In diesem Telex, einer Textnachricht, die über das Telefonnetz gesendet wird, beschreibt Egon Bahr in seiner Funktion als Bundesminister für besondere Aufgaben im Bundeskanzleramt die weitere Vorgehensweise zur Ratifizierung des Grundlagenvertrags. Er beschreibt zudem, wie er sich die zukünftigen Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten vorstellt.
Das Telex ist an Staatssekretär Michael Kohl gerichtet, den Staatssekretär für westdeutsche Fragen im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Bahr und Kohl führen als Vertreter der Bundesrepublik und der DDR die Verhandlungen für den Grundlagenvertrag. Am 21. Dezember 1972 unterzeichnen beide in Ost-Berlin den Vertrag.
- Ort und Zeit:
- Bonn, 16. Dezember 1972
- Objektart:
- Dokument
- Bildnachweis:
- Bundesarchiv, B 136 / 6697
- Urheber:
- Bahr, Egon (Verfasser)
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886750a bkbn d telexnr. 2062 16.12.72 =
bm bahr bonn, den 16.12.72
an den
staatssekretaer beim
ministerrat der
deutschen demaokratischen [sic!] republik
herrn dr. michael kohl
berlin (ost)
sehr geehrter herr kohl,
nachfolgend den zugesagten text. ich moechte bei dieser gelegenheit fuer ihre glueckwuensche danken.
der vertrag, der heute unterzeichnet worden ist, ist die grundlage fuer das verhaeltnis der beiden deutschen staaten. er ist das fundament, auf dem das gebaeude ihrer beziehungen wachsen soll, zum wohle der menschen.
die bundesregierung wird morgen den vertrag und das erforderliche gesetz, um den antrag zur aufnahme in die vereinten nationen stellen zu koennen, dem bundesrat zuleiten. der vertrag wird seine volle wirkung erst zeigen, wenn er in kraft tritt. dennoch wird er schon in der zwischenzeit, wie wir hoffen, sich positiv auf das verhaeltnis zwischen den beiden staaten auswirken. die vorgesehene grenzkommission soll ihre arbeit in der zweiten januarhaelfte aufnehmen. das gilt auch fuer die besprechungen zur intensivierung des sportverkehrs. die vereinbarungen ueber die taetigkeit der journalisten wird ab heute wirksam.
niemand darf glauben, dass nach so vielen jahren der verkrustung, ja der feindseligkeit die entwicklung der beziehungen reibungslos erfolgen kann. es wird schwierigkeiten und es wird aerger geben. es wird zeit, geduld und guter wille auf beiden seiten notwendig sein, damit der abgesteckte weg auch genutzt wird. die beiden verhandlungsfuehrer werden in einem kontakt bleiben.
mit der heutigen unterschrift binden sich die beiden regierungen an das verhandlungsergebnis. die beiden deutschen staaten vereinen sich mit den anderen europaeischen staaten in dem bemuehen um entspannung.
mit vorzueglicher hochachtung
egon bahr ++
fin bt qsl+?
mom
ja vielen dank alles klar erhalten 16.12.1972 14.25++
danke auch a w s+
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