Theodor Heuss 1884 - 1963

Theodor Heuss ist von 1949 bis 1959 der erste Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Der liberale Politiker und Journalist ist Gründungsmitglied der FDP nach dem Zweiten Weltkrieg. Als Bundespräsident ist er bestrebt, das Demokratieverständnis der Deutschen zu fördern, dem Vergessen des Holocausts entgegenzuwirken und das Ansehen Deutschlands in der Weltöffentlichkeit zu verbessern.

  • 1884

    31. Januar: Theodor Heuss wird in Brackenheim/Württemberg als jüngster Sohn eines Straßenbaumeisters geboren.

  • 1902-1905

    Studium der Nationalökonomie und Neuphilologie in München und Berlin.

  • 1905

    Promotion zum Dr. rer. pol. mit der agrargeschichtlichen Arbeit "Weinbau und Weingärtnerstand in Heilbronn".

  • 1905-1912

    Mitarbeiter in der von Friedrich Naumann herausgegebenen Zeitschrift "Die Hilfe" in Berlin. Ab 1907 übernimmt Heuss das politische Ressort der Zeitschrift. Zeitgleich unterstützt er Naumann beim Wahlkampf für ein Mandat im Reichstag.

  • 1908

    11. April: Heirat mit Elly Knapp, der Tochter des Straßburger Nationalökonomen Georg Knapp.

  • 1910

    05. August: Geburt des Sohnes Ernst Ludwig.

  • 1910-1918

    Mitglied der "Fortschrittlichen Volkspartei".

  • 1912

    Erfolglose Kandidatur für den württembergischen Landtag.

  • 1912-1918

    Hauptschriftleiter der "Neckarzeitung" in Heilbronn.

  • 1913-1918

    Heuss redigiert die Halbmonatszeitschrift "März" in Heilbronn.

  • 1918

    Rückkehr nach Berlin.

    Eintritt in die Deutsche Demokratische Partei (DDP).

    Mitglied der Geschäftsführung des "Deutschen Werkbundes".

  • 1918-1922

    Übernahme der Redaktion der Wochenzeitschrift "Deutsche Politik".

  • 1919

    Erfolglose Kandidatur für die Verfassungsgebende Nationalversammlung.

    Heuss wird zum Bezirksverordneten in Berlin-Schöneberg gewählt und arbeitet parallel bei der "Vossischen-Zeitung" und der "Frankfurter Zeitung".

  • 1920

    06. Juni: Erfolglose Kandidatur bei den Wahlen zum ersten Reichstag.

  • 1920-1933

    Dozent an der Hochschule für Politik in Berlin.

  • 1923-1926

    Übernahme der Redaktion der Zeitschrift "Die Deutsche Nation".

  • 1924-1928

    Mitglied des Reichstages für die DDP.

  • 1930-1933

    Mitglied des Reichstages für die Deutsche Staatspartei (Nachfolgepartei der DDP).

  • 1932

    In seiner Publikation "Hitlers Weg" analysiert und kritisiert Heuss den Nationalsozialismus historisch, politisch und soziologisch. Das Buch wird von den Nationalsozialisten nach 1933 öffentlich verbrannt.

  • 1933

    23. März: Heuss stimmt - wenn auch widerstrebend - dem Ermächtigungsgesetz zu, das Reichstag und Reichsrat von der Gesetzgebung ausschließt und die nationalsozialistische Alleinherrschaft ermöglicht. Später bereut er, sich der Mehrheitsentscheidung seiner Fraktion gebeugt und dem Gesetz zugestimmt zu haben.

    Mai: Entlassung als Dozent der Hochschule für Politik in Berlin durch die Nationalsozialisten.

    12. Juli: Aberkennung des Reichstagsmandats.

  • 1933-1936

    Erneut Herausgeber der Zeitschrift "Die Hilfe". Nach mehreren Verwarnungen von Seiten des Propagandaministeriums gegen Heuss legt er die Leitung der "Hilfe" nieder.

  • 1937-1945

    Niederschrift und Veröffentlichung verschiedener Biografien: 1937 über den Politiker und Weggefährten Friedrich Naumann, 1939 über den Architekten Hans Pölzig (1869-1936), 1940 über den Zoologen Anton Dohrn (1840-1909) und 1942 über den Chemiker Justus von Liebig.

    Seit 1943 arbeitet er an der Biografie des Industriellen Robert Bosch, die 1946 publiziert wird.

  • 1940/41

    Trotz seiner regimekritischen Einstellung veröffentlicht Theodor Heuss acht Artikel im Kulturteil der NS-Wochenzeitung "Das Reich", die 1940 von Joseph Goebbels gegründet wird.

  • 1941

    Heuss wird fester Mitarbeiter bei der Frankfurter Zeitung, wo er vor allem historische und kulturpolitische Aufsätze veröffentlicht.

  • 1942

    Die Nationalsozialisten verbieten den deutschen Zeitungen, etwas von Heuss abzudrucken. Nicht alle Zeitungen halten sich an das Verbot. Heuss veröffentlicht teilweise unter dem Pseudonym Thomas Brackheim.

