Recht auf körperliche Selbstbestimmung

"Wir haben abgetrieben" - dieses Selbstbekenntnis sorgt im Juni 1971 für erregte Debatten in der Bundesrepublik. 374 Frauen, darunter Prominente wie Romy Schneider, bekennen öffentlich in der Zeitschrift "Stern", dass sie Schwangerschaftsabbrüche haben vornehmen lassen und sich damit strafbar gemacht haben. Ins Leben gerufen hat die Aktion eine Gruppe von Frauenrechtlerinnen um die Journalistin Alice Schwarzer. Sie setzt sich ein für das Recht auf körperliche Selbstbestimmung der Frauen. Abtreibungen sollen legal werden. Abtreibungsgegner vertreten religiöse und ethische Positionen. 2012 sorgt ein Gerichtsurteil zur Beschneidung von Jungen für Aufregung: Die körperliche Unversehrtheit des Kindes sei höher zu bewerten als die Religionsfreiheit der Eltern. Das heißt, Juden und Muslime machen sich strafbar, wenn sie ihre Söhne aus religiösen Motiven beschneiden. Gläubige sind empört und verunsichert. Die Zeitung "taz" spricht vom "Kulturkampf um die Vorhaut". Darf der Staat im Falle einer Schwangerschaft das Recht der Frau auf körperliche Selbstbestimmung einschränken? Wiegt die körperliche Unversehrtheit eines Kindes mehr als das Erziehungsrecht und die Religionsfreiheit der Eltern?

(mw) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 31.10.2014
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Würz, Markus: Recht auf körperliche Selbstbestimmung, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, URL: http://www.hdg.de/lemo/themen/demokratie-und-diktatur/wie-frei-bin-ich/recht-auf-koerperliche-selbstbestimmung.html
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  • 28 Farbfotos von meist prominenten Frauen mit Namen. Quer über die Seite (schwarze Schrift auf gelbem Streifen): Wir haben abgetrieben! 374 deutsche Frauen halten den Paragraphen 218 für überholt und erklären öffentlich: Wir haben gegen ihn verstoßen.
    Titelbild des "Stern" vom 6. Juni 1971
  • Hauptschlagzeile auf der Titelseite: Kulturkampf um die Vorhaut. Großes mintgrünes Detailfoto von Bauch und Oberschenkel einer nackten männlichen Skulptur. Der größte Teil des Penis ist abgebrochen.
    Schlagzeile zur Debatte um die religiöse Beschneidung von Jungen in Deutschland, taz vom 04.07.2012
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