Björn Engholm geb. 1939

Björn Engholm ist ein deutscher SPD-Politiker, von 1981 bis 1982 ist er Bundesminister für Bildung und Wissenschaft, 1988 bis 1993 Ministerpräsident von Schleswig-Holstein. 1992 wird er Spitzenkandidat für die Bundestagswahl, stürzt dann allerdings über Enthüllungen zur „Barschel-Affäre“ und tritt von allen Ämtern zurück.

  • 1939

    9. November: Björn Engholm wird als zweites Kind eines Speditionskaufmanns in Lübeck geboren.

  • 1958

    Schulabgang mit Abschluss der Mittleren Reife.

  • 1959-1962

    Lehre als Schriftsetzer beim sozialdemokratischen "Wullenwever"-Verlag.

    Engholm wird Mitglied der IG Druck und Papier.

  • 1962
  • 1962-1972

    Engholm erwirbt auf dem zweiten Bildungsweg an der Hochschule für Wirtschaft und Politik in Hamburg die Hochschulreife.

    Anschließend studiert Engholm an der Universität Hamburg Politik, Volkswirtschaft und Soziologie. Er schließt das Studium als Diplompolitologe ab.

    Parallel arbeitet Engholm als Dozent im Rahmen der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit und an der Volkshochschule sowie als freiberuflicher Journalist.

  • 1964

    Heirat mit Barbara Engholm. Aus der Ehe gehen zwei Töchter hervor.

  • 1965-1969

    Vorsitzender der Lübecker Jungsozialisten.

  • 1969-1983

    Mitglied desDeutschen Bundestages.

    Mitglied im Bildungsausschuss des Bundestages.

  • 1977

    Vorsitzender des Arbeitskreises Inneres, Bildung und Sport der SPD-Bundestagsfraktion.

    Mitglied der Medienkommission beim SPD-Parteivorstand und Vorsitzender der Unterkommission Presse.

  • 1977-1981

    Engholm wird parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft.

    Vorsitzender der "Deutsch-Skandinavischen Parlamentariergruppe" des Bundestages.

  • 1981/82

    Bundesminister für Bildung und Wissenschaft im Kabinett Schmidt.

    In dieser Funktion setzt sich Engholm besonders für eine "Humanisierung der Bildungseinrichtungen" ein.

    Er bemüht sich um Maßnahmen gegen die Jugendarbeitslosigkeit und um die Förderung schulischer "Sorgenkinder".

    Weiter tritt Engholm gegen die Kürzung beziehungsweise Umstellung des BAföG für Schüler und Studenten ein.

  • 1982

    Nach dem Bruch der sozialliberalen Koalition und bis zur Wahl Helmut Kohls zum neuen Bundeskanzler übernimmt Engholm für 15 Tage das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

  • 1983-1988

    Vorsitzender der SPD-Fraktion im schleswig-holsteinischen Landtag.

  • 1983-1994

    Mitglied des Landtages in Schleswig-Holstein.

  • 1983-2000

    Mitglied des Kuratoriums der "Friedrich-Ebert-Stiftung".

  • 1983

    Engholm wird als SPD-Spitzenkandidat bei den schleswig-holsteinischen Landtagswahlen aufgestellt. Er unterliegt dem Kandidaten der Christlich Demokratischen Union (CDU), Uwe Barschel (1944-1987).

  • 1984-1993

    Mitglied des SPD-Parteivorstandes.

  • 1984-1988

    Kulturbeauftragter des SPD-Parteivorstandes.

  • 1987

    September: Dem schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel wird von dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" vorgeworfen, Engholm im Zuge des Wahlkampfes in Schleswig Holstein bespitzeln zu lassen.

    13. September: Die CDU verliert bei den Wahlen in Schleswig-Holstein sechs Mandate und erringt in einer Koalition mit derFDP insgesamt 37 Mandate. Die SPD erreicht 36 Mandate. Barschel wird erneut zum Ministerpräsidenten gewählt.

    18. September: Barschel gibt sein persönliches Ehrenwort und eine eidesstattliche Erklärung ab, dass die vom "Spiegel" gegen ihn erhobenen Vorwürfe nicht gerechtfertigt seien.

    25. September: Barschel erklärt seinen Rücktritt. Er übernimmt damit die politische Verantwortung für die Affäre um die Bespitzelung Engholms, bestreitet aber jegliche persönliche Schuld.

