Junges Engagement in Sachen Erinnerungskultur: zehn provisorische Stolpersteine aus Zeitz kommen ins Museum

Zehn provisorische Stolpersteine aus Zeitz (Sachsen-Anhalt) sind nun Teil der Sammlung des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig. Als am 7. Oktober 2024, dem Jahrestag des Hamas-Überfalls auf Israel, alle zehn in Zeitz verlegten Stolpersteine gestohlen wurden, waren das Entsetzen in der Stadtgesellschaft und die mediale Resonanz groß. 

17 Schülerinnen und Schüler der 12. Jahrgangsstufe des Geschwister-Scholl-Gymnasiums wollten diese Fehlstellen nicht akzeptieren: Sie stellten gemeinsam mit ihrem Geschichtslehrer Jens Ziemkendorf im 3D-Druckverfahren provisorische Stolpersteine aus Kunststoff her. Die Verlegung fand am 21. Oktober 2024 statt.

Gut einen Monat lang waren die weißen Steine im Einsatz, dann sorgte der Künstler und Initiator des Stolperstein-Projekts, Gunter Demnig, für Ersatz. Am 28. November 2024 wurden zehn neue Stolpersteine verlegt, finanziert durch eine Spendenaktion des Burgenlandkreises. Die messingfarbenen Gedenksteine erinnern nun wieder an Ort und Stelle an jüdische Opfer des Nationalsozialismus, die einst in Zeitz lebten.

Uta Bretschneider, Direktorin des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig, freut sich über den Neuzugang zur Sammlung: „Die provisorischen Stolpersteine zeigen einerseits, dass Antisemitismus in unserer Gesellschaft – in Ost und West – ein großes Problem darstellt, andererseits aber, und das finde ich großartig, erzählen sie auch von Selbstermächtigung und vom erinnerungskulturellen Engagement junger Menschen in Zeitz.“

Zunächst kommen die Kunststoffwürfel ins Museumsdepot, aber schon jetzt steht fest, dass sie ab Februar 2027 im Rahmen der Ausstellung „Nach Hitler. Die deutsche Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus“ im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig zu sehen sein werden. 

Uta Bretschneider steht Ihnen gern für ein Interview zur Verfügung.