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Barbara M.: Arbeit und Familie im Sozialismus

Dieser Beitrag wurde von Barbara M. (*1955) 2019 in Heilbronn verfasst.

Einstieg ins Berufsleben

Als unverheiratete Diplomingenieurin bescheinigte [mir] mein Onkel Klaus eine „Asthmoide Bronchitis“, zur Vermeidung einer Absolventenvermittlung in unbeliebte Chemieorte [wie] Leuna, Buna, Wolfen, Grimma. Wunschgemäß erhielt ich meine erste Stelle im September 1978 am Institut für Mikroelektronik Dresden, mit dreijähriger Arbeitsverpflichtung und lernte dort meinen späteren Ehemann kennen. Die Firma vermittelte mir ein Zimmer in einer Frauen-WG in einer Altbauwohnung in der Konkordienstraße, im Stadtteil Dresden-Pieschen, ohne Bad, mit Toilette im Treppenhaus. Vier Jahre später erhielt ich über die Wohnungsvergabekommission der Firma meine erste Einzimmerwohnung mit kleiner Küchenzeile im Dresdner Zentrum, in der Kurt-Schlosser-Straße 4. Die zentrale Single-Wohnung Nähe Prager Straße war für kulturelle Unternehmungen ohne Auto bestens geeignet.

Wohnungsvergabe: Ringen um jedes zusätzliche Zimmer

Bis zur Hochzeit und Geburt unserer Kinder 1983 und 1985 arbeitete ich als Entwicklungsingenieurin. Erst im Kindergartenalter unserer Kinder nahm ich meine Berufsarbeit in neuer Teilzeitstelle im VEB Getreidewirtschaft Dresden auf. Als verheiratetes Paar und werdende Eltern teilte uns die Firma im Frühjahr 1983 eine Zweizimmerwohnung im Neubaugebiet Dresden-Prohlis, 8. Etage, ohne Balkon, mit fensterloser Küche und fensterlosem Bad zu. Im Hochhaus des eintönigen Neubaugebietes am Dresdner Stadtrand fühlte ich mich unwohl. Dankbar sollten wir sein, trocken, sicher und warm zu wohnen.

Eine gewünschte Dreizimmerwohnung wurde abgelehnt mit den Worten „Sie wissen nicht, ob Ihr Kind lebend zur Welt kommt!“ So wohnten wir 1985 mit zwei Kindern in kleiner Zweizimmerwohnung und waren froh über die Zuweisung einer Dreizimmerwohnung mit Balkon und Küche/Bad mit Fenster im tristen Neubaugebiet Dresden-Reick ohne Bäume, mit Bahnlinie und Gasometer hinterm Haus. Ein Wohnungstausch in eine Altbauwohnung am Wasaplatz gelang vorm Einzug nicht. Das Wohngebiet Dresden-Reick wurde 2015 rückgebaut und existiert nicht mehr.

„Mein Schicksal, in die DDR unfrei hinein geboren zu sein“

Da mein Schwiegervater Karl den Kontakt zu seiner Mutter in West-Berlin nicht abbrach, durfte er nicht mehr als Journalist, sondern nur noch als Korrektor der Thüringer Zeitung „Freies Wort“ arbeiten. Seine für [den] 15. August 1961 geplante Familienflucht nach West-Berlin und Wien scheiterte am Mauerbau. Bei jährlichen Sommerbesuchen der Hamburger Freunde meines Mannes in Suhl durfte der Mercedes wegen der Nachbarn niemals in Wohnungsnähe geparkt werden.

Den 60. Geburtstag meines isländischen Onkels Robert feierten wir 1986 mit Familie in seiner Geburtsstadt Leipzig. Dresden und die Sächsische Schweiz zeigte ich den Isländern und sie bedauerten mein Schicksal, in die DDR unfrei hinein geboren zu sein.

Zur Person

Barbara M. wird 1955 in Leipzig geboren. Dort legt sie 1974 an der Erweiterten Oberschule Thomas (Thomasschule) ihr Abitur ab. Da ihr das Wunschstudienfach Medizin verwehrt wird, studiert sie zwischen 1974 und 1978 Verfahrenstechnik an der Technischen Hochschule Leuna-Merseburg und schließt das Studium als Diplom-Ingenieurin ab. Anschließend arbeitet sie im VEB Elektrotechnik Dresden sowie im VEB Getreidewirtschaft Dresden. Sie heiratet und bekommt zwei Kinder. Im Mai 1990 zieht sie mit ihrer Familie von Dresden nach Hannover und im Jahr darauf nach Heilbronn. Nach ihrer Elternzeit absolviert sie 1994/95 eine Umschulung zur Industriefachwirtin und arbeitet in diesem Beruf für verschiedene Firmen im Heilbronner Umland. 2018 geht sie in Rente und ist seitdem in verschiedenen Ehrenämtern aktiv. Barbara M. lebt mit ihrem zweiten Mann weiterhin in Heilbronn.

Empfohlene Zitierweise:
M., Barbara: Arbeit und Familie im Sozialismus, in: LeMO-Zeitzeugen, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, URL: www.hdg.de/lemo/zeitzeugen/barbara-m-arbeit-und-familie-im-sozialismus.html
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