Herbert Wehner 1906 - 1990

  • 1906

    11. Juli: Herbert Wehner wird als erster von zwei Söhnen eines Schuhmachers in Dresden geboren.

    Der Vater wird 1914 zum Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg eingezogen. Die Mutter verdient sich mit Näharbeiten ein geringes Einkommen. Früh muss auch der Sohn zum Unterhalt der Familie beitragen.

  • 1921-1924

    Ein Stipendium ermöglicht Wehner, an einer dreijährigen Ausbildung zum Verwaltungsdienst teilzunehmen. Er schließt die Ausbildung mit einer der "mittleren Reife" entsprechenden Prüfung ab. Nebenher besucht er ab 1922 Abendkurse für Volkswirtschaftslehre und Geschichte der Literatur sowie der Philosophie an der Dresdener Volkshochschule.

    Anschließend absolviert Wehner eine kaufmännische Lehre.

  • 1923

    Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ), anschließend der Syndikalischen Arbeiterföderation von Erich Mühsam.

  • 1925/1926

    Wehner gibt die Zeitschrift "Revolutionäre Tat" heraus und schreibt für Mühsams Zeitung "Fanal".

  • 1927

    Eintritt in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD).

    Heirat mit der Schauspielerin Lotte Loebinger (1905-1999). Die Ehe wird später wieder geschieden.

  • 1928

    Bezirkssekretär Ostsachsens der Roten Hilfe Deutschlands.

  • 1929

    Sekretär der Revolutionären Gewerkschaftsopposition in Ostsachsen.

  • 1930

    Stellvertretender politischer Sekretär der KPD in Sachsen.

  • 1930/31

    Mitglied des sächsischen Landtags und stellvertretender Vorsitzender der KPD-Fraktion. Auf Beschluss der Partei legt er sein Landtagsmandat nieder.

  • 1932/33

    Technischer Sekretär des Politbüros der KPD in Berlin. In dieser Funktion arbeitet Wehner auch für den Parteivorsitzenden Ernst Thälmann.

  • 1933-1935

    Teilnahme am kommunistischen Widerstand gegen das Nationalsozialistische Regime. Wehner leistet illegale Parteitätigkeit für die verbotene KPD im In- und Ausland, wird politisch verfolgt und entgeht wiederholt nur knapp der Verhaftung.

  • 1935

    Wehner emigriert zunächst nach Prag.

    Auf der sogenannten Brüsseler Parteikonferenz wird er zum Kandidaten des Politbüros und in das Zentralkomitee (ZK) der Exil-KPD gewählt.

    Wehner beteiligt sich als Vertreter der KPD an den Verhandlungen verschiedener Linksparteien in Paris über die Bildung einer gemeinsamen "deutschen Front".

    Für die Sozialistische Arbeiterpartei (SAP) nimmt Willy Brandt an den Gesprächen teil.

  • 1936

    Tätigkeit in der Auslandsabteilung der KPD in Paris. Während dieser Zeit gibt er unter anderem die "Informationen von Emigranten" heraus.

  • 1937

    Die Partei beruft Wehner nach Moskau. Dort wird er Referent für deutsche Fragen im Sekretariat der Kommunistischen Internationale (Komintern).

    Wehner wird im Zusammenhang mit der Verhaftung Thälmanns durch die Nationalsozialisten einem Untersuchungsverfahren unterworfen. Das Verfahren wird 1939 eingestellt.

  • 1941

    Wehner reist im Parteiauftrag nach Schweden, um von dort aus den Wiederaufbau der kommunistischen Partei in Deutschland zu organisieren.

  • 1942-1944

    Die schwedische Polizei verhaftet Wehner. Er wird wegen "Gefährdung der schwedischen Freiheit und Neutralität" verurteilt und inhaftiert.

  • 1942

    6. Juni: Ausschluss aus der KPD unter dem Vorwurf des Verrats.

  • 1944-1946

    Nach der Entlassung aus der Haft arbeitet Wehner in Schweden zunächst in einer Viskosefabrik, anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem Archiv.

  • 1944

    Heirat mit Charlotte Burmeister, geborene Clausen.

  • 1946

    Rückkehr nach Deutschland.

    Wehner tritt der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) bei und wird in der SPD-Betriebsgruppenarbeit aktiv.

