Markus Wolf 1923 - 2006

  • 1923

    19. Januar: Markus Johannes Wolf wird in Hechingen im damaligen preußischen Regierungsbezirk Sigmaringen als Sohn des jüdischen Dramatikers und Arztes Friedrich Wolf geboren. Er ist Bruder des DDR-Filmregisseurs Konrad Wolf.

  • ab 1933

    Zusammen mit der Familie geht Wolf in die Emigration, anfangs in die Schweiz und nach Frankreich, ab 1934 in die Sowjetunion.

  • 1940-1942

    Wolf besucht die Hochschule für Flugzeugbau in Moskau.

  • 1942
  • 1942/43

    Nach der Evakuierung Moskaus geht Wolf zur Schule der Kommunistischen Internationale in Kuschnarenkowo.

  • 1943-1945

    Wolf arbeitet als Redakteur, Sprecher und Kommentator beim "Deutschen Volkssender" in Moskau.

  • 1945

    Nach Kriegsende kehrt Wolf mit einer Gruppe von Exilkommunisten zurück nach Deutschland.

  • 1945-1949

    Wolf arbeitet beim Berliner Rundfunk und ist 1945/46 Berichterstatter bei den Nürnberger Prozessen.

  • 1946
  • 1949-1951

    Erster Rat der DDR-Mission in Moskau.

  • 1951

    Stellvertretender Leiter des als "Institut für wirtschaftswissenschaftliche Forschung" getarnten Außenpolitischen Nachrichtendienstes (APN) in Ost-Berlin.

  • ab 1952

    Leiter des APN. 1953 wird der APN als Hauptabteilung XV in das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) eingegliedert und 1956 in Hauptverwaltung Aufklärung (HV A) umbenannt.

    Wolfs Spionagestrategie liegt vor allem im Eindringen in die westlichen Führungszentren und dabei besonders der bundesdeutschen Gesellschaft. Seine Agenten sollen auf bürgerlichem Wege in einflussreiche Stellungen gelangen und ihre Spionagetätigkeit erst aufnehmen, wenn sie dieses Ziel erreicht haben. Wolf unterstehen rund 4.000 Auslandsagenten, die er mit der "Präzision eines Schachspielers" führt, wie Beobachter bekunden.

  • 1954

    Ernennung zum Generalmajor.

  • ab 1956

    Einer der Stellvertreter des Ministers für Staatssicherheit.

    Für Wahlen in das Zentralkomitee (ZK) der SED hat Wolf nie kandidiert.

  • 1965

    Ernennung zum Generalleutnant.

  • 1969

    Auszeichnung mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Gold.

  • 1971

    Auszeichnung mit dem Roten Stern des Innenministeriums der UdSSR.

  • 1974

    Einer der ersten Agenten, die Wolf rekrutiert hat, der Kanzleramtschef Günter Guillaume, wird enttarnt. Die sogenannte Guillaume-Affäre führt zum Rücktritt Bundeskanzler Willy Brandts.

    Auszeichnung mit dem Karl-Marx-Orden.

  • 1978

    Bei einem Besuch in Stockholm kann Wolff erstmals nach zwei Jahrzehnten photografiert werden. Bis dahin galt er im Westen als "Mann ohne Gesicht".

  • 1980

    Beförderung zum Generaloberst der DDR.

  • 1986

    Wolf tritt auf eigenen Wunsch aus dem aktiven Dienst im MfS zurück und wird schriftstellerisch tätig.

  • 1987

    Auszeichnung mit dem Karl-Marx-Orden.

  • 1989

    Veröffentlichung des Buches "Die Troika", das die Freundschaft und Erfahrungen dreier Emigrantenfamilien erzählt, von denen eine die Familie Wolf ist. Das Buch überrascht durch seine kritische Offenheit.

    September: In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung spricht Wolf von Mitverantwortung an den Mängeln der DDR.

    Oktober: Teilnahme an Veranstaltungen oppositioneller Gruppen. Wolf bezeichnet sich selbst als Berater der neuen SED-Politiker, übernimmt aber selbst keine neuen Ämter.

    4. November: Als Redner bei der Kundgebung auf dem Alexanderplatz wird Wolf ausgepfiffen.

  • 1990

    Nach der Wiedervereinigung flüchtet Wolf über Österreich in die UdSSR, da in der Bundesrepublik ein Haftbefehl gegen ihn vorliegt.

  • 1991

    Rückkehr nach Deutschland, wo er direkt nach der Grenzüberschreitung festgenommen wird. Nach kurzem Aufenthalt in der Untersuchungshaft darf Wolf sich bis zur Urteilsverkündung durch das Gericht wieder frei bewegen. Bei den Vernehmungen gibt Wolf keine früheren Mitarbeiter preis.

    Veröffentlichung der Schrift "In eigenem Auftrag. Bekenntnisse und Einsichten".

  • 1993

    Wolf wird zu sechs Jahren Haft wegen Landesverrates und Bestechung verurteilt. Das Urteil bleibt vorläufig, da das Bundesverfassungsgericht zur Frage der Strafbarkeit von Spionen eines untergegangenen Staates noch keine Entscheidung gefällt hat. Wolf genießt Haftverschonung.

  • 1995

    Oktober: Aufhebung des Urteils von 1993 im Revisionsverfahren durch den 3. Strafsenat des Bundesgerichtshofes. Das Bundesverfassungsgericht hat im Mai den Beschluss veröffentlicht, dass Ostdeutsche nur eingeschränkt für ihre frühere Spionagetätigkeit strafrechtlich verfolgt werden können.

  • 1996

    Das Oberlandesgericht Düsseldorf erhebt Anklage gegen Wolf wegen des Verdachtes der Körperverletzung und der Freiheitsberaubung.

  • 1997

    Wolf wird wegen Freiheitsberaubung in vier Fällen zu zwei Jahren Haft, die auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt werden, verurteilt.

    Veröffentlichung seiner Memoiren unter dem Titel "Spionagechef im geheimen Krieg. Erinnerungen". Anlass zur öffentlichen Diskussion bieten Passagen über den verstorbenen SPD-Politiker Herbert Wehner, die diesen als Einflussagent der DDR ausweisen. Im November des Jahres korrigiert sich Wolf und sagt Wehner habe "nie und in keiner Weise" im Dienst der DDR gestanden.

  • 1998

    Wolf wird wegen Aussageverweigerung im Spionageprozess gegen den SPD-Politiker Gerhard Flämig für drei Tage in Beugehaft genommen.

  • 2002

    Veröffentlichung des Buches "Freunde sterben nicht", in dem er sich mit Freundschaften im Agentenmillieu befasst.

  • 2003

    In der zweiteiligen TV-Dokumentation "Spionagechef Markus Wolf" hält Wolf Rückschau auf seinen Werdegang, der zugleich ein Zeugnis des Kalten Krieges und des Umbruchs in Osteuropa ist.

    Wolf ist in dritter Ehe verheiratet und hat vier Kinder.

  • 2006

    9. November: Markus Wolf stirbt in Berlin.

 

(iz/reh) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 22.01.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Haunhorst, Regina/Zündorf, Irmgard: Biografie Markus Wolf, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/markus-wolf.html
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