Rund 93 Millionen Selfies entstehen täglich rund um den Globus. Kritiker deuten sie als Indiz für die zunehmende Selbstverliebtheit vor allem der jüngeren Generation. Befürworter hingegen bewerten sie sogar als "neue Phase der Kulturgeschichte". Und dazwischen stehen Millionen Nutzerinnen und Nutzer, die einfach nur Spaß an ihren Selfies haben. Die neue Ausstellung präsentiert rund 600 Objekte, Fotos und Filme aus aller Welt. Dazu gehören etwa das 1999 in Japan hergestellte erste Mobiltelefon mit integrierter Kamera oder die Ausrüstung des jungen Filmemachers Adolf Winkelmann, der 1967 in Kassel größere Irritationen auslöste, als er sich bei einem Spaziergang durch die Stadt selbst filmte. Die Ausstellung ist vom 17. März 2021 bis Januar 2022 im Zeitgeschichtlichen Forum zu sehen. Der Eintritt ist frei. Es gelten die pandemiebedingten Sicherheitsregeln.
Medienvertreterinnen und -vertreter sind am Montag, 15. März 2021, herzlich zur Vorbesichtigung um 10.00 Uhr und zum Pressegespräch um 11.00 Uhr im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig eingeladen.
Universell, allgegenwärtig, überraschend vielschichtig, faszinierend und extrem polarisierend zugleich, haben digitale Selbstporträts längst unseren Alltag erobert. Sich selbst vor aller Augen für ein Foto in Szene zu setzen, sorgt längst nicht mehr für Aufsehen. Selfie-Szenen gibt es auf Werbeplakaten, spezifische Produkte sind zu einer marktwirtschaftlichen Größe geworden. Für die Tourismusbranche sind Selfie-Hype und "Instagramability" von Reisezielen Fluch und Segen zugleich. Politikerinnen und Politiker signalisieren mit ihren Selfies Volksnähe, nutzen sie für Wahlkampagnen.
Geschichte
Der Siegeszug des digitalen Selbstporträts hängt eng mit der rasanten Entwicklung von Smartphone-Technik und sozialen Netzwerken zusammen. Der Begriff "Selfie" taucht erstmals 2002 auf, gelangt rasch in den globalen Wortschatz und macht 2013 als "Wort des Jahres" Karriere.
Wirkung
Selfies ergänzen herkömmliche Kommunikationsmittel und althergebrachte Erinnerungsmedien, sorgen für vermeintliche oder echte Nähe. Ihre Bildsprache funktioniert über geografische und kulturelle Grenzen hinweg. Um in der allgegenwärtigen Bilderflut wahrgenommen zu werden, müssen sie besonders witzig, schön, aufregend, einzigartig sein.
Debatte
Selfies veröffentlicht man, um sich darzustellen, und hofft dabei auf positive Reaktionen. Sind Selfies deshalb ein Anzeichen für Narzissmus? Journalisten, Künstler, Kultur- und Sozialwissenschaftler wie Psychologen diskutieren darüber höchst widersprüchlich. Jedenfalls sind die Fotos Ausdruck einer selbstbestimmten Inszenierung ihrer Urheber. Das können auch die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung erleben: Zwei interaktive Selfie-Points mit abwechslungsreichen Hintergrundszenarien laden zum Fotoshooting ein. Wer möchte, kann sein Selfie am Ende der Präsentation wiederfinden.
Die Ausstellung zeigt technische Voraussetzungen, fragt nach individuellen Motivationen und geht gesamtgesellschaftlichen Folgen des weltweiten Selfie-Booms nach. Es geht um Kommunikation und vor allem um die Wirkungsmacht der digitalen Selbstporträts.
Pressevorbesichtigung: 15.3.2021, 10.00 Uhr
Pressegespräch: 15.3.2021, 11.00 Uhr
Ausstellung "Immer Ich. Faszination Selfie" (17. März 2021 - Januar 2022)
Geänderte Öffnungszeiten bis auf Weiteres: Dienstag - Sonntag/Feiertage 10-18 Uhr
Besuch nur nach telefonischer Voranmeldung unter 0341/2220-445
Eintritt frei
Eine Veröffentlichung der Fotos ist nur im Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Ausstellung und unter Angabe des Copyright-Hinweises zulässig. Für höher aufgelöste Vorlagen wenden Sie sich bitte an den oben genannten Ansprechpartner.
Das Foto des Selfies von Shaker Kedida mit Bundeskanzlerin Merkel sorgt 2015 für Schlagzeilen.
Foto: Punctum/Alexander Schmidt
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Das Foto mit den meisten Retweets weltweit entstand bei der Oscar-Verleihung 2014 und animierte zum Nachahmen.
Foto: Punctum/Alexander Schmidt
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Technologische Neuheiten - wie diese Kuriosität aus Japan - sollen für das perfekte Selfie sorgen.
Foto: Punctum/Alexander Schmidt
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Influencerinnen und Influencer nutzen Selfies zur Selbstvermarktung - die einen werben für Produkte, andere vermitteln Vielfalt und Toleranz.
Foto: Punctum/Alexander Schmidt
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"Unerwünschtes Selfie" nennt der Australier Mark Lynch seine Karikatur 2017.
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Die Ausstellung bietet viele Möglichkeiten, sich selbst in Szene zu setzen.
Foto: Punctum/Alexander Schmidt
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Die Projektleiterin der Ausstellung, Frau Dr. Henrike Girmond, vor dem Gemälde "Venus" der Weimarer Künstlerin Ulrike Theusner.
Foto: Punctum/Alexander Schmidt
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Plakat
Gestaltung: Robert Matzke Design, Dresden
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