Die Alliierten rufen Anfang August 1945 einen Internationalen Militärgerichtshof ins Leben, der in Nürnberg tagt. Er ist zuständig für die Verurteilung von Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Verbrechen gegen den Frieden. Am 20. November 1945 beginnt der erste der Nürnberger Prozesse gegen 24 Hauptkriegsverbrecher und sechs verbrecherische Organisationen des "Dritten Reiches". Nach fast einem Jahr Verhandlungsdauer werden am 30. September und am 1. Oktober 1946 die Urteile gegen 22 Angeklagte verkündet: Zwölf Angeklagte werden zum Tode verurteilt, sieben erhalten langjährige oder lebenslange Haftstrafen, drei werden freigesprochen. Von den zwölf Todesurteilen werden zehn am 16. Oktober vollstreckt.
Verurteilte
Unter den zum Tode Verurteilten sind der ehemalige Außenminister Joachim von Ribbentrop und NS-"Chefideologe" Alfred Rosenberg. Hermann Göring entzieht sich dem Urteil durch Selbstmord. Martin Bormann wird in Abwesenheit verurteilt. Sieben Angeklagte, darunter der "Stellvertreter des Führers" Rudolf Heß, "Reichsjugendführer" Baldur von Schirach und Rüstungsminister Albert Speer, erhalten langjährige oder lebenslange Haftstrafen. In drei Fällen erfolgen Freisprüche, weil eine Schuld nicht nachgewiesen werden kann. Robert Ley nimmt sich noch während des Verfahrens das Leben, Gustav Krupp von Bohlen und Halbach ist aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr verhandlungsfähig, so dass das Verfahren eingestellt wird.
Nachfolgeprozesse
In Nürnberg werden vor US-Militärgerichten bis 1949 zwölf weitere Prozesse gegen deutsche Ärzte, Juristen, Industrielle, SS- und Polizeiführer, Militärs, Minister, Beamte und Diplomaten geführt. Von 185 Anklagen werden 177 Urteile gesprochen, davon 142 Haftstrafen oder Todesurteile. Vier Personen begehen Suizid, vier werden krankheitsbedingt für verhandlungsunfähig erklärt. Neben den Nürnberger Prozessen finden in allen vier Besatzungszonen weitere Verhandlungen gegen Kriegsverbrecher statt.
(ab, mw) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 04.12.2019
Text: CC BY NC SA 4.0
Empfohlene Zitierweise:
Baghdady, Anne/Würz, Markus: Nürnberger Prozesse, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/nachkriegsjahre/entnazifizierung-und-antifaschismus/nuernberger-prozesse.html
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