  • 1945

    05. September: Neben Herrmann Knorr und Rudolf Agricola erhält Heuss die Herausgeberlizenz für die Rhein-Neckar-Zeitung. Die Zeitung erscheint nach dem Krieg als erste deutsche Zeitung in Württemberg und Baden.

  • 1945/46

    Kultusminister in Württemberg-Baden.

  • 1946

    Juni: Heuss wird Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung in Württemberg-Baden.

    September: Wahl zum Vorsitzenden der am 6. Januar 1946 in Stuttgart neu gegründeten "Demokratischen Volkspartei" (DVP) in der amerikanischen Besatzungszone.

    ab Dezember: Mitglied des Württemberg-Badischen Landtags.

  • 1947

    Vorstandsmitglied der 1947 gegründeten Demokratischen Partei Deutschlands (DPD).

    März: Heuss übernimmt eine Honorar-Professur für politische Wissenschaft an der Technischen Hochschule in Stuttgart.

  • 1948

    September: Liberaler Abgeordneter und Fraktionsvorsitzender im Parlamentarischen Rat in Bonn.

    12. Dezember: In Heppenheim Zusammenschluss der westdeutschen liberalen Parteiverbände zur Freien Demokratischen Partei (FDP).

    Theodor Heuss wird zum 1. Vorsitzenden gewählt.

  • 1949

    12 Juni: Auf dem Bundesparteitag der FDP wird Heuss als Bundesvorsitzender der Partei bestätigt.

    14. August: Nach der ersten deutschen Bundestagswahl wird Heuss Mitglied des Bundestages.

    12. September: Wahl zum Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland durch die Bundesversammlung. Heuss verzichtet daraufhin auf sein Bundestagsmandat und den Parteivorsitz.

  • 1950

    Nach einer provisorischen Unterkunft auf der Viktorshöhe bei Bonn bezieht Heuss im Dezember die Villa Hammerschmidt in Bonn als Amtssitz.

  • 1951

    Zur Würdigung von Verdiensten um Volk und Staat stiftet er den "Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland" (Bundesverdienstkreuz in mehreren Stufen).

  • 1952

    Nach dem misslungenen Versuch der Einführung einer neuen Nationalhymne erklärt Heuss im Sommer das Deutschlandlied zur Nationalhymne, unter der Maßgabe, dass lediglich die dritte Strophe gesungen werden darf.

    Heuss ruft die Friedensklasse des Ordens "Pour le mérite" neu ins Leben.

    19. Juli: Tod der Ehefrau Elly Heuss-Knapp.

  • 1954

    17. Juli: Heuss wird von der Bundesversammlung ohne Gegenkandidat für weitere fünf Jahre als Bundespräsident gewählt.

    19. Juli: Anlässlich des Gedenkens zum 10. Jahrestag des gescheiterten Attentats auf Hitler vom 20. Juli 1944 hält Heuss an der Freien Universität Berlin eine Rede. Er würdigt den Umsturzversuch der Widerstandskämpfer als "Aufstand des Gewissens" und dankt den Attentätern. Die Rede markiert einen Wendepunkt in der öffentlichen Rezeption des 20. Juli 1944.

    08.-14. November: Erster offizieller Staatsbesuch eines ausländischen Staatsoberhaupts in der Bunderepublik durch den äthiopischen Kaiser Haile Selassie I.

  • 1959

    In seiner zehnjährigen Amtszeit hat Heuss der Institution des Bundespräsidenten durch Würde, Persönlichkeit und Geist ein weit über die formalen Rechte des Amts hinausgehendes Gewicht gegebenen und dazu beigetragen, Vorurteile in der Weltöffentlichkeit gegen die Deutschen abzubauen.

    Die Anerkennung für sein Wirken ist so groß, dass überlegt wird, eine Änderung des Grundgesetzes herbeizuführen und damit eine 3. Amtszeit für ihn zu erwirken. Heuss selbst lehnt dies ab, er will keinen Präzedenzfall schaffen.

    Herbst: Nachdem Heinrich Lübke seine Nachfolge als Bundespräsident angetreten hat, zieht sich Heuss auf seinen Ruhesitz in Stuttgart zurück.

    Oktober: In Würdigung seiner Lebensleistung wird Heuss mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.

  • 1960-1962

    Heuss unternimmt private Reisen nach Israel, Indien und Großbritannien.

    Er widmet sich der Niederschrift seiner Lebenserinnerungen.

  • 1963

    Veröffentlichung seiner "Erinnerungen 1905-1933".

    12. Dezember: Theodor Heuss stirbt in Stuttgart.

    17. Dezember: Mit einem Staatsbegräbnis wird er auf dem Stuttgarter Waldfriedhof beigesetzt.

 

(db/iz) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 05.09.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Blume, Dorlis/Zündorf, Irmgard: Biografie Theodor Heuss, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/theodor-heuss.html
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