"Contergan ist Teil der deutschen Geschichte"

Künftige Dauerausstellung im Bonner Haus der Geschichte wird mit neuen Exponaten an den Conterganskandal erinnern

"Wir müssen das Thema wachhalten und die Erinnerung an den Conterganskandal bewahren", sagt Margit Hudelmaier. Sie ist selbst Betroffene und Mitglied des Vorstands der Conterganstiftung. "Der Skandal und seine Folgen gehören zur Geschichte der Bundesrepublik wie das Wirtschaftswunder, vor dessen geschichtlichem Hintergrund er sich ereignet hat." Tausende Schwangere hatten Ende der 1950er bis Anfang der 1960er Jahre das damals freiverkäufliche und als unbedenklich geltende Schlaf- und Beruhigungsmittel Contergan eingenommen. In der Folge kamen deren Kinder mit Fehlbildungen an Extremitäten und Organen zur Welt, viele starben.

Gegen das drohende Vergessen überreichte die Conterganstiftung dem Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn zwei Exponate als Leihgaben für die neue Dauerausstellung, die ab kommendem Herbst komplett erneuert wird. Auf Initiative aus Betroffenenkreisen hatte sich der Vorstand der Conterganstiftung erfolgreich für eine angepasste Darstellung und Übernahme der Thematik in die Ausstellung eingesetzt. Sammlungsdirektor Dr. Manfred Wichmann: "Wir sammeln Objekte für unsere Sammlungen und Ausstellungen mit dem Ziel, auch die Auswirkungen von historischen Ereignissen zu beleuchten und zu dokumentieren. Wir möchten mit eindrücklichen Objekten nah an der Lebenswirklichkeit der Menschen bleiben."

Entsprechend bestehen die beiden Leihgaben aus dem historischen Geschäftsstellenschild mit dem alten Namen „Conterganstiftung für behinderte Menschen“ – heute heißt die Stiftung öffentlichen Rechts nur mehr „Conterganstiftung“ – sowie einer Armprothese. Diese steht stellvertretend für die Versuche der Ärzteschaft in den 1960er Jahren, die Fehlbildungen der „Contergankinder“ orthopädisch zu korrigieren. Aufgrund von langen Klinik- und Heimaufenthalten fern der Familie sowie der zur damaligen Zeit üblichen medizinisch-technischen Methoden tragen Menschen mit Conterganschädigung bis heute Traumata mit sich. Etwa 2.400 von ihnen leben heute allein in Deutschland, befinden sich im fortgeschrittenen Alter. Sie haben mit zahlreichen Folge- und Spätschäden zu kämpfen.

Die Conterganstiftung fördert bundesweit zehn multidisziplinäre medizinische Kompetenzzentren, unterhält einen Beratungsbereich und vergibt Forschungsprojekte zum Wohl der Betroffenen.  Aus dem Bundeshaushalt werden monatlich die Conterganrenten in Höhe von 818 € bis zu 9.234 € sowie eine jährliche Einmalzahlung für spezifische Bedarfe in Höhe von 5.676 € bis zu 14.700 € an die Betroffenen ausgezahlt.

Kontakte:

Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland

Petra Rösgen
Pressereferentin
Willy-Brandt-Allee 14
53113 Bonn
Tel. 0228 9165 108
E-Mail: roesgen@hdg.de
www.hdg.de
 

Conterganstiftung:

Matthias Benedict Moeller
Geschäftsstelle
Postanschrift: 50964 Köln
Tel.: 0221 3673 3303
geschaeftsstelle@contergan.bund.de 
www.contergan-infoportal.de