Eugen Gerstenmaier 1906 - 1986

Eugen Gerstenmaier ist ein deutscher Politiker und Mitbegründer des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen Deutschlands. Als Mitglied der Bekennenden Kirche gerät er in Konflikt mit dem NS-Regime und schließt sich der Widerstandsgruppe "Kreisauer Kreis" an. Nach dem Krieg engagiert sich Gerstenmaier für die CDU und prägt in der Bundesrepublik von 1954 bis 1969 das Amt des Bundestagspräsidenten maßgeblich.

  • 1906

    25. August: Eugen Karl Albrecht Gerstenmaier wird in Kirchheim/Teck als eines von sieben Kindern des evangelischen Betriebsleiters einer Klavierfabrik geboren.

  • 1921

    Ausbildung zum Kaufmann.

  • 1931-1935

    Gerstenmaier holt das Abitur nach und studiert im Anschluss Philosophie, Germanistik und evangelische Theologie in Tübingen, Rostock und Zürich.

    Promotion zum Lic.theol. 1935.

  • 1934

    Als Mitglied der Bekennenden Kirche wird Gerstenmaier von den Nationalsozialisten kurzzeitig verhaftet.

  • 1936-1944

    Mitarbeiter im kirchlichen Außenamt der Evangelischen Kirche Berlin, u.a. Mitarbeiter bei der Vorbereitung der Weltkirchenkonferenz in Oxford (1937).

  • 1938

    Veröffentlichung der theologischen Studie "Die Kirche und die Schöpfung", die von den Nationalsozialisten aus politischen Gründen nicht als Habilitation anerkannt wird.

    Nach der Münchner Konferenz schließt Gerstenmaier sich der Widerstandsgruppe "Kreisauer Kreis" um Helmuth James Graf von Moltke an und nimmt an der zweiten und dritten Kreisauer Tagung teil.

  • 1939/40

    Zwangsverpflichtung in die kulturpolitische Abteilung des Auswärtigen Amtes.

  • 1944
    20. Juli: Aufenthalt im Bendlerblock um den Umsturzversuch gegen Adolf Hitler aktiv zu unterstützen.

    Gerstenmeier wird noch am gleichen Abend verhaftet und vor dem Volksgerichtshof wegen Hochverrats angeklagt. Durch eine geschickte Verteidigung wird Gerstenmaier im Gegensatz zu den anderen Angeklagten nur zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt.

  • 1945

    Befreiung aus der Haft durch amerikanische Truppen. Mitbegründer des Hilfswerkes der "Evangelischen Kirchen Deutschlands" (EKD).

  • 1949-1969

    Mitglied des Bundestages für die Christlich Demokratische Union (CDU).

  • 1950-1954

    Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates und der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS).

  • 1951

    Gerstenmaier muss die Leitung des Evangelischen Hilfswerkes wegen "steuerlicher Unklarheiten" aufgeben.

  • 1954

    Übernahme des Vorsitzes des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag.

  • 1954-1969

    Bundestagspräsident. Er führt sein Amt mit viel Repräsentationssinn und nimmt umfangreiche bauliche Maßnahmen, wie das nach ihm mit "langer Eugen" benannte Abgeordnetenhaus in Bonn, vor.

  • 1956

    Wahl zu einem der Stellvertreter des Parteivorsitzenden der CDU. Mitbegründer und Leiter der Deutschen Afrikagesellschaft.

  • 1969

    Aufgrund eines politischen Skandals tritt Gerstenmaier von seinem Amt als Bundestagspräsident zurück.

    Ihm wird vorgeworfen, eine ungewöhnlich hohe Wiedergutmachungsleistung für die Behinderung seiner Lehrtätigkeit durch die Nationalsozialisten erhalten zu haben.

    Aus demselben Grund muss er auch aus dem Präsidium der Deutschen Afrikagesellschaft zurücktreten.

  • 1980

    Mitglied einer überparteilichen Schiedsstelle im Bundestagswahlkampf 1980.

  • 1981

    Veröffentlichung seiner Memoiren unter dem Titel "Streit und Frieden hat seine Zeit".

  • 1986

    13. März: Eugen Gerstenmaier stirbt in Remagen.

 

(iz) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 26.02.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Zündorf, Irmgard: Biografie Eugen Gerstenmaier, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/eugen-gerstenmaier.html
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