Peter Weiss 1916 - 1982

  • 1916

    8. November: Peter Weiss wird als Sohn eines jüdischen Textilfabrikanten ungarischer Herkunft und einer Schauspielerin schweizer Herkunft in Nowawes (heute Neubabelsberg) bei Berlin geboren.

  • 1918

    Die Familie Weiss zieht nach Bremen um. 1920 lässt Weiss' Vater sich und die Kinder Irene und Peter evangelisch taufen.

  • 1935

    Zusammen mit der Familie Emigration nach England.

    Besuch der Polytechnic School of Photography.

    Weiss malt unter anderem "Die Maschinen greifen die Menschheit an", "Londonslum" und schreibt "Bekenntnis eines großen Malers".

  • 1936

    Emigration nach Prag, wo er bis 1938 an der Kunstakademie studiert und für sein Gemälde "Gartenkonzert" den Akademiepreis erhält.

  • 1938

    Oktober: Nach der Besetzung des Sudetenlands durch die deutsche Wehrmacht emigrieren die Eltern nach Schweden. Weiss geht vorerst in die Schweiz.

  • ab 1939

    Emigration nach Schweden, wo er sich in Stockholm niederlässt und bis zu seinem Tode lebt. Seinen Lebensunterhalt verdient er sich unter anderem als Textilmusterzeichner und an privaten Malschulen.

  • 1943

    Heirat mit der Malerin und Bildhauerin Helga Henschen.

  • 1946

    Weiss erhält die schwedische Staatsbürgerschaft.

  • 1947

    Als Korrespondent der Stockholms-Tidningen geht Weiss nach Berlin und schreibt sieben Reportagen und den Prosatext "De Besegrade" (dt.: Die Besiegten), der 1948 in Schweden erscheint.

  • 1949

    Heirat mit Carlota Dethorey. Weiss schreibt das Hörspiel "Rotundan" (dt.: Der Turm), das 1950 in Schweden uraufgeführt und 1967 erstmals deutschsprachig aufgeführt wird.

  • 1952

    Der Mikroroman "Der Schatten des Körpers des Kutschers" erscheint im Suhrkamp-Verlag, auch alle seine weiteren Werke werden dort veröffentlicht.

    Weiss unterrichtet an der Stockholmer (Volks-)Hochschule Malerei, später auch Filmtheorie und -praxis sowie Theorie des Bauhauses.

  • 1952-1955

    Weiss produziert die Experimentalfilme Studie I (Das Aufwachen), II (Halluzinationen),III (Vorstufe zu Studie IV/Die Befreiung), IV (Die Befreiung) und V (Wechselspiel).

  • 1961

    Veröffentlichung des autobiografischen Romans "Abschied von den Eltern".

  • 1963

    Für den autobiografischen Roman "Fluchtpunkt" wird Weiss mit dem Schweizer Charles-Veillon-Literaturpreis ausgezeichnet.

    Veröffentlichung des Fragments "Das Gespräch der drei Gehenden", das die Bewusstseinsschichten eines herumgestoßenen Heimatlosen erschließt.

    Debüt als Dramatiker mit der Kasperle-Moritat "Nacht mit Gästen" in der Schiller Theater-Werkstatt in West-Berlin.

  • 1964

    Januar: Heirat mit Gunilla Palmstierna.

    April: Die Uraufführung von "Die Verfolgung und Ermordung Jean-Paul Marats, dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade" im Schiller Theater in West-Berlin wird zu einem sensationellen Erfolg. Auch in Schweden, Frankreich, England, DDR (1965) und in New York wird das Stück begeistert aufgenommen.

    1967 wird es durch den britischen Regisseur Peter Brook verfilmt.

  • 1965

    Weiss, der Mitglied der schwedischen Kommunistischen Partei ist, erklärt auf einem Schriftsteller-Kongress in Weimar: "Zwischen den beiden Wahlmöglichkeiten, die mir heute bleiben, sehe ich nur in der sozialistischen Gesellschaftsordnung die Möglichkeit zur Beseitigung der bestehenden Missverhältnisse in der Welt".

    19. Oktober: Gleichzeitige Uraufführung des Oratoriums "Die Ermittlung" in West- und Ost-Berlin, sowie in Erfurt, Essen, Gera, München, Halle, Leipzig, Köln, Rostock, Potsdam, Dresden, Cottbus, Altenburg, und Neustrelitz. Das erfolgreiche Stück wird auch in England, Schweden und New York aufgeführt sowie später in Ost und West vom Fernsehen übernommen. Das Werk stellt eine szenische Dokumentation des Frankfurter Auschwitz-Prozesses dar. Die Tantiemen aus westeuropäischen Aufführungen spendet Weiss ehemaligen Auschwitz-Häftlingen und Opfern des südafrikanischen Apartheid-Regimes.

    Verleihung des Lessing-Preises der Freien und Hansestadt Hamburg.

  • 1966

    Auszeichnung mit dem Heinrich-Mann-Preis der Deutschen Akademie der Künste, Ost-Berlin.

  • 1967

    Uraufführung des politischen Musicals "Der Gesang vom Lusitanischen Popanz", das die noch bestehende portugiesische Kolonialherrschaft angreift.

    Teilnahme an Bertrand Russels Tribunal gegen den Vietnam-Krieg in Stockholm, einer der sogenannten Richter ist Jean Paul Sartre.

  • 1968

    Uraufführung des "Diskurs über die Vorgeschichte und den Verlauf des lang andauernden Befreiungskrieges in Vietnam als Beispiel für die Notwendigkeit des bewaffneten Kampfes der unterdrückten gegen ihre Unterdrücker sowie über die Versuche der Vereinigten Staaten von Amerika, die Grundlagen der Revolution zu vernichten" in Frankfurt/Main, danach in Rostock.

  • 1970

    Uraufführung des Schauspiels "Trotzki im Exil" in Düsseldorf. Darin gibt Weiss eine diskursive Analyse der russischen Revolution in Form eines historisch-politischen Bilderbogens.

  • 1971

    Uraufführung des Stückes "Hölderlin" in Stuttgart. Weiss stellt darin den Dichter als einen Revolutionär dar, der an der Realität zugrundegeht.

  • 1973

    Teilnahme am 2. Russell-Tribunal in Stockholm.

  • 1974

    Reise in die Sowjetunion zum Schriftstellerkongress nach Moskau und nach Wolgograd.

  • 1975-1981

    Nach einer Publikationspause von vier Jahren veröffentlicht Weiss den ersten Band der Trilogie "Die Ästhetik des Widerstands". Der zweite Band folgt 1978 und der dritte 1981. Das Werk stellt einen Versuch dar, die historische und gesellschaftliche Erfahrung der Zeit zwischen 1917 und 1945 sowie ihre ästhetischen und politischen Erkenntnisse darzustellen. Weiss entwirft dabei ein Gesamtbild der euopäischen Linken in diesem Zeitraum.

  • 1982

    Bei der Uraufführung seines letzten Theaterstückes "Der neue Prozess" in Stockholm, führt Weiss selbst die Regie.

    10. Mai: Peter Weiss stirbt im Alter von 65 Jahren in Stockholm.

    Weiss wird posthum mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.

 

(iz) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 19.01.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Zündorf, Irmgard: Biografie Peter Weiss, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/peter-weiss.html
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