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Elisabeth Laagland: Ferien am Lago di Garda

Dieser Beitrag wurde von Dr. Elisabeth Laagland (geb. 1949) im Jahr 2000 in Bonn verfasst.

An den Gardasee

Meine erste „große“ Reise führte in den Sommerferien des Jahres 1967 nach Italien an den Gardasee. Ich war damals 18 Jahre alt, besuchte die Oberprima eines Münsteraner Gymnasiums und war sehr stolz darauf, dass meine Eltern mir erlaubten, die von der „Katholischen Jugend“ angebotene Gruppenreise mitzumachen; auch mein Schulfreund Christian „durfte“ mitfahren. Obwohl diese Reise inzwischen schon fast 30 Jahre zurückliegt, ist sie mir noch in lebendiger Erinnerung, insbesondere, weil damit meine Liebe zu Italien – zunächst angeregt durch die überaus amüsanten Italienerlebnisse meines Vaters und vertieft durch den (schwarz-weiß) Bildband „Italien – Land unter südlichem Himmel“ aus dem Quelle-Versand, den ich zum 13. Geburtstag erhielt – entflammte.

Die Anreise erfolgte per Bus über Nacht und ich erinnere mich noch an das Erwachen beim Morgengrauen in den Alpen, die Frühstückspause am Brennerpass und die anschließende atemberaubende Fahrt auf der engen Küstenstraße am Ostufer des Gardasees bis zu unserem Reiseziel Malcesine; dann ging es auf einem schmalen Weg steil bergan bis zu unserer Pension „Albergho Antonelli“.

Die erste Bekanntschaft mit der italienischen „Pasta“

Die Wirtsleute der „Albergho Antonelli“ nahmen uns herzlich in Empfang und bewirteten uns aufs Beste. Dabei wurden die köstlichen Mahlzeiten – natürlich in Vollpension – für unsere Gruppe oft auf der Terrasse serviert, die einen herrlichen Ausblick auf den Gardasee und an manchen Tagen auch auf die Bergkette am Westufer des Gardasees ermöglichte.

Zu den unvergesslichen Besonderheiten gehörte für uns (deutsche Schüler, die überwiegend zum ersten Mal in Italien waren) die erste Bekanntschaft mit der italienischen „Pasta“ in Form von besonders langen Spaghetti, die von den meisten von uns auf Anhieb zur besonderen Lieblingsspeise erklärt wurden.

Vor den Hauptgängen der Mittags- und Abendmahlzeiten durfte jeder von uns zwischen drei verschiedenen Pasta-Portionsgrößen wählen, wobei die größte Portion als „Monte Baldo“ (nach der höchsten Erhebung des östlichen Bergmassivs am Gardasee benannt) zu ordern war. Soweit ich mich erinnern kann, hat unsere Tischgruppe damals immer „Monte Baldo“ – Portionen bestellt und anschließend durch ein Wettessen die Kunst, italienische Spaghetti mit einer Gabel zu essen perfektioniert.

Unbeschwerte Erlebnisse

Natürlich gehörte auch der erste Genuss von italienischem Wein in den romantischen Gartenlokalen am Ufer des Gardasees dazu, der unsere Gruppe eines Abends in so angeregte Stimmung versetzte, dass einige von uns Mädchen – ich war auch dabei – an der „Miss Minigonna“- (Miss Minirock-) Wahl teilnahmen. Zu unserer Überraschung gewann ich (im selbstgenähten Minikleid) den 2. Platz. Einige von uns nutzten auch die Gelegenheit, um sich von einem Straßenkünstler in Malcesine mit Kohlestift portraitieren zu lassen.

Nachdem wir auf diese fröhliche und unbeschwerte Art den Ort Malcesine, den Strand und den Gardasee und schließlich den Hausberg „Monte Baldo“ erkundet hatten, begaben wir uns auf eine Gardasee-Rundreise per Schiff mit Aufenthalten in Garda, Sirmione (Grotten des Gartull, Eintritt: 100 Lire) und Limone (Zitronengärten) und kehrten nach Malcesine, das wir schon von weitem an der auf einem Felshügel über dem See aufragenden Scaligerburg wiedererkannten, mit der festen Überzeugung zurück, dort den allerschönsten Platz am Gardasee gefunden zu haben.

Es folgte ein Tagesausflug nach Venedig und zu den umliegenden Laguneninseln, der uns in grenzenloses Erstaunen versetzte. Die Besonderheit dieser Stadt, in der wir uns zu Fuß durch enge Gassen, über romantische Brücken und auf großzügig angelegten Plätzen bewegten oder per Schiff (für eine Gondelfahrt reichte unser Budget nicht) vorbei an prächtigen Palästen und malerischen Häuserfronten durch die Lagune zur Glasbläserinsel Murano [fuhren], beeindruckte uns tief und machte diesen relativ kurzen Aufenthalt zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Überglücklich fuhren wir nach zwei Ferienwochen nach Hause. Im Gepäck waren natürlich Reiseandenken für die Eltern: eine Vase von der Laguneninsel Murano/Venedig, die Kohlezeichnung des Straßenkünstlers aus Malcesine und die „Trophäe“ von der „Miss Minigonna“ Wahl.

Zur Person

Elisabeth Laagland wird 1949 in Telgte (Kreis Münster) geboren. 1968 legt sie in Münster ihr Abitur ab und absolviert dort anschließend ein Lehramtsstudium. Nach dem Referendariat in Düsseldorf studiert sie Erziehungswissenschaften, Psychologie und Soziologie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und schließt ihr Studium mit einem Diplom ab. Im Anschluss daran zieht sie für ihre Promotion und eine Stelle als Referentin bei der Studienstiftung des deutschen Volkes nach Bonn. Nach mehrjähriger Tätigkeit in der Hochbegabtenauswahl und -förderung wechselt sie zum Bundesinstitut für Berufsbildung. Anschließend arbeitet sie für das Sekretariat der Kultusministerkonferenz in Bonn. Schon während ihrer Berufstätigkeit und nach dem Eintritt in den Ruhestand erweitert sie ihre italienischen Sprachkenntnisse und besucht Vorlesungen über Kunstgeschichte an der Bonner Universität. Im Laufe der Jahre unternimmt sie zahlreiche Italienreisen, viele zusammen mit ihrem Sohn. Elisabeth Laagland lebt weiterhin in Bonn und betätigt sich ehrenamtlich in Bonn und Venedig.

Empfohlene Zitierweise:
Laagland, Elisabeth: Ferien am Lago di Garda, in: LeMO-Zeitzeugen, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, URL: http://www.hdg.de/lemo/zeitzeugen/elisabeth-laagland-ferien-am-lago-di-garda.html
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