Karikaturen sind optisches Juckpulver: Sie reizen, stacheln auf oder bringen zum Lachen. Stets spiegeln sie die Zeit ihres Entstehens. Die Ausstellung zeigt die Spielräume und Grenzen der Karikatur in der DDR. Sie ermöglicht tiefe Einblicke in die Wirklichkeit der SED-Diktatur.
Die Karikaturen stammen aus Privatbesitz, Museen und Archiven. Fotos und Dokumente, Audios und Videos machen anschaulich, unter welchen Rahmenbedingungen gezeichnete Satire entsteht. Der Blick auf die Karikaturen bietet einen unterhaltsamen Gang durch die Geschichte der DDR. Wer die DDR erlebt hat, wird vieles wiedererkennen, wer nicht, kann vieles besser verstehen.
„Unterm Strich. Karikatur und Zensur in der DDR“ ist eine Ausstellung der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Die Erstpräsentation fand im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig vom 22. April bis 16. Oktober 2005 statt.
Dies ist eine Ausstellung, die Museen und kulturelle Einrichtungen ausleihen können, um sie in ihren Häusern zu zeigen. Es handelt sich um eine Karikaturen-Ausstellung, die verpackt in kompakten Transportkisten zu sehr günstigen Konditionen ausgeliehen werden kann. Auf dieser Seite finden Sie alle Informationen zu Bedingungen, Vorgehensweise und Ansprechpartnern.
Gliederung der Ausstellung
Umfang der Leih-Ausstellung
Allgemein
Der Leihnehmer führt eine Eröffnungsveranstaltung durch und übersendet dem Leihgeber rechtzeitig Belegexemplare der Einladung zur Ausstellungseröffnung. Der Leihnehmer führt die Pressearbeit durch und organisiert ein Begleitprogramm zur Ausstellung. Das Haus der Geschichte stellt dafür eine Presseinformation sowie Pressefotos zur Verfügung.
Eröffnungsveranstaltung
Nach terminlicher Rücksprache kann ein Vertreter des Hauses der Geschichte angefragt werden. Die Fahrtkosten und ggf. die Kosten für die Unterkunft sind vom Leihnehmer zu übernehmen.
Eine Veröffentlichung der Fotos ist nur in Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Ausstellung und unter Angabe des Copyright-Hinweises zulässig.
GLAS IN OST-berlin
Die Reformunwilligkeit der greisen SED-Machthaber trotz der Veränderungen in der Sowjetunion mit "Glasnost" und "Perestroika" kritisieren Zeichner der Opposition in Untergrundzeitschriften.
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"Wer dagegen ist, den bitte ich um das Handzeichen."
Die Urfassung der Karikatur hängt 1986 in Greiz. Versehentlich, so berichtet der Künstler später, sendet er sie zur Biennale des "Satiricums". Sie ist im Bericht des DDR-Fernsehens zu sehen, 1987 sogar auf der X. Kunstausstellung in Dresden.
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"Eine gute Pointe muss eben sitzen!"
Die Karikaturenskizze entsteht für die Ausstellung "Treppenwitze" im Berliner Kabarett "Distel". Zur Reinzeichnung kommt es nicht, weil sie dem Kabarettchef zu riskant erscheint.
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Lebenslauf
Nach erteilter Druckgenehmigung für eine Zeitung zum Festival des politischen Liedes fügt Detlef Beck 1988 seine Zeichnung ein. Doch der Leitung fällt der "Schmuggel" auf: Die Zeitung darf nicht erscheinen.
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Karussell
Am 7. Oktober 1989 bricht die Künstlerin die Arbeit an der Karikatur ab und nimmt sie nicht wieder auf. Es ist der 40. Jahrestag der DDR-Gründung. Während die SED in Ost-Berlin das Jubiläum feiert, geht Volkspolizei brutal gegen Demonstranten vor.
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Das deutsche Kunststück
Kritisch begleiten Karikaturisten der DDR die Vereinigung Deutschlands 1990. Oft zeigen sie Unterschiede zwischen West und Ost. Manche entdecken auch ungeahnte Gemeinsamkeiten: Sehen die Deutschen lieber schwarz, als sich über die Einheit zu freuen?
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Als der Sohn im Ferienlager einen Brief an seine Tante in den USA nicht abschicken darf, bringt der Künstler seine Empörung zu Papier. An eine Veröffentlichung der Zeichnung ist in der DDR nicht zu denken.
