Alexander Kluge geb. 1932

14. Februar: Alexander Kluge wird in Halberstadt als Sohn eines Arztes geboren.

Nach dem Abitur studiert er Rechtswissenschaften, Geschichte und Kirchenmusik in Freiburg, Marburg und Frankfurt/Main, unter anderem hört er Vorlesungen bei Theodor W. Adorno.

Kluge promoviert über "Die Universitätsselbstverwaltung" zum Dr. jur.

Volontariat bei der CCC-Filmkunst GmbH in Berlin, während unter anderem der Film "Das indische Grabmal" von Fritz Lang gedreht wird.

Parallel arbeitet Kluge an Skizzen zu Drehbüchern.

Nach dem Assessorexamen ist Kluge in Berlin und München als Rechtsanwalt tätig.

Unter anderem setzt er sich besonders für die Filmförderungsgesetze und deren Novellierung ein.

Zusammen mit Peter Schamoni (geb.1934) dreht Kluge seinen ersten Kurzfilm "Brutalität in Stein", für den er während der Internationalen Kurzfilmtage in Oberhausen einen der sechs Hauptpreise erhält.

Zusammen mit anderen Nachwuchsfilmern - u.a. Edgar Reitz (geb. 1932), Peter Schamoni und Haro Senft (geb. 1928) - unterzeichnet Kluge das "Oberhausener Manifest", in dem der restaurative Film der 1950er Jahre totgesagt und der "neue deusche Film" propagiert wird.

Neben Edgar Reitz und Detten Schleiermacher übernimmt Kluge die Leitung des neugegründeten "Instituts für Filmgestaltung" an der Hochschule für Gestaltung Ulm.

Veröffentlichung der Prosabands "Lebensläufe".

Kluge gründet eine eigene Produktionsfirma, "Kairos-Film".

Veröffentlichung des Romans "Schlachtbeschreibung", der den Untergang der sechsten Armee in Stalingrad behandelt.

Das Buch wird 1966 mit dem Bayerischen Staatspreis ausgezeichnet.

Auszeichnung mit dem "Berliner Kunstpreis - Junge Generation" für "Lebensläufe".

Mit seinen ersten Spielfilmen "Abschied von gestern" (1966) und "Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos" (1968) hat Kluge großen Erfolg. Er macht vor allem mit seiner Analyse- und Assoziationstechnik auf sich aufmerksam. Für den Film "Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos" erhält Kluge den Goldenen Löwen der Internationalen Filmfestspiele von Venedig im Jahr 1968.

Kluge führt Regie, ist Produzent und liefert die Buchvorlagen der Filme "Frau Blackburn, geb. 5. Jan.1872" (1967), "Die unbezähmbare Leni Peickert" (1967-1969), "Feuerlöscher E.H. Winterstein" (1968), "Willi Tobler und der Untergang der 6. Flotte" (1969-1971), "Der große Verhau" (1969/70), "Der Arzt von Halberstadt" (1969/70), "Angriffsschlachter En Cascade" (1970), "Besitzbürgerin, Jahrgang 1908" (1973), "Gelegenheitsarbeit einer Sklavin" (1973), "Die Menschen die das Staufer-Jahr vorbereiten", "Nachrichten von den Staufern. 2. Teil" und "Zu böser Schlacht schleich ich heut nacht so bang" (1977).

Zusammen mit dem Soziologen Oskar Negt (geb.1934) veröffentlicht Kluge die wissenschaftliche Schrift "Öffentlichkeit und Erfahrung".

Zusammen mit Florian Hopf und Michael Dost Veröffentlichung der medientheoretischen Schrift "Filmwirtschaft in der BRD und Europa". Veröffentlichung der halb dokumentarischen, halb fiktiven Schrift "Lernprozesse mit tödlichem Ausgang".

Honorarprofessor an der Johann Wolfgang von Goethe Universität Frankfurt/Main.

Zusammen mit Negt Veröffentlichung der Schrift "Kritische Theorie und Marxismus". Kluge führt Regie, leitet die Musikdramaturgie und liefert die Buchvorlage für den Film "In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod", Edgar Reitz ist Regie-Assistent. Der Film wird 1975 mit dem Deutschen Filmpreis Filmband in Gold für die Musikdramaturgie ausgezeichnet.

Veröffentlichung der theoretischen Schrift "Gelegenheitsarbeit einer Sklavin. Zur realistischen Methode".

Zunehmend an der Zusammenarbeit mit anderen Regisseuren und an Kollektivprojekten interessiert, beteiligt sich Kluge in der Folge an Filmen wie "Deutschland im Herbst" (1978, über die Terrorismuswelle des Jahres 1977), "Der Kandidat" (1980, über Franz Josef Strauß) und "Krieg und Frieden" (1982/83, über die Raketenkrise 1982).

Veröffentlichung der Schrift "Die Patriotin. Heft 19". Kluge produziert den Film "Die Patriotin" und führt die Regie. Der Film wird mit dem Deutschen Filmpreis Filmband in Silber ausgezeichnet.

Zusammen mit Negt Veröffentlichung der Schrift "Geschichte und Eigensinn".

Kluge heiratet Dagmar Steurer. Aus der Ehe gehen eine Tochter (geb. 1983) und ein Sohn (geb. 1985) hervor.

