Alfred Herrhausen 1930 - 1989

Alfred Herrhausen ist ein deutscher Bankmanager, Vorstandschef der Deutschen Bank und eine der einflussreichsten deutschen Wirtschaftspersönlichkeiten der 1970er und 1980er Jahre. Der promovierte Betriebs- und Volkswirtschaftler durchläuft zuerst eine Karriere in der Gas- und Elektrizitätsindustrie und ist dann 1969 Quereinsteiger bei der Deutschen Bank. Ab 1988 sorgt er als alleiniger Vorstandssprecher der Deutschen Bank AG für einen Aufstieg des Unternehmens in die Spitzengruppe der international tätigen Bankinstitute. Gleichzeitig setzt sich Herrhausen auch für soziale Gerechtigkeit ein, indem er einen Schuldenerlass für die Länder der Dritten Welt fordert und mehr Transparenz und Offenheit für das kapitalistische System vorschlägt. Am 30. Nov. 1989 fällt Herrhausen einem Sprengstoffattentat zum Opfer, zu dem sich die terroristische Vereinigung "Rote Armee Fraktion" (RAF) bekennt.

  • 1930

    30. Januar: Alfred Herrhausen und seine Zwillingsschwester Anne werden in Essen als Kinder des Vermessungsingenieurs Karl Herrhausen und dessen Frau Hella geboren.

  • 1942-1945

    Aufgrund seiner besonderen schulischen Leistungen wird Herrhausen in die Reichsschule der Nationalsozialistischen Partei Deutschlands (NSDAP) in Feldafing aufgenommen. Hier soll der "Führernachwuchs" im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie herangebildet werden. Nach Kriegsende wird Herrhausen zunächst von den Eltern eines Mitschülers in Tirol aufgenommen, bevor er sich mit 15 Jahren allein in seine Heimatstadt Essen durchschlägt.

  • 1945-1948

    Besuch eines Essener Gymnasiums. Hier besteht Herrhausen die Abiturprüfung ein Jahr früher als seine Altersgenossen.

  • 1949-1952

    Studium der Betriebswirtschaft an der Universität zu Köln. Promotion zum Dr. rer.pol.

  • 1952-1955

    Direktionsassistent bei der Ruhrgas AG in Essen.

  • 1953

    Heirat seiner Studienfreundin Ulla Sattler, Tochter des Generaldirektors der Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen AG (VEW).

  • 1950

    Wechsel zur VEW nach Dortmund. Dort erhält Herrhausen bereits vier Jahre später - als 29-Jähriger - Prokura.

  • 1956

    Herrhausen wird von der VEW AG im Rahmen einer Fortbildungsmaßnahme für eine einjährige Tätigkeit bei einer amerikanischen Bank in New York freigestellt.

  • 1959

    Geburt der Tochter Bettina.

  • 1967

    Vorstandsmitglied der VEW.

  • 1970

    Wechsel zur Deutschen Bank nach Düsseldorf, ab 1984 Frankfurt am Main. Obwohl Herrhausen branchenfremder Quereinsteiger ist, wird er gleich als stellvertretendes Vorstandsmitglied eingestellt.

  • 1971

    Nach der außergewöhnlich kurzen Frist von einem Jahr wird er zum ordentlichen Vorstandsmitglied der Deutschen Bank ernannt.

  • 1977

    5. September: Nach der Scheidung von seiner Frau Ulla heiratet Herrhausen die Ärztin Traudl Baumgartner.

    11. September: Unter dem Eindruck der Entführung Hanns Martin Schleyers durch die Rote Armee Fraktion (RAF) hinterlegt Herrhausen eine Erklärung, in der er für den Fall seiner Entführung die Erfüllung erpresserischer Forderungen ablehnt.

  • 1978

    Geburt der Tochter Anna.

  • 1979

    Herrhausen bewirbt sich erfolglos als Vorstandsvorsitzender bei Daimler-Benz.

  • 1982

    Nach der Wahl Helmut Kohls zum Bundeskanzler erarbeitet Herrhausen als einer von drei "Stahlmoderatoren" im Auftrag der neuen Regierung ein Konzept zur Umstrukturierung der deutschen Stahlindustrie.

  • 1985

    Herrhausen wird zusammen mit seinem Kollegen F. Wilhelm Christians vom Aufsichtsrat zum Vorstandssprecher der Deutschen Bank ernannt. In seiner neuen Position setzt er sich vor allem für eine Internationalisierung des Unternehmens ein.

  • 1987

    Auf einer Tagung der Weltbank in Washington regt Herrhausen einen Schuldenerlass der Gläubigerbanken für die hoch verschuldeten Entwicklungsländer an. Im Vorstand der Deutschen Bank stößt dieser Vorschlag auf scharfe Kritik.

  • 1988

    Herrhausen wird alleiniger Vorstandssprecher der Deutschen Bank. Als Aufsichtsratsvorsitzender von Daimler-Benz setzt er sich für die umstrittene Übernahme des Rüstungs- und Luftfahrtunternehmens Messerschmitt-Bölkow-Blohm durch den Automobilkonzern ein.

  • 1989

    Herrhausen legt Pläne für eine radikale Umstrukurierung der Deutschen Bank vor, die im Unternehmen heftig kritisiert werden.

    30. November: Während der morgendlichen Autofahrt zur Arbeit wird Alfred Herrhausen in seinem Wohnort Bad Homburg durch einen Bombenanschlag der Rote Armee Fraktion (RAF) ermordet. Sein Chauffeur Jakob Nix überlebt leicht verletzt. Die RAF übernimmt in einem Bekennerschreiben die Verantwortung für die Tat. Die Identität der für das Attentat verantwortlichen Terroristen wird nie geklärt.

 

(str) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 22.01.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Trösch, Sven: Biografie Alfred Herrhausen, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/alfred-herrhausen.html
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