösung der Ruhrbehörde vor und eröffnet der Bundesrepublik die Möglichkeit, die alliierten Produktionsbeschränkungen zu beenden.

Noch im Juni 1950 nehmen Frankreich, die Bundesrepublik, Italien und die Beneluxstaaten Verhandlungen auf. Der Vertrag über die Gründung einer Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) – auch Montanunion genannt – wird am 18. April 1951 geschlossen. Er sieht für die Dauer von 50 Jahren die Schaffung eines gemeinsamen Marktes für die Kohle und Stahl erzeugende Industrie vor. Die Binnenzölle sollen aufgehoben und die Außenzölle angeglichen werden. Durch die Gründung der EGKS werden erstmals nationale Hoheitsrechte an eine supranationale Behörde übertragen.

Europarat

Für die Bundesrepublik ist die EGKS ein Schritt auf dem Weg zu Gleichberechtigung und Souveränität. Im Mai 1951 wird sie zudem Mitglied des zwei Jahre zuvor gegründeten Europarats. Seine Hauptziele sind Frieden, wirtschaftlicher und sozialer Fortschritt sowie die Sicherung der Menschenrechte.

(ag, reh, mw) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 13.04.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Grau, Andreas/Haunhorst, Regina/Würz, Markus: Anfänge der europäischen Integration, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-gruenderjahre/weg-nach-westen/anfaenge-der-europaeischen-integration.html
Zuletzt besucht am: 26.12.2024

lo