Friedrich Schorlemmer ist ein deutscher evangelischer Theologe, Bürgerrechtler und Publizist. Als prominenter Vertreter der Opposition in der DDR engagiert er sich besonders in der Friedensbewegung und prägt den Slogan „Schwerter zu Pflugscharen“ . Auch nach der Wiedervereinigung ist Schorlemmer als Mitglied der SPD, Publizist und Begründer verschiedener politischer Initiativen weiter aktiv.
- 1944
16. Mai: Friedrich Schorlemmer wird als Sohn eines Pfarrers in Wittenberge an der Elbe geboren.
- 1962
Als "Pazifist" verweigert er den Wehrdienst.
- 1962-1967
Nach seinem Abitur an einer Volkshochschule studiert Schorlemmer Theologie in Halle.
- 1968
Vikar in Halle-West und Studieninspektor in einem Studentenwohnheim.
- 1971-1978
Nach seiner Ordination 1970 arbeitet Schorlemmer als Jugend- und Studentenpfarrer in Merseburg.
- ab 1976
Synodalmitglied auf Landeskirchen- und DDR-Ebene.
- ab 1978
Dozent am Evangelischen Predigerseminar in Wittenberg, sowie Prediger an der dortigen Schlosskirche.
- 1980
Bildung einer oppositionellen kirchlichen Gruppe um Schorlemmer, die vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) verstärkt überwacht wird.
- 1983
Schorlemmer lässt im Lutherhof vor Kirchentagsteilnehmern ein Schwert zur Pflugschar umschmieden.
- 1988
Zusammen mit seiner Wittenberger Friedensgruppe legt Schorlemmer dem Evangelischen Kirchentag "20 Wittenberger Thesen" zur umfassenden Demokratisierung der DDR vor.
- 1989
September: Mitbegründer des Demokratischen Aufbruchs.
4. November: Redner auf der Großdemonstration auf dem Ost-Berliner Alexanderplatz.
28. November: Mitunterzeichner des Aufrufs "Für unser Land", in dem Menschen in der DDR zum Bleiben und Mitmachen aufgefordert werden.
Auszeichnung mit der Carl-von-Ossietzky-Medaille der Internationalen Liga für Menschenrechte.
- 1990
Januar: Im Zuge der Hinwendung des Demokratischen Aufbruchs zur CDU, tritt Schorlemmer zusammen mit anderen Anhängern des linken Flügels aus der Partei aus und der Sozialdemokratischen Partei in der DDR(SDP) bei.
- 1990-1994
SPD-Fraktionsvorsitzender im Wittenberger Stadtparlament.
- 1991
Veröffentlichung der Schrift "Bis alle Mauern fallen".
- seit 1991
Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland.
- 1992
Mitinitiator des "Forum für Aufklärung und Erneuerung", das sich die politische und moralische Aufklärung der Vergangenheit und Folgen der DDR zum Ziel setzt.
Veröffentlichung der Schrift "Worte öffnen Fäuste".
- seit 1992
Studienleiter an der Evangelischen Akademie Wittenberg.
- 1993
Auszeichnung mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
- 1994
Veröffentlichung der Schrift "Zu seinem Worte stehen".
- 1996
Veröffentlichung der Schriften "Eisige Zeiten. Ein Pamphlet" und "Selig sind die Verlierer".
- 1997
Mitunterzeichner der "Erfurter Erklärung", in der ein Linksbündnis von SPD und Bündnis 90/Die Grünen ohne Ausgrenzung der PDS zur Ablösung der Bundesregierung gefordert wird.
- 1999
Schorlemmer schlägt eine Amnestie für DDR-Straftäter vor.
Bundestagspräsident Wolfgang Thierse kritisiert diesen Vorschlag, da durch einen Straferlass der Einheitsprozess erschwert würde.
- 1999-2003
Schorlemmer spricht sich öffentlich gegen die von den USA, der NATO und Europa geführten Militäreinsätze in Serbien, Afghanistan und Irak aus. Er plädiert für die Bekämpfung der Ursachen des Terrorismus und nicht bloß der Terroristen.
- 2001
Schorlemmer ist Mitunterzeichner eines Appels an die rot-grüne Bundesregierung. In der Erklärung drücken etwa 170 Schriftsteller, Künstler und Denker ihre Unzufriedenheit mit der aktuellen Politik aus und warnen vor einer „völligen Ökonomisierung der Gesellschaft“ und dem „Weg in die Barbarei“.
- 2004
Seit 1997 ist Schorlemmer Mitglied des Willy-Brandt-Kreises, einer politischen Vereinigung, die sich für die politischen Ziele des ehemaligen Bundeskanzlers engagiert. 2004 wird Schorlemmer Vorsitzender des Kreises.
- 2008
Die von Schorlemmer seit 1990 mitherausgegebene Wochenzeitung „Der Freitag“ wird nach schwachen Verkaufszahlen an den „SPIEGEL“-Erben Jakob Augstein gekauft. Augstein trennt sich 2012 von den ursprünglichen Herausgebern der Zeitung, da er den „Freitag“ „entideologisieren möchte“.
- 2009
Schorlemmer schließt sich der globalisierungskritischen Vereinigung "attac" an.
Er erhält das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.
- 2010
Schorlemmer gehört zu den Mitgründern des Vereins "Institut Solidarische Moderne", einer "Denkwerkstatt", die neue linke Politikkonzepte erarbeiten soll.
- 2012
Schorlemmer veröffentlicht den autobiografischen Erinnerungsband "Klar sehen und doch hoffen".
- 2013
Herbst: Schorlemmer kritisiert die Abhör-Aktivitäten des US-Geheimdienstes NSA im Vergleich mit der Ausspäh-Praxis der Stasi. Er fordert abhörsichere Bereiche im Internet.
- 2014
Schorlemmer wird für seinen „langjährigen zivilen Mut“ mit der Goldenen Medaille der Humboldt-Gesellschaft in Weimar ausgezeichnet.
Er erhält die Ehrendoktorwürde der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Europa-Uni Viadrina, Frankfurt/Oder.
- 2024
September: Friedrich Schorlemmer stirbt im Alter von 80 Jahren in Berlin.
(se/iz) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 10.09.2024
Text: CC BY NC SA 4.0
Empfohlene Zitierweise:
Eimermacher, Stefanie/Zündorf, Irmgard: Biografie Friedrich Schorlemmer, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/friedrich-schorlemmer.html
Zuletzt besucht am 21.11.2024