Horst Köhler geb. 1943

  • 1943

    22. Februar: Horst Köhler wird als siebtes von acht Kindern einer Bauernfamilie im ostpolnischen Skierbieszòw geboren.

    Köhlers aus Bessarabien stammende Eltern sind 1942 von den Nationalsozialisten im Zuge der "Germanisierung" ins Generalgouvernement geholt worden.

    1944 flieht die Familie vor der anrückenden Roten Armee nach Markkleeberg-Zöbigker bei Leipzig.

  • 1953

    Flucht in den Westen. Nach Aufenthalten in diversen Flüchtlingslagern lässt sich die Familie in Ludwigsburg nieder.

  • 1963

    Abitur am Ludwigsburger Mörike-Gymnasium.

  • 1963-1965

    Wehrdienst.

  • 1965-1969

    Studium der Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaften in Tübingen mit Abschluss als Diplom-Volkswirt.

  • 1969-1976

    Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung in Tübingen.

  • 1969

    Heirat mit der Lehrerin Eva Luise Bohnet.

  • 1973

    Geburt der Tochter Ulrike.

  • 1976-1981

    Mitglied der Grundsatzabteilung des Bundeswirtschaftsministeriums in Bonn.

  • 1977

    Promotion zum Dr. rer. pol. mit einer Arbeit über die Arbeitsmarktbedingungen des technischen Fortschritts.

    Geburt des Sohnes Jochen.

  • 1981-1982

    Referent beim Minsterpräsidenten von Schleswig-Holstein, Gerhard Stoltenberg (CDU), in Kiel.

  • 1981
  • 1982-1987

    Nach dem Regierungswechsel in Bonn folgt Köhler Stoltenberg ins Bundesfinanzministerium. Dort wird er zunächst als Leiter des Ministerbüros eingesetzt.

  • 1987-1990

    Abteilungsleiter im Bundesfinanzministerium.

  • 1990-1993

    Staatssekretär im Bundesfinanzministerium als Nachfolger von Hans Tietmeyer.

    Köhler ist für Grundsatzfragen der Finanzpolitik, für die Finanzbeziehungen zur Europäischen Gemeinschaft und für die Treuhandanstalt zuständig.

    Er wird außerdem zum wichtigsten Berater und Unterhändler Bundeskanzler Helmut Kohls (CDU) in allen internationalen Wirtschafts- und Finanzfragen.

    Köhler handelt die Zahlungen für den Abzug der sowjetischen Streitkräfte aus Deutschland und die deutsche Finanzhilfe für den Golfkrieg aus.

    Bei den Verhandlungen über den Maastrichter Vertrag plädiert er für die Einführung einer gemeinsamen europäischen Währung, mahnt jedoch gleichzeitig eine verstärkte politische Integration an.

  • 1993-1998

    Köhler verlässt das Bundesfinanzministerium und wird Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Er nutzt sein Amt, um den Umstrukturierungsprozess des Verbandes weiterzuführen und eine strategische Neuorganisation zur Anpassung an den europäischen Binnenmarkt zu erarbeiten .

    Gleichzeitig setzt er sich erfolgreich gegen eine Privatisierung der Sparkassenorganisation ein.

  • 1998-2000

    Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in London. Die Bank soll Marktwirtschaft und Demokratie in den ehemaligen Ostblockstaaten fördern.

  • 2000-2004

    Auf Vorschlag von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) wird Horst Köhler im März 2000 zum Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) gewählt. Während seiner Amtszeit setzt sich Köhler für einen besseren Dialog mit Globalisierungskritikern und Entwicklungsländern ein. Vor allem bricht er mit der Praxis, den zu unterstützenden Staaten Förderkonzepte nach den Maßstäben entwickelter Länder aufzuzwingen, was in der Vergangenheit wiederholt zu schweren Krisen in den betroffenen Ländern geführt hat.

  • 2003

    Ernennung zum Honorarprofessor an der Universität Tübingen.

  • 2004

    CDU/CSU und FDP einigen sich nach heftigen parteiinternen Querelen und einer von vielen als peinlich empfundenen Diskussion auf Köhler als Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten.

    Der lange Zeit favorisierte Wolfgang Schäuble (CDU) scheitert am Widerstand der FDP.

    Die rot-grüne Koalition nominiert die Präsidentin der Universität Frankfurt/Oder, Gesine Schwan (SPD), für das Amt.

    Köhler erklärt unmittelbar nach seiner Nominierung seinen Rücktritt aus der IWF-Führung.

    23. Mai: Die Bundesversammlung wählt Köhler im ersten Wahlgang mit knapper Mehrheit zum neunten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland. Von 1202 gültigen Stimmen kann er 604 auf sich vereinen.

    Auf seine Gegenkandidatin Gesine Schwan entfallen 589 Stimmen.

    In seiner Ansprache nach der Wahl fordert Köhler, Deutschland solle ein "Land der Ideen" werden und sein Selbstvertrauen zurückgewinnen.

  • 2010

    31. Mai: In einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz gibt Horst Köhler im Schloss Bellevue in Berlin seinen Rücktritt vom Amt des Bundespräsidenten mit sofortiger Wirkung bekannt.

    Er begründet seine Entscheidung mit der Kritik an seinen Äußerungen im Zusammmenhang mit dem Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr. Die Art und Weise der Diskussion lässt sich seiner Vorstellung nach nicht mit der notwendigen Achtung seines Amtes vereinbaren.

 

(nc/reh) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 19.02.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Chmura, Nadine/Haunhorst, Regina: Biografie Horst Köhler, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/horst-koehler.html

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