Der Kinobesuch gehört in den 1950er Jahren zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen in Ost- wie in Westdeutschland. Die Lichtspielhäuser erleben einen Boom, auf dessen Höhepunkt 1956/57 in der Bundesrepublik Deutschland 817 Millionen und in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) 316 Millionen Besucher in die Kinos strömen. Beliebt sind vor allem unterhaltende Filme wie Komödien, Musik- oder Liebesfilme. In der Bundesrepublik feiert außerdem der Heimatfilm Erfolge, der idyllische Wälder statt zerbombte Städte präsentiert. Kassenschlager werden "Schwarzwaldmädel" (1950), die erste deutsche Farbproduktion, und "Grün ist die Heide" (1951) mit den Publikumslieblingen Rudolf Prack und Sonja Ziemann.

Westdeutschland

Aber auch ernsthafte Versuche einer Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit wie "Der 20. Juli" (1955) und "Rosen für den Staatsanwalt" (1959) finden im Westen Zuschauer. Der zeitkritische Film "Das Mädchen Rosemarie" (1958) über das Leben der ermordeten Prostituierten Rosemarie Nitribitt gerät zur bissigen Gesellschaftssatire auf das Wirtschaftswunder. Zielscheibe eines öffentlichen Streits um Prostitution und Sterbehilfe wird "Die Sünderin" (1951) mit Hildegard Knef.

Staatliche Stellen gewähren Steuervorteile und stiften Filmpreise, um das Niveau des Films in der Bundesrepublik zu heben: Seit 1951 vergibt der Bundesinnenminister alljährlich den Deutschen Filmpreis. Im selben Jahr finden die ersten "Internationalen Filmfestspiele Berlin" ("Berlinale") statt.

Ostdeutschland

Das SED-Regime fördert durch staatliche Lenkung eine neue "sozialistische Filmkunst". Erfolgreiche Produktionen der staatlichen Monopolgesellschaft DEFA sind "Das verurteilte Dorf" (1951) oder "Schlösser und Katen" (1957), ein zweiteiliges Filmepos über den Aufbau der "neuen Gesellschaft" in der DDR, aber auch Märchenfilme wie "Der kleine Muck" (1953) oder "Das singende, klingende Bäumchen" (1957). Um die Nachfrage nach Unterhaltungsfilmen zu befriedigen, muss die DEFA aber neben Filmen aus den "sozialistischen Bruderstaaten" auch welche aus dem Westen importieren. Rund 70 westdeutsche Produktionen werden in den 1950er Jahren in der DDR gezeigt.

Wolfgang Staudtes Meisterwerk "Der Untertan" (1951), nach dem Roman von Heinrich Mann, wird als vermeintliche DDR-Propaganda in der Bundesrepublik erst 1957 mit erheblichen Schnittauflagen freigegeben.

(ahw, mw) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 29.02.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Hinz-Wessels, Annette/Würz, Markus: Kino, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-gruenderjahre/kulturelles-leben/kino.html
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