Fast jeder zweite Haushalt hat in der DDR einen Kleingarten oder ein Wochenendgrundstück. Die Machthaber begegnen den „Laubenpiepern“ zunächst misstrauisch: Ihre vermeintliche Kleinbürgerlichkeit und Spießigkeit glaubt man im Sozialismus überwunden zu haben. Ab Mitte der 1970er Jahre gewinnen die Parzellen jedoch mehr und mehr volkswirtschaftliche Bedeutsamkeit. Die Erträge aus den Kleingärten leisten einen bedeutsamen Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung mit Obst und Gemüse. Nun fördert die DDR-Führung den Anbau in Kleingärten, um die Folgen von Mangelwirtschaft abzumildern. Die unbefriedigende Versorgungslage in der DDR macht viele Menschen erfinderisch. Der selbst gebaute Rasenmäher zeigt das beispielhaft und bietet einen Einstieg die Themen Alltag sowie Wirtschafts- und Sozialpolitik in der DDR.
Für den Unterricht
Beschreiben und erschließen: Schülerinnen und Schüler finden Fotos und Informationen zum Rasenmäher in der Objektdatenbank (Suchbegriff „2016/10/0062“). Sie können das selbst gebaute Gerät beschreiben und mutmaßen, woher dessen Einzelteile stammen.
Charakterisieren: Der LeMO-Beitrag Mangelwirtschaft gibt Auskunft darüber, welche Güter in der DDR schwer oder nur gelegentlich zu erhalten sind. Die Schülerinnen und Schüler können eine Übersicht erstellen, bei welchen der genannten Beispiele es sich um Produkte der Grundversorgung handelt und bei welchen eher um Komfortgüter. In welche Kategorie wären Obst und Gemüse, wie sie aus Kleingartenanbau in den Handel kommen, einzuordnen?
Herausarbeiten und diskutieren: Über ihre persönlichen Erinnerungen an das Warenangebot in der DDR spricht die Zeitzeugin Christa Trube. Aus ihrem Beitrag können die Schülerinnen und Schüler auch herausarbeiten, in welcher Stadt es eine merklich bessere Versorgungslage gibt, und diskutieren, warum das gerade dort der Fall ist.
Für den Museumsbesuch
In der Dauerausstellung des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig können die Schülerinnen und Schüler den selbstgebauten Rasenmäher genau betrachten und beschreiben. Aus welchen Teilen besteht er und woher stammen diese vermutlich?
Im Ausstellungstext zur Gartenlaube, links an der Wand, können Schülerinnen und Schüler recherchieren, warum Kleingärten von den Machthabern zunächst kritisch gesehen, später aber sogar offiziell gefördert werden. In die Überlegungen lassen sich die Fotografie und die Leistungskarte einbeziehen.
Nicht für alle Menschen ist die eingehegte Welt der Kleingärten eine Erfüllung. Rechts neben der Laube können die Schülerinnen und Schüler Beispiele für vergleichsweise exotische Freizeitbeschäftigungen zusammentragen und Gemeinsamkeiten recherchieren: Welche Sehnsucht verbindet die dargestellten Personen? Wie kommen sie an ihre Ausstattung? Wie schätzen die Machthaber ihre Aktivitäten ein?
Neben Obst und Gemüse aus eigener Kleingarten-Ernte finden die Menschen in der DDR weitere Möglichkeiten, dem alltäglichen Mangel in den Läden zu begegnen. Im Ausstellungsbereich gegenüber, neben den Vitrinen zu „Intershop“ und „Delikat“, können sich die Schülerinnen und Schüler zu Westpaketen und deren Inhalten informieren. Anschließend können sie diskutieren, was die verschickten Produkte so attraktiv macht und welche Lücken in der Alltagsversorgung der DDR sie schließen.