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"Trotz meiner Verkleidung erkennt man mich doch überall als Brandstifter Nr. 1"
Der Feuerwehrmann als Brandstifter: Laut SED-Propaganda will Konrad Adenauer, der erste Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, nicht wirklich Frieden und deutsche Einheit. Viele aggressive Karikaturen greifen ihn an.
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"Trösten Sie sich: Gütekontrolleur können Sie immer noch werden!"
Die Arbeit der "Gütekontrolleure" ist ein Dauerthema für die Karikaturisten. Denn trotz der Einführung von Gütezeichen oder Losungen wie "Meine Hand für mein Produkt" bleibt die Qualität der Waren mangelhaft.
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"Eine gute Pointe muss eben sitzen!" Diese Faustregel jeder Satire hatte in der DDR einen Hintersinn, den der Berliner Zeichner Manfred Bofinger 1970 in einer Karikatur unverblümt offenbarte: Er legte den Satz einem Sträfling in den Mund und spielte so darauf an, dass die wirklich treffenden Pointen in der SED-Diktatur nicht erlaubt waren - kein Wunder, dass auch die Zeichnung selbst unveröffentlicht blieb. Gleichwohl fanden Karikaturen gerade in der DDR ein großes Publikum. Ausstellungen zogen in den 1980er Jahren sogar Zehntausende Besucher an, weil sie zum Thema machten, was die staatlich gelenkten Medien verschwiegen. Die Leih-Ausstellung "Unterm Strich. Karikatur und Zensur in der DDR" bietet mit Zeichnungen, Dokumenten und Filmen einen unterhaltsamen Gang durch die Geschichte der DDR.
Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus ist in Deutschland das Bedürfnis nach kritischen Karikaturen groß. Satirezeitschriften nehmen Traditionen der 1920er Jahre auf. Auch in der DDR sind Karikaturen beliebt. Die Machthaber nutzen sie für ihre Propaganda. Seit den 1950er Jahren entstehen ungezählte Feindbilder, gerichtet gegen Gegner im In- und Ausland. "Zerrbilder" malen das westliche Leben in düsteren Farben, "Wunschbilder" verherrlichen den "Sozialismus". Die Funktionäre nehmen Anstoß an kritischen Karikaturen, verbieten die Veröffentlichung und bestrafen die Verantwortlichen. Mit typischen Propagandazeichnungen zeigt die Ausstellung das stereotype Weltbild der SED. Zahlreiche Beispiele beanstandeter oder verbotener Karikaturen veranschaulichen die Grenzen des Erlaubten und dokumentieren die Willkür der Zensur. "Schubladenarbeiten", die nicht veröffentlicht werden konnten, verweisen auf die allgegenwärtige "Schere im Kopf".
Doch die Menschen in der DDR wollen Karikaturen sehen, welche die Probleme beim Namen nennen. Seit den 1970er Jahren decken die Zeichner immer offener den Gegensatz zwischen Anspruch und Wirklichkeit im Land auf. In Ausstellungen sind Blätter zu sehen, die den Alltag aufs Korn nehmen: Mängel der Planwirtschaft, Willkür der Behörden, soziale Probleme, Umweltzerstörung und Sorgen um den Frieden. Die Wanderausstellung "Unterm Strich" gibt diesen Zeichnungen, die versteckte, aber oft auch erstaunlich deutliche Kritik üben, breiten Raum. Sie erinnert an die legendären Karikaturenausstellungen in Berlin, Leipzig und Greiz.
Friedens- und Umweltthemen greifen auch Oppositionsgruppen in der DDR auf. In ihren Untergrundzeitschriften erscheinen viele Zeichnungen mit mutiger Kritik, welche die Ausstellung erstmals angemessen würdigt. Im Herbst 1989 bricht sich der Unmut Bahn. Nach dem Ende des SED-Regimes zeichnen viele Künstler aktuelle Karikaturen. Kritisch kommentieren sie den Ruf nach der deutschen Einheit, skeptisch begleiten sie den Prozess der Vereinigung im Jahr 1990. In der Ausstellung sind ausgewählte Karikaturen des Umbruchs zu sehen, die oft überraschend aktuell wirken.
"Unterm Strich" gibt tiefe Einblicke in Wesen und Wirklichkeit der SED-Diktatur. Wer die DDR erlebt hat, wird vieles wiedererkennen, wer nicht, kann vieles besser verstehen. Schmunzelnd Geschichte erleben!
"Unterm Strich. Karikatur und Zensur in der DDR" ist eine Ausstellung des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig und der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Die Erstpräsentation fand im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig vom 22. April bis 16.Oktober 2005 statt.