- 1929
9. Januar: Heiner Müller wird in Eppendorf/Sachsen als Sohn eines Beamten und Sozialdemokraten geboren.
- 1944/45
Einberufung zum Reichsarbeitsdienst und anschließend zum Volkssturm, kurzzeitige amerikanische Gefangenschaft.
- 1947
Eintritt in die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) und in den Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB).
- 1947-1951
Hilfsbibliothekar in Frankenberg.
- 1949
Teilnahme an einem Schriftstellerlehrgang in Radebeul bei Dresden.
- ab 1950
Müller beginnt mit der journalistischen Arbeit als Literaturkritiker bei der Zeitschrift "Sonntag", ab 1953 bei der Zeitschrift "Neue deutsche Literatur".
- 1954
Heirat mit der Schriftstellerin Ingeborg Schwenkner. Sie begeht 1966 Selbstmord.
- 1954/55
Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Deutschen Schriftsteller-Verbandes (DSV).
- 1957/58
Redakteur der Zeitschrift "Junge Kunst".
Mit der Szenencollage nach Reportagen über die Oktoberrevolution "Zehn Tage, die die Welt erschütterten" an der Berliner Volksbühne, wird erstmals ein eigenes Stück von Müller aufgeführt.
- 1958/59
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Maxim Gorki-Theater Berlin.
Beginn seiner Arbeit als freischaffender Autor.
- 1958
Uraufführung der Stücke "Der Lohndrücker" und "Die Korrektur", die sich mit dem Thema des sozialistischen Aufbaus befassen. Sie schildern einerseits den Konflikt zwischen Partei und Arbeiterschaft und andererseits den zwischen Sachzwängen der Produktion und privaten Interessen.
- 1959
Auszeichnung mit dem Heinrich-Mann-Preis.
- 1961
Uraufführung des Stückes "Die Umsiedlerin" das sich mit der Landwirtschaft zwischen Bodenreform und Kollektivierung befasst.
Das Stück wird nach der ersten Aufführung abgesetzt und Müller "unzureichende Darstellung der Wirklichkeit" vorgeworfen.
Müller wird aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen.
- 1964
Müller schreibt das 1961 verbotene Stück "Die Umsiedlerin" um und darf es unter dem Titel "Die Bauern" 1976 aufführen.
- 1965
Auf dem 11. Plenum des Zentralkomitees der SED wird Kritik an Müller geäußert.
Das Stück "Der Bau", das sich mit der im Aufbau befindlichen sozialistischen Gesellschaft befasst wird noch vor der Premiere abgesetzt.
- 1967
Uraufführung von "Ödipis Tyrann" am Deutschen Theater Berlin. Heirat mit Ginka Tscholakowa in Bulgarien.
- 1970
Engagement für sechs Jahre als Dramaturg am Berliner Ensemble.
Sein Drama "Mauser", das sich an Bertolt Brechts "Maßnahme" anlehnt, und nach der Rechtfertigung der Grausamkeit der politischen Mittel für eine Revolution fragt, wird für DDR-Aufführungen verboten.
1975 wird es in den USA uraufgeführt und 1980 findet die deutsche Erstaufführung in Köln statt.
In der Folge widmet sich Müller verstärkt mythischen Stoffen aus der Antike und entgeht so der Kritik der SED an seinen Stücken.
- 1975
Müller reist in die USA und hält Vorlesungen an der University of Texas in Austin.
- 1976
Dramaturg an der Berliner Volksbühne.
Mitunterzeichner der Petition gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann aus der DDR.
- 1978
Uraufführung von "Germania Tod in Berlin" an den Münchner Kammerspielen. In dem Stück wird die "Geschichte als Schlachthaus" dargestellt. Frühphasen der DDR werden mit Rückgriffen auf die germanisch-preußische Historie verbunden. Damit wird die Kontinuität der zerstörerischen Kräfte verdeutlicht.
- 1979
Deutschsprachige Erstaufführung der "Hamletmaschine" in Essen. Das Stück stellt eine Absage an jedes vernunftorientierte Geschichtsmodell dar.
- 1982
Müller inszeniert in Bochum das Stück "Auftrag", das die Hoffnung auf revolutionäre Umwälzungen auf die ausgebeuteten Völker der sogenannten Dritten Welt richtet.
In den 1980er Jahren kann Müller ungehindert zwischen beiden deutschen Staaten hin- und herreisen.
- 1984
Mitglied der Akademie der Künste (AdK) der DDR.
- 1985
Auszeichnung mit dem Georg-Büchner-Preis.
- 1986
Müller wird Mitglied der AdK West-Berlin.
Verleihung des Nationalpreises I. Klasse für Kunst und Kultur.
- 1988
Wiederaufnahme in den DDR-Schriftstellerverband.
- 1989
Oktober: Mitinitiator der Initiative für unabhängige Gewerkschaften.
4. November: Rede bei der Kundgebung auf dem Alexanderplatz.
Nach dem Zusammenbruch der DDR betätigt sich Müller überwiegend als Regisseur, so inszeniert er am Deutschen Theater Berlin 1990 "Hamlet/Hamletmaschine" als achtstündigen Theatermarathon.
- 1990
In Frankfurt/Main wird das Festival "Experimenta" zu Ehren Heiner Müllers veranstaltet.
Zwei Drittel des Werkes von Müller werden in aktuellen Inszenierungen deutscher Theater aus Ost und West in Frankfurt aufgeführt. Die Veranstaltung ist die bis dahin größte Werkschau eines einzelnen Künstlers.
Wahl zum Präsidenten der AdK der DDR beziehungsweise der AdK zu Berlin.
Müller behält diesen Posten bis zur Fusion mit der bundesdeutschen Akademie der Künste 1992.
Auszeichnung mit dem Heinrich-von-Kleist-Preis.
- 1991
Auszeichnung mit dem Europäischen Theaterpreis.
- 1992
Berufung zum Co-Direktor im fünfköpfigen Leitungsteam des Berliner Ensembles.
Heirat mit der Fotografin Brigitte Maria Mayer.
- 1993
Sein Debüt als Opernregisseur gibt Müller mit der Inszenierung von "Tristan und Isolde" in Bayreuth. Die Darstellung wird in der Fachwelt als "genial" bezeichnet.
In der Presse wird bekannt gegeben, dass das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR Müller als "Inoffiziellen Mitarbeiter" geführt hat. Müller gibt seinen "regelmäßigen Kontakt" zu, eine tatsächliche Zusammenarbeit zum Schaden Dritter bestätigt sich aber nicht.
- 1995
Nach dem Ausscheiden der Mitdirektoren übernimmt Müller alleine die künstlerische Leitung des Berliner Ensembles.
30. Dezember: Heiner Müller stirbt in Berlin an Krebs.
(iz) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 22.01.2016
Text: CC BY NC SA 4.0
Empfohlene Zitierweise:
Zündorf, Irmgard: Biografie Heiner Müller, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/heiner-mueller.html
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