Eugen Gerstenmaier ist ein deutscher Politiker und Mitbegründer des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen Deutschlands. Als Mitglied der Bekennenden Kirche gerät er in Konflikt mit dem NS-Regime und schließt sich der Widerstandsgruppe "Kreisauer Kreis" an. Nach dem Krieg engagiert sich Gerstenmaier für die CDU und prägt in der Bundesrepublik von 1954 bis 1969 das Amt des Bundestagspräsidenten maßgeblich.
- 1906
25. August: Eugen Karl Albrecht Gerstenmaier wird in Kirchheim/Teck als eines von sieben Kindern des evangelischen Betriebsleiters einer Klavierfabrik geboren.
- 1921
Ausbildung zum Kaufmann.
- 1931-1935
Gerstenmaier holt das Abitur nach und studiert im Anschluss Philosophie, Germanistik und evangelische Theologie in Tübingen, Rostock und Zürich.
Promotion zum Lic.theol. 1935.
- 1934
Als Mitglied der Bekennenden Kirche wird Gerstenmaier von den Nationalsozialisten kurzzeitig verhaftet.
- 1936-1944
Mitarbeiter im kirchlichen Außenamt der Evangelischen Kirche Berlin, u.a. Mitarbeiter bei der Vorbereitung der Weltkirchenkonferenz in Oxford (1937).
- 1938
Veröffentlichung der theologischen Studie "Die Kirche und die Schöpfung", die von den Nationalsozialisten aus politischen Gründen nicht als Habilitation anerkannt wird.
Nach der Münchner Konferenz schließt Gerstenmaier sich der Widerstandsgruppe "Kreisauer Kreis" um Helmuth James Graf von Moltke an und nimmt an der zweiten und dritten Kreisauer Tagung teil.
- 1939/40
Zwangsverpflichtung in die kulturpolitische Abteilung des Auswärtigen Amtes.
- 194420. Juli: Aufenthalt im Bendlerblock um den Umsturzversuch gegen Adolf Hitler aktiv zu unterstützen.
Gerstenmeier wird noch am gleichen Abend verhaftet und vor dem Volksgerichtshof wegen Hochverrats angeklagt. Durch eine geschickte Verteidigung wird Gerstenmaier im Gegensatz zu den anderen Angeklagten nur zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt.
- 1945
Befreiung aus der Haft durch amerikanische Truppen. Mitbegründer des Hilfswerkes der "Evangelischen Kirchen Deutschlands" (EKD).
- 1949-1969
Mitglied des Bundestages für die Christlich Demokratische Union (CDU).
- 1950-1954
Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates und der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS).
- 1951
Gerstenmaier muss die Leitung des Evangelischen Hilfswerkes wegen "steuerlicher Unklarheiten" aufgeben.
- 1954
Übernahme des Vorsitzes des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag.
- 1954-1969
Bundestagspräsident. Er führt sein Amt mit viel Repräsentationssinn und nimmt umfangreiche bauliche Maßnahmen, wie das nach ihm mit "langer Eugen" benannte Abgeordnetenhaus in Bonn, vor.
- 1956
Wahl zu einem der Stellvertreter des Parteivorsitzenden der CDU. Mitbegründer und Leiter der Deutschen Afrikagesellschaft.
- 1969
Aufgrund eines politischen Skandals tritt Gerstenmaier von seinem Amt als Bundestagspräsident zurück.
Ihm wird vorgeworfen, eine ungewöhnlich hohe Wiedergutmachungsleistung für die Behinderung seiner Lehrtätigkeit durch die Nationalsozialisten erhalten zu haben.
Aus demselben Grund muss er auch aus dem Präsidium der Deutschen Afrikagesellschaft zurücktreten.
- 1980
Mitglied einer überparteilichen Schiedsstelle im Bundestagswahlkampf 1980.
- 1981
Veröffentlichung seiner Memoiren unter dem Titel "Streit und Frieden hat seine Zeit".
- 1986
13. März: Eugen Gerstenmaier stirbt in Remagen.
(iz) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 26.02.2016
Text: CC BY NC SA 4.0
Empfohlene Zitierweise:
Zündorf, Irmgard: Biografie Eugen Gerstenmaier, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/eugen-gerstenmaier.html
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