Es gibt wohl kaum einen deutschen Künstler, der sich so konsequent wie Roger Loewig an der tödlichen Grenze in Deutschland gerieben hat. Das Zeitgeschichtliche Forum zeigt anlässlich des 40. Jahrestags des Mauerbaus 13 Grafiken des 1997 verstorbenen Malers, Zeichners und Dichters.
Nacht im geteilten Berlin: in der linken Bildhälfte die Silhouetten von Hochhäusern, rechts ein Grünstreifen. Im Zentrum verläuft eine breite, kahle Schneise, begrenzt durch Mauer, Wachtürme, Lichtmasten und Stacheldraht; darüber steht, in zwei Teile zerrissen, der Mond. Diese Lithografie gehört zu den eindrucksvollsten Arbeiten, die im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig zu sehen sind. Roger Loewig schuf sie 1975 unter dem Titel "Die Stadt, in der ich wohne" und versandte sie als Neujahrskarte an seine Freunde.
Seit 1972 lebte der Künstler in West-Berlin, nachdem er 20 Jahre in Ost-Berlin gewohnt hatte, ehe ihn das SED-Regime zur Ausreise in die Bundesrepublik trieb. Schon 1963 hatte er in privaten Räumen einige Arbeiten ausgestellt, welche die traumatische Erfahrung des Mauerbaus spiegelten. Prompt folgten Verhaftung und Verurteilung. Trotz Freikauf durch die Bundesrepublik blieb Loewig in der DDR, ertrug Verfolgung und Druckverbot. Erst 1971 siedelte er nach West-Berlin über. Seinem Thema blieb er auch hier treu und arbeitete bis zum Fall der Mauer intensiv daran weiter, die Wunde der mörderischen Grenze künstlerisch sichtbar zu machen.