    Journalist bei der SPD-Zeitung "Hamburger Echo" im Ressort Außenpolitik.

  • 1949-1983

    Unterstützt von Kurt Schumacher kandidiert Wehner erfolgreich für den ersten Deutschen Bundestag. Er bleibt bis 1983 ununterbrochen Mitglied.

  • 1949-1966

    Vorsitzender des Bundestagsausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen. In dieser Funktion setzt er sich für die Wiedervereinigung Deutschlands ein.

  • 1950

    Wehner wird deutscher Berater in Kriegsgefangenenfragen bei der Generalversammlung der UNO.

  • 1952

    Teilnahme an der Sitzung der Kriegsgefangenenkommission der UNO in Genf als Mitglied der deutschen Delegation.

  • 1952-1982

    Mitglied des SPD-Parteivorstandes und des SPD-Präsidiums.

  • 1957

    Vorsitzender des Arbeitskreises für Außenpolitik der SPD.

  • 1958-1973

    Stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD.

  • 1959

    Wehner setzt sich maßgeblich für die Durchsetzung des Godesberger Programmes ein.

  • 1960

    30. Juni: In einer aufsehenerregenden Bundestagsrede gibt Wehner die neuen außenpolitischen Ziele der SPD bekannt. Danach bekennt sich die SPD zur westeuropäischen Integrations- und Bündnispolitik.

  • 1961

    23. April: Wehner gibt die Koalitionsbereitschaft der SPD mit der Christlich Demokratischen Union Deutschlands (CDU) bekannt.

  • 1966-1969

    Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen in der Großen Koalition.

  • 1969-1983

    Vorsitzender der SPD-Fraktion im Bundestag. In dieser Funktion setzt er sich vor allem für die sozial-liberale Regierung sowie deren Deutschland- und Ostpolitik ein. Seine Strenge und sein Pflichbewusstsein bringen ihm die Beinamen "Zuchtmeister" und "Kärrner" der Partei ein.

  • 1970

    Wehner besucht mit einer Delegation des SPD-Bundesvorstandes Jugoslawien. Unter anderem wird er von dem jugoslawischen Staatspräsidenten Josip Broz Tito empfangen.

  • 1971 und 1972

    Wehner hält sich zu offiziellen Besuchen in Polen auf. Seine Gespräche dienen dazu, das deutsch-polnische Verhältnis zu normalisieren.

  • 1973

    Bei einem Besuch in Ost-Berlin kommt es zu einem Zusammentreffen mit Erich Honecker.

    Wehner nimmt an der ersten Reise einer Parlamentarierdelegation in die Sowjetunion teil. Gegenüber Journalisten äußert er, dass er nicht mit der harten Regierungslinie im Streit um die konsularische Vertretung Berlins übereinstimme. Diese Äußerungen führen zu innenpolitischen Auseinandersetzungen, auch innerhalb der SPD.

  • 1974

    Die Agentenaffäre Guillaume und der darauf folgende Rücktritt Bundeskanzler Brandts tragen zur Verschlechterung des Verhältnisses zwischen Wehner und Brandt bei.

  • 1979

    Wehners zweite Frau Charlotte stirbt.

  • 1980

    Wehner eröffnet die konstituierende Sitzung des 9. Deutschen Bundestages als Alterspräsident.

  • 1982

    Veröffentlichung seiner Memoiren unter dem Titel "Zeugnis".

  • 1983

    Rückzug aus der aktiven Politik. Heirat mit seiner langjährigen Mitarbeiterin Greta Burmeister.

  • 1990

    19. Januar: Herbert Wehner stirbt nach langer und schwerer Krankheit in Bonn.

  • 1997
    Markus Wolf veröffentlicht seine Memoiren unter dem Titel "Spionagechef im geheimen Krieg. Erinnerungen". Anlass zur öffentlichen Diskussion bieten Passagen über den verstorbenen Herbert Wehner, die diesen als Einflussagenten der DDR ausweisen. Im November des Jahres korrigiert sich Wolf und sagt, Wehner habe "nie und in keiner Weise" im Dienst der DDR gestanden.

 

(iz) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 08.04.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Zündorf, Irmgard: Biografie Herbert Wehner, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/herbert-wehner.html
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