Verdrängung oder Beschäftigung, Betroffenheit oder Gleichgültigkeit: Seit fast 80 Jahren setzen sich Menschen in Deutschland mit dem Nationalsozialismus auseinander. Die neue Ausstellung zeigt, wie sich die verschiedenen Generationen bis heute zu diesem wichtigen Kapitel deutscher Geschichte verhalten.
Dabei verbindet sie generationelle Aspekte mit herausgehobenen Ereignissen, die für den Umgang mit dem Nationalsozialismus von besonderer Bedeutung sind. Entnazifizierung, „antifaschistischer“ Gründungsmythos der DDR, „Holocaust“-Fernsehserie, Wehrmachtsausstellung und das Denkmal für die ermordeten Juden Europas beeinflussen das Verhältnis zur nationalsozialistischen Vergangenheit. Unabdingbar ist dabei, die zeittypischen Lebenssituationen der jeweiligen Generationen zu verdeutlichen: Zur Erlebnisgeneration gehören diejenigen, die während des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs erwachsen sind. Deren Kinder prägen die Debatten um die Folgen des Nationalsozialismus. In der Zeit der Wiedervereinigung suchen die Enkel nach Antworten. Die vierte Generation findet ihre Standpunkte zu Nationalsozialismus und Holocaust ab dem Jahr 2000.
Die Fahrkarte einer überlebenden Jüdin aus Theresienstadt zurück nach Münster, Hedwig Maria Leys Büste von Adolf Hitler, das Transparent „Unter den Talaren Muff von 1000 Jahren“ der „68er“, ein Detailmodell der Skulpturengruppe des Mahnmals Buchenwald oder ein mobiles Schreibgerät, mit dem der Künstler Gunter Demnig in Köln an „1000 Roma und Sinti“ erinnert, sind nur einige Beispiele für die Objekte, die in der Ausstellung den Umgang der verschiedenen Generationen mit diesem Teil deutscher Geschichte zeigen. Eindrucksvolle Exponate von 170 Leihgebern, Objekte aus den Sammlungen der Stiftung sowie Medieninstallationen gehen Fragen nach wie: Was verbirgt sich hinter dem oft behaupteten Schweigen derjenigen, die Diktatur und Krieg erlebt haben? Wie repräsentativ sind die lautstark artikulierten Positionen der 68er-Bewegung? Wie stark prägt der „Antifaschismus” die Menschen in der DDR? Begegnen Jugendliche heute dem Nationalsozialismus mit Desinteresse?
Jede Generation entwickelt unter Bezugnahme auf das Vorangegangene ihre eigene Haltung zum Nationalsozialismus; sie definiert die Bedeutung dieser Geschichtsphase für Gegenwart und Zukunft. Der Blick auf Tradierungs- und Aushandlungsprozesse innerhalb einer Generation und zwischen den Generationen verdeutlicht, dass dieser Umgang zu jeder Zeit relevant ist und ambivalente Formen annimmt. Besucherinnen und Besucher können Anknüpfungspunkte an dominante Prägungen und Herausforderungen ihrer eigenen Generation und der ihrer Familienmitglieder finden. Zugleich regt der generationelle Zugang zu einer über den jeweiligen Erfahrungshorizont hinausgehenden Reflexion an.
Pressevorbesichtigung: Dienstag, 17.9.2024, 10 Uhr,
Pressegespräch 11 Uhr
Eröffnung mit Shelly Kupferberg: 17.9.2024, 19 Uhr
Nach Hitler. Die deutsche Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus (18.9.2024–25.1.2026)
Öffnungszeiten: Di–Fr 9–18 Uhr; Sa, So, Feiertage 10–18 Uhr, Eintritt frei
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Veranstaltungen im Begleitprogramm 2024:
Dienstag, 29.10.2024, 19 Uhr,
„Erstes, zweites, drittes Reich: Was Reichsbürger glauben“
Live-Aufzeichnung des Deutschlandfunk-Podcasts „Der Rest ist Geschichte“
Donnerstag, 28.11.2024, 19 Uhr,
Künstlergespräch mit Paweł Bownik und Podiumsdiskussion „Umkämpft. Erinnerungen an den Nationalsozialismus in Mittel- und Osteuropa“,
Jeweils 18 Uhr: Begleitung durch die Wechselausstellung
Anmeldung erforderlich unter:
https://www.hdg.de/haus-der-geschichte/veranstaltungen
Eine Veröffentlichung der Fotos ist nur mit der Berichterstattung über die Ausstellung und unter Angabe des Copyright-Hinweises zulässig. Für höher aufgelöste Vorlagen wenden Sie sich bitte an die oben genannte Ansprechpartnerin.
Plakat zur Ausstellung "Nach Hitler. Die deutsche Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus"
Copyright: Schleiner + Partner Kommunikation
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Entwurf der Skulptur "Menschen im Stacheldraht" von Nandor Glid
Nandor Glid entwirft das Internationale Mahnmal der KZ-Gedenkstätte Dachau. 1968 wird die Skulptur eingeweiht.
Künstler: Nandor Glid
Foto: Stiftung Haus der Geschichte, Axel Thünker
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Plakat "13.9.1953 Internationaler Gedenktag für die Opfer des faschistischen Terrors"
Im Zentrum des Gedenkens in der DDR steht der Kommunist Ernst Thälmann – auf Plakaten, Straßenschildern oder als Skulptur.
Foto: Stiftung Haus der Geschichte, Axel Thünker
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Hitlerbüste der Bildhauerin Hedwig Maria Ley aus dem Jahr 1932
Bildhauerin Hedwig Maria Ley vergräbt bei Kriegsende die von ihr gefertigte Hitlerbüste. 1967 schenkt sie das Werk einem Handwerker, der es auf seinem Kaminsims aufstellt.
Künstlerin: Hedwig Maria Ley
Foto: Stiftung Haus der Geschichte, Axel Thünker
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Dankesbrief einer Schulklasse an die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer
Leihgeberin: Margot Friedländer
Foto: Stiftung Haus der Geschichte, Axel Thünker
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Banner "Unter den Talaren Muff von 1000 Jahren"
Am 9. November 1967 entrollen zwei Studenten der Universität Hamburg dieses Banner im vollbesetzten Hörsaal.
Leihgeber: Universitätsmuseum, Universität Hamburg
Foto: Stiftung Haus der Geschichte, Axel Thünker
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Ruschnyk - traditionelle ukrainische Webarbeit
Zwischen 1941 und 1944 besetzt die deutsche Wehrmacht einen großen Teil der heutigen Ukraine. Während Wehrmachtssoldaten in ihrem Haus quartieren, webt die Ukrainerin Evdokija Malaj traditionelle Tücher, sogenannte Ruschnyki. 80 Jahre später macht der russische Angriffskrieg das Land abermals zum Kriegsschauplatz. Als Ausdruck der Dankbarkeit für die deutsche Hilfe schickt Evdokija Malajs Enkel einige Ruschnyki seiner Großmutter nach Deutschland.
Foto: Stiftung Haus der Geschichte, Axel Thünker
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Gedenkstein aus der KZ-Gedenkstätte Dachau: Rosa Winkel
Der rosa Winkel, den homosexuelle Männer in den Konzentrationslagern tragen mussten, wird in den 1980er Jahren zu einem Symbol der Schwulenbewegung. Doch erst 1995 stellt die Gedenkstätte Dachau eine Neuanfertigung des Gedenksteins aus.
Leihgeber: Forum Queeres Archiv München
Foto: Stiftung Haus der Geschichte, Axel Thünker
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