Heinz Galinski war zweimal Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland (1954-1963 und 1988-1992). Er überlebte die Deportation in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Nach Kriegsende bleibt Galinski in Berlin und setzt sich für den Wiederaufbau der jüdischen Gemeinde in Deutschland ein. Als unbequemer Mahner fordert er die Aufarbeitung von Nationalsozialismus und Judenverfolgung.
- 1912
28. November: Heinz Galinski wird in Marienburg/Westpreußen als Sohn eines Kaufmanns geboren.
- 1933
Abschluss seiner kaufmännischen Lehre.
Anschließend arbeitet Galinski als Textilverkäufer in Rathenow/Havel und erlebt erste nationalsozialistische Übergriffe.
In der Hoffnung, in der Anonymität der Großstadt eher der nationalsozialistischen Verfolgung zu entgehen, zieht Galinski Ende der 1930er Jahre nach Berlin.
- 1940
Zusammen mit seiner Frau und seiner Mutter wird er aufgrund seiner jüdischen Abstammung zur Zwangsarbeit verpflichtet.
- 1943
Verhaftung seiner gesamten Familie, sein Vater stirbt kurz darauf in einer Polizeistation.
Galinski, seine Frau und seine Mutter werden in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert, seine Familie sieht er nie wieder.
Zwangsarbeit für die IG Farben in Buna (Auschwitz III).
- 1945
Zwangsarbeiter in einem Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald.
Vor den anrückenden sowjetischen Truppen erneut verschleppt, wird Galinski im April im KZ Bergen-Belsen von britischen Soldaten befreit.
- ab 1945
Entgegen der Ansicht vieler Überlebender des NS-Regimes, dass es in Deutschland niemals wieder jüdisches Leben geben könne, setzt sich Galinski für den Wiederaufbau der Jüdischen Gemeinde in Berlin ein. Er engagiert sich für die rechtliche Gleichstellung der rassisch Verfolgten sowie der Widerstandskämpfer und beteiligt sich an der Ausarbeitung der ersten Entschädigungs- und Versorgungsgesetze für rassisch, politisch und religiös Verfolgte.
- 1949-1992
Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Berlin.
Unter seiner Leitung baut die Gemeinde vorbildliche Sozial- und Jugendeinrichtungen auf.
Während seiner langjährigen Tätigkeit in der jüdischen Gemeinde Berlins ist sein vorrangiges Ziel, das Judentum transparent zu machen und Vorurteile abzubauen.
Entsprechend seiner Maxime "volle Integration unter Ablehnung der Assimilation" wird das 1959 eingeweihte Jüdische Gemeindezentrum Berlins eine Stätte deutsch-jüdischer bzw. deutsch-israelischer Begegnung.
- 1957
10. November: Feierliche Grundsteinlegung für ein neues Jüdisches Gemeindehaus am Standort der beim November-Pogrom 1938 zerstörten Synagoge in der Berliner Fasanenstraße.
- 1966
Auszeichnung mit dem Großen Bundesverdienstkreuz.
- 1979
Auszeichnung mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern.
- 1982
Auszeichnung mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband.
- 1987
Verleihung der Ehrenbürgerschaft der Stadt Berlin.
- 1988-1992
Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland.
In dieser Position nimmt Galinski wie schon als Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Berlins immer wieder zu tagespolitischen Themen Stellung und setzt sich dafür ein, dass das Unrecht, das den Juden unter der nationalsozialistischen Herrschaft geschehen ist, nicht in Vergessenheit gerät.
- 1992
19. Juli: Heinz Galinski stirbt in Berlin.
(iz) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 26.02.2016
Text: CC BY NC SA 4.0
Empfohlene Zitierweise:
Zündorf, Irmgard: Biografie Heinz Galinski, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/heinz-galinski.html
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