    11. Oktober: Barschel wird in einem Hotel in Genf tot aufgefunden.

  • 1988

    3. Februar: Der Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der "Barschel-Affäre" legt in Kiel seinen Abschlussbericht vor. Darin werden dem inzwischen verstorbenen Barschel schwere Verfehlungen im Wahlkampf gegen Engholm und Machtmissbrauch vorgeworfen.

    8. Mai: Bei den Neuwahlen in Schleswig-Holstein erringt die SPD mit 54,8 Prozent der Stimmen die absolute Mehrheit.

    31. Mai: Engholm wird zum neuen Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein gewählt. In seinem Kabinett sind vier Frauen vertreten, darunter die erste deutsche Frauenministerin.

  • 1988-1993

    Mitglied des Präsidiums des SPD-Parteivorstandes.

  • 1990

    Mai: Engholm bildet sein Kabinett in Schleswig-Holstein um. Er versucht einen neuen politischen Stil einzuführen, der sich in mehr "Transparenz, Modernität, Kooperation und Bürgernähe" ausdrücken soll.

    Zu den wichtigsten Maßnahmen seiner Amtszeit zählen eine Gesamtrevision der Landesverfassungen, die Aufhebung des Extremistenbeschlusses, die Neufassung der Kommunalverfassung, die Ausweitung der Mitbestimmung im öffentlichen Dienst, Neuerungen zur Gleichstellung der Frau sowie Auflagen für den Verfassungsschutz.

    Im Bildungsbereich hat Engholm die Schulgesetz-Reform mit der Einführung der Gesamtschule als Regelschule durchgesetzt und eine Änderung des Hochschulgesetzes eingeführt, nachdem in Schleswig-Holstein auch ohne Abitur studiert werden kann, wenn andere Qualifikationen vorliegen. Weiter hat er den Ausbau von Fachhochschulen und den Aufbau einer technischen Fakultät an der Universität Kiel unterstützt.

    Veröffentlichung der Schrift "Vom öffentlichen Gebrauch der Vernunft".

  • 1991

    29. Mai: Engholm wird als Nachfolger von Hans-Jochen Vogel zum Vorsitzenden der SPD gewählt.

    Auszeichnung mit dem Hansepreis der Handelskammer Südschweden und dem Europapreis der schwedischen Zeitung "Sydvenska Dagbladet".

  • 1992

    21. Januar: Engholm erklärt sich zur Kanzlerkandidatur bereit. Im Herbst legt er ein Konzept zur Neuorientierung der SPD-Politik vor, in dessen Mittelpunkt eine "Projektgruppe Deutschland 2000" steht.

    Engholm setzt in der SPD die Zustimmung zu den Maastrichter-Verträgen durch sowie eine Kursänderung innerhalb der SPD beim Asylrecht und bei UNO-Einsätzen der Bundeswehr.

    5. Mai: Engholm wird erneut zum Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein gewählt.

    Nach dem Tod von Willy Brandt gibt Engholm die Schrift "Abschied - Dank an Willy Brandt" heraus.

  • 1993

    3. Mai: Engholm tritt nach den Enthüllungen im Zusammenhang mit der "Barschel-Affäre" als schleswig-holsteinischer Ministerpräsident, als Vorsitzender der SPD und als Kanzlerkandidat zurück. Er gibt zu, vor dem Barschel-Untersuchungsausschuss 1987 die Unwahrheit gesagt zu haben und bereits am 7. September über Bespitzelungen seiner Person informiert worden zu sein. Bisher hatte er immer wieder betont, erst am 13. September, dem damaligen Wahltag, von den Machenschaften gegen ihn erfahren zu haben.

  • 1994

    Engholm übernimmt einen Beratervertrag bei dem Energiekonzern PreußenElektra.

  • 1997

    Engholm wird Vorstandsmitglied des deutsch-finnischen Vereins "Pro Baltica Forum". In dieser Eigenschaft vertritt er den Gedanken einer "Neuen Hanse" als Kooperation der Ostsee-Länder.

  • 2005

    13. Juni: Für seine Verdienste zur Förderung der deutsch-skandinavischen Beziehungen wird ihm der Willy-Brandt-Preis verliehen.

 

(iz) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 05.08.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Zündorf, Irmgard: Biografie Björn Engholm, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/bjoern-engholm.html
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