Kluge dreht die zwei großen Essayfilme: "Die Macht der Gefühle" (1983) und "Der Angriff der Gegenwart auf die übrige Zeit" (1985).

Kluges intellektueller und aufklärerischer Anspruch bei seinen Filmen, die kein Massenpublikum ansprechen, findet keinen ungeteilten Zuspruch. Hingegen erntet er viel öffentliches Lob für sein Engagement in der Filmkunst, wobei er sich vor allem für eine Zusammenarbeit zwischen Fernsehen und Film einsetzt.

Um seine Idee des "Herausgeber-Fernsehens" zu verwirklichen, gründet Kluge die Produktionsfirma dctp und sendet auf RTL und SAT.1 ein unabhängiges, informationsorientiertes Dokumentationsprogramm (SPIEGEL TV MAGAZIN, STERN TV u. a.).

Kluge produziert die Talkshow "Zur Person", in der Günter Gaus Interviews mit bekannten politischen Persönlichkeiten der DDR führt.

Verleihung des Heinrich-Böll-Preises für Literatur der Stadt Köln.

Kluges Produktionsfirma besitzt die Federführung beim Privatsender VOX.

Auszeichnung mit dem Bremer Literaturpreis.

Kluges Produktionsfirma dctp und der SPIEGEL-Verlag betreiben zusammen den Berliner Doku-Kanal XXP.

Gemeinsam mit Günter Grass und Gerd Ruge (geb.1928) erhält Kluge den Hanns-Joachim Friedrichs-Preis.

Kluge wird der Georg-Büchner-Preis der Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt verliehen.

September: Kluge veröffentlicht seinen Geschichtenband "Tür an Tür mit einem anderen Leben".

Februar: Anlässlich Kluges 75. Geburtstag geben das Goethe-Institut, das Filmmuseum München und die Kulturstiftung des Bundes alle 57 Filme Kluges in einer DVD-Edition heraus.

In seinem Buch "Geschichten vom Kino" verbindet Kluge in Form von Gesprächen und Erzählfragmenten Literatur, Musik, Film und Wissenschaft.

27. April: Bundespräsident Horst Köhler würdigt Kluge mit dem Großen Bundesverdienstkreuz.

August: Der frühere ARD-Moderator Ulrich Wickert reicht vor Gericht Klage gegen die Landesmedienanstalt Niedersachsen ein, beigeladen sind auch Kluge und der Sender RTL. Wickert wirft dem Kölner Sender und der Landesmedienanstalt vor, Kluges Produktionsfirma dctp, die mit RTL zudem wirtschaftlich verflochten ist, bei der Vergabe von Sendelizenzen zu bevorzugen. Wickerts eigene Produktionsfirma war zuvor bei RTL nicht zum Zuge gekommen.

November: Das gut neunstündige Monumentalwerk Kluges „Nachrichten aus der ideologischen Antike" wird veröffentlicht. Es handelt sich um eine Verfilmung des "Kapitals" von Karl Marx. Kluge realisiert damit eine Idee des sowjetischen Regisseurs Sergej Eisenstein von 1927.

Kluge veröffentlicht nun auch im Internet Beiträge seiner TV-Produktionsfirma auf dem Portal „dctp.tv“.

Kluge erhält den Theodor-W.-Adorno-Preis und den Bruno-Kreisky-Preis.

November: Kluge gibt die Fortsetzung von „Nachrichten aus der ideologischen Antike“ – „Früchte des Vertrauens“ über die Kollateralschäden der regelmäßig wiederkehrenden Finanz- und Wirtschaftskrisen heraus.

Die dctp und der TV-Sender VOX produzieren Doku-Strecken für den Samstagabend. Die Länge der Dokumentationen wird zunächst kritisiert, die Filme erreichen jedoch bald respektable Einschaltquoten.

10. März: Alexander Kluge wird mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet.

Januar: Mit seiner Veröffentlichung "Das fünfte Buch: Neue Lebensläufe" vollendet Kluge sein erzählerisches Großprojekt. Es ist das letzte von insgesamt fünf in sechs Jahrzehnten erschienenen Büchern, die unterschiedlichste (Kurz-)Geschichten des Autors enthalten.

Juni: Kluge hält an der Frankfurter Goethe-Universität vier Poetikvorlesungen. Studierende und Kritiker sind begeistert.

September: Der von Kluge und dem Dokumentarfilmer Basil Gelpke gedrehte Film "Mensch 2.0 - Die Evolution in unserer Hand" kommt in die deutschen Kinos.

Januar: Die von Kluges dctp und der BBC produzierte achtstündige Dokumentation "Die Geschichte des Menschen: 70.000 Jahre Überleben, Erobern, Kämpfen" erscheint.

24. April- 3. Juni: Die Pariser Cinémathèque française ehrt Kluge mit einer mehrwöchigen Retrospektive seines Filmschaffens.

Oktober: Kluge wird der Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf zugesprochen. Die Auszeichnung ist mit 50.000 Euro dotiert.

23. April: Alexander Kluge ist Mitglied im Kreativ-Team von Chris Dercon, der ab Sommer 2017 die Intendanz der Berliner Volksbühne übernehmen wird.