In seinem Brief teilt Wilhelm Pieck Johannes Becher seine Ideen für den Inhalt einer Nationalhymne für die Deutsche Demokratische Republik (DDR) mit, die drei Tage zuvor, am 7. Oktober 1949, gegründet wurde. Einen Tag später wählen die provisorische Volkskammer und die provisorische Länderkammer Wilhelm Pieck zum ersten Staatspräsidenten der DDR.
Der Dichter und spätere Kulturminister der DDR, Johannes Becher, schreibt anschließend den Text zur Nationalhymne der DDR, „Auferstanden aus Ruinen“. Am 5. November 1949 wird Bechers Text zu einer Melodie Hanns Eislers zur Nationalhymne erklärt. Seit den frühen 1970er Jahren spielt das SED-Regime nur noch die Melodie, da sich der Text zu „Deutschland, einig Vaterland“ bekennt.
- Zeit:
- 10.10.1949
- Objektart:
- Dokument
- Bildnachweis:
- Bundesarchiv; NY 4036 / 768 35
- Urheber:
- Pieck, Wilhelm (Verfasser)
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10.10.1949
Lieber Freund Becher!
Mir ist in dieser Nacht, wo ich vor neuralgischen Schmerzen nicht schlafen konnte, folgender Gedanke über eine Hymne der Republik gekommen:
Die Hymne sollte drei Verse mit je einem Refrain enthalten.
Der 1. Vers sollte die Demokratie in Verbindung mit der Kultur haben.
Der 2. Vers die Arbeit in Verbindung mit dem Wohlstand des Volkes.
Der 3. Vers die Freundschaft mit den Völkern in Verbindung mit dem Frieden.
Der Refrain sollte die Einheit Deutschlands zum Inhalt haben.
Überlege Dir einmal diesen Gedanken. Wenn Du einen besseren hast umso besser.
Mit den besten Grüssen
W. Pieck [handschriftlich]
[handschriftlich, unten schräg über die rechte Ecke: "betrifft Nationalhymne"]