Szenen der Besitzergreifung: spielende Kinder in Wasserlachen, rauchende Teenager inmitten von Bauschutt oder der provisorisch errichtete Container einer Bankfiliale zwischen Hochhäusern. Mit kontrastreichen Motiven dokumentiert der Leipziger Fotograf Harald Kirschner seit 1981 das Spannungsverhältnis zwischen „Traum und Tristesse“ in einer typischen ostdeutschen Neubausiedlung. Mit seiner Exakta-Kleinbildkamera hält der freiberufliche Fotograf das oft surreal anmutende Wohnumfeld der ewigen Großbaustelle fest.
Die vornehmlich in Schwarz-Weiß gehaltenen Bilder bezeugen den provisorischen Charakter der Aufbauphase, die zunehmenden Abnutzungserscheinungen, die Umbruchstimmung 1989/90. Sie geben auch einen Ausblick auf die Entwicklung nach der Wiedervereinigung und beweisen dabei viel Sympathie für die Bewohner der „Platte“.
„Traum und Tristesse. Vom Leben in der Platte“ ist eine Ausstellung der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Die Erstpräsentation fand im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig vom 8. März 2012 bis 24. Juni 2012 statt.
Dies ist eine Ausstellung, die Museen und kulturelle Einrichtungen ausleihen können, um sie in ihren Häusern zu zeigen. Es handelt sich um eine Foto-Ausstellung, die verpackt in kompakten Transportkisten zu sehr günstigen Konditionen ausgeliehen werden kann. Auf dieser Seite finden Sie alle Informationen zu Bedingungen, Vorgehensweise und Ansprechpartnern.
Gliederung der Ausstellung
Umfang der Leih-Ausstellung
Allgemein
Der Leihnehmer führt eine Eröffnungsveranstaltung durch und übersendet dem Leihgeber rechtzeitig Belegexemplare der Einladung zur Ausstellungseröffnung. Der Leihnehmer führt die Pressearbeit durch und organisiert ein Begleitprogramm zur Ausstellung. Das Haus der Geschichte stellt dafür eine Presseinformation sowie Pressefotos zur Verfügung
Plakat und Einladungskarte
Das Haus der Geschichte stellt dem Leihnehmer pauschal 50 Plakate und 300 Einladungskarten mit dem Ausstellungsmotiv ohne individuellen Eindruck zur Verfügung. Dieser kann auf Wunsch und auf Kosten des Leihnehmers in Absprache mit dem Haus der Geschichte eingedruckt werden. Zusätzliche Kontingente können zum Herstellungspreis abgenommen werden.
Eröffnungsveranstaltung
Nach terminlicher Rücksprache kann ein Vertreter des Hauses der Geschichte angefragt werden. Die Fahrtkosten und ggf. die Kosten für die Unterkunft sind vom Leihnehmer zu übernehmen.
Leipzig-Grünau, Halle-Neustadt, Berlin-Marzahn - die Bindestrich-Orte stehen für Plattenbausiedlungen, die seit Mitte der 1970er Jahre in der DDR entstanden sind. Viele empfanden die Zuweisung einer Plattenbauwohnung als Lottogewinn, andere erlebten die dort vorherrschende Uniformität der Architektur und die oft katastrophale Infrastruktur als deprimierend. Diesem Spannungsverhältnis zwischen "Traum und Tristesse" auf der Spur sind rund 50 Aufnahmen des Leipziger Fotografen Harald Kirschner aus den Jahren 1981 bis 1991.
Die Entstehung der zahlreichen Plattenbausiedlungen in der DDR geht auf das 1973 verabschiedete Wohnungsbauprogramm der Sozialistischen Einheitspartei (SED) zurück. In der DDR fehlten rund drei Millionen Wohnungen und so galt die Förderung des Wohnungsbaus als einer der wichtigsten Eckpfeiler der Politik von Staats- und Parteichef Erich Honecker.
Für die Neubausiedlung Leipzig-Grünau fiel 1976 der erste Spatenstich. 1981 zog der damals 37-jährige Harald Kirschner zusammen mit seiner Familie von der Innenstadt hinaus nach Grünau, in eine der begehrten "Atelierwohnungen" im 15. und 16. Geschoss eines so genannten PH 16 im WK 4 - die Abkürzungen stehen für Punkthochhaus und Wohnkomplex und gehörten zum alltäglichen Sprachgebrauch. Kirschner hatte sich - nach Studium und Lehre an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig - gerade als freiberuflicher Fotograf selbständig gemacht.
Als Betroffener und professioneller Beobachter zugleich dokumentierte Harald Kirschner seither die Entwicklung in der Neubausiedlung. Mit seiner Kamera hielt er die euphorische Aufbruchstimmung der ersten Jahre fest, das Bemühen der Menschen, dem "Leben nach Plan" in den "Arbeiterschließfächern" in "Schlammhausen", wie die Wohnungen und der Stadtteil im Volksmund bald hießen, Individualität zu verleihen. Kirschners besonderes Interesse galt den Kindern und Jugendlichen, die mit viel Phantasie ihren Lebensraum in Besitz nahmen - für sie war die entstehende Neubausiedlung mit ihren ständigen Baustellen ein großer Abenteuerspielplatz. Die Bilder bezeugen den provisorischen Charakter der Aufbauphase, die zunehmenden Abnutzungserscheinungen und die Umbruchstimmung 1989/90. Sie offenbaren die Mängel der Planwirtschaft, die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit im "real existierenden Sozialismus" und zeigen dabei viel Sympathie für die Menschen, die darin lebten.
"Traum und Tristesse. Vom Leben in der Platte. Fotografien von Harald Kirschner" ist eine Ausstellung der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Die Erstpräsentation fand im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig vom 8. März 2012 bis 24. Juni 2012 statt.