Die Finanzminister beider deutscher Staaten unterzeichnen am 18. Mai 1990 einen Vertrag über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR. Die DDR übernimmt das wirtschafts- und sozialpolitische System der Bundesrepublik und führt die D-Mark als alleiniges Zahlungsmittel ein. Damit ist die wirtschaftliche Eingliederung der DDR in die Bundesrepublik vollzogen.
Wirtschaftsunion
Der Staatsvertrag zur Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion tritt am 1. Juli 1990 in Kraft. Große Teile der Wirtschafts- und Rechtsordnung der Bundesrepublik werden damit auch in der DDR wirksam. Kritiker warnen vor einer schnellen Umstellung von sozialistischer Zentralplanwirtschaft auf freie Marktwirtschaft in Ostdeutschland. Sie sehen in der geringen Produktivität der Ost-Betriebe und der maroden Infrastruktur Risiken. Tatsächlich folgt dem Übergang zu D-Mark und Marktwirtschaft ein schwieriger Anpassungsprozess in Ostdeutschland. Für Bundeskanzler Helmut Kohl hat die Deutsche Einheit jedoch Vorrang vor wirtschaftlichen Bedenken.
Währungsunion
Durch die Währungsunion wird die D-Mark zum einzigen Zahlungsmittel in der DDR. Löhne, Gehälter, Renten wie auch Mieten werden im Verhältnis 1:1 umgestellt. Kinder unter 14 Jahren können bis zu 2.000 Ost-Mark im Verhältnis 1:1 bar umtauschen, die 15- bis 59-Jährigen bis zu 4.000 Mark und ältere Menschen bis zu 6.000 Mark. Mit dem Inkrafttreten des Vertrags entfallen auch die bisherigen Personenkontrollen. Ost- wie Westdeutsche können die einst schwer bewachte Grenze zwischen den beiden Staaten an jeder beliebigen Stelle und zu jeder Zeit ungehindert überschreiten.
(ap) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 01.07.2020
Text: CC BY NC SA 4.0
Empfohlene Zitierweise:
Petschow, Annabelle: Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/deutsche-einheit/weg-zur-einheit/wirtschafts-waehrungs-und-sozialunion.html
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