Führende Vertreter der jüdischen Gemeinden gründen am 19. Juli 1950 in Frankfurt am Main eine Gesamtvertretung der in Deutschland lebenden Juden. Der Zentralrat der Juden setzt sich für die Rechte der Juden ein und fordert Wiedergutmachung für das erlittene Unrecht während des Nationalsozialismus. Er bemüht sich um den materiellen Aufbau der jüdischen Gemeinden, die Sicherung der privaten Existenz ihrer Mitglieder und ist der zentrale Ansprechpartner des Staates. Ihm gehören bis 1953 auch die Gemeinden in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) an, bevor sie diese im Verband jüdischer Gemeinden in der DDR organisieren.

Anfänge

Ab 1951 ist der Sitz des Zentralrates in Düsseldorf, später in Bonn und seit 1999 in Berlin. Die Menschen, die er vertritt, sind in den Anfängen eine sehr gemischte Gruppe: Überlebende, in Deutschland verbliebene Displaced Persons, aus dem Exil Zurückgekehrte und Einwanderer aus Osteuropa. Insgesamt leben etwa 15.000 Juden in 70 westdeutschen Orten. Als das SED-Regime 1952/53 Druck auf die jüdischen Gemeinden in Ostdeutschland ausübt, fliehen rund 630 Juden nach Westdeutschland, so dass im Osten nur einige Rumpfgemeinden existieren.

Jüdischen Leben nach 1989

Knapp 350 Juden leben 1989 in der DDR in fünf jüdischen Gemeinden, in der Bundesrepublik 28.000 Juden in 50 Gemeinden. Seitdem ist die Zahl der jüdischen Gläubigen vor allem durch die Zuwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion auf mehr als 100 Gemeinden mit insgesamt 120.000 Mitgliedern angewachsen. Die Integration der Zuwanderer und die Bewahrung des jüdisch-kulturellen Erbes sind neue Aufgaben des Zentralrats. Um die Arbeit des jüdischen Interessenverbandes zu unterstützen, schließt die Bundesrepublik 2003 mit ihm einen Staatsvertrag und zahlt ihm inzwischen jährlich 5 Millionen Euro.

Präsidenten des Zentralrats

Vorsitzende/Präsidenten des Zentralrates sind Heinz Galinski (1954-1963, 1988-1992), Herbert Lewin (1963-1969), Werner Nachmann (1969-1988), Ignatz Bubis (1992-1999), Paul Spiegel (2000-2006), Charlotte Knobloch (2006-2010) und seit 2010 Dieter Graumann.

(ahw, sw, mw) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 29.02.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Hinz-Wessels, Annette/Wirtz, Susanne/Würz, Markus: Zentralrat der Juden, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-gruenderjahre/erinnerung-und-wiedergutmachung/zentralrat-der-juden.html
Zuletzt besucht am: 21.11.